Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Iran gilt vielen als die Republik der mollas, nicht nur den auf Simplifizierung bedachten,westlichen Journalisten, sondern auch großen Teilen der iranischen Laienbevölkerung. Schonein kurzer Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse wird das widerlegen und darum soll es infolgender Arbeit gehen, um die tatsächliche Stellung und Bedeutung der colama' in derIslamischen Republik Iran. Zunächst setzte eine solche Herrschaft einer Gruppierung voraus,dass es sich um eine in sich geschlossene Gemeinschaft handelt. Das ist nicht der Fall,vielmehr gibt es innerhalb der Geistlichkeit bedeutende Fraktionen, die in ausgesprochenerStaatsferne stehen (vgl. u. S. 1 ff.), und solche, die nicht nur in auch politischer Oppositionnicht unbedingt nur zur gegenwärtigen Regierung sondern nicht selten auch zum bestehendenpolitischenSystem an sich - der Islamischen Republik nach omeynis Vorstellungen - stehen,sondern nicht selten auch die führenden Köpfe entsprechender oppositioneller Gruppierungenstellen (vgl. u. S. 4 ff.). Aber auch ein Blick auf das politische System der IslamischenRepublik und ihre Verfassung lehrt, dass den islamischen Gelehrten zwar eine großeBedeutung in der Führung der Republik zukommt, keinesfalls aber von einer Herrschaft dercolama' oder auch nur foqaha' als Kollektiv gesprochen werden kann (vgl. u. S. 9 ff.). Aufder anderen Seite steht eine insbesondere finanziell de facto unabhängig gebliebeneGelehrtenschaft, auf die der Staat mit bildungspolitischen Mitteln, in Einzelfällen auch mitRepressalien Einfluss zu gewinnen sucht (vgl. u. S. 12 f.), was das Verhältnis zwischenTeheran und Qom als im Vergleich mit der Schahzeit nicht wesentlich verändert erscheinenlässt. Verändert hat sich hingegen die gesellschaftliche Stellung der Geistlichkeitnachdrücklich (vgl. u. S. 13 f.), was sich vor allem - und das ist der Punkt, in dem dieGeistlichkeit am deutlichsten denn doch als neue Führungsklasse erscheint - in derÖffentlichkeitswirkung und der öffentlichen Anteilnahme an theologischen bzw.religionsrechtlichen Diskussionen zeigt (vgl. u. S. 15), die eben nicht mehr fernab jeglicherBedeutung für die Politik und damit auch den Alltag der Gläubigen geführt werden bzw., wasden Alltag betrifft, in ihren Konsequenzen den Charakter der Freiwilligkeit, den sichergebenden Forderungen an den einzelnen Gläubigen zu folgen, verloren haben.[...]
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