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"Der hier vorgelegte Band zeigt, daß deutsche Schriftsteller schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts an der Ausformung eines aggressiven und fremdenfeindlichen Vaterlandsdiskurses gearbeitet haben. Der Ansatz, Nationalismus als eine »gedachte Ordnung« zu begreifen, ermöglicht es zum ersten Mal, die Trennung in einen Gemeinschaft stiftenden »guten« und einen ausgrenzend aggressiven »bösen« Nationalismus zu überwinden; mit ihm lassen sich zwei weitere, für die deutsche Nationalismusforschung wichtige Problemkomplexe sinnvoller untersuchen als bisher: die Rolle, die Schriftsteller und »Dichter«…mehr

Produktbeschreibung
"Der hier vorgelegte Band zeigt, daß deutsche Schriftsteller schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts an der Ausformung eines aggressiven und fremdenfeindlichen Vaterlandsdiskurses gearbeitet haben. Der Ansatz, Nationalismus als eine »gedachte Ordnung« zu begreifen, ermöglicht es zum ersten Mal, die Trennung in einen Gemeinschaft stiftenden »guten« und einen ausgrenzend aggressiven »bösen« Nationalismus zu überwinden; mit ihm lassen sich zwei weitere, für die deutsche Nationalismusforschung wichtige Problemkomplexe sinnvoller untersuchen als bisher: die Rolle, die Schriftsteller und »Dichter« bei der Entwicklung nationaler Vorstellungen gespielt haben, und die Entstehung des deutschen Nationalismus zu einer Zeit, in der ein deutscher Nationalstaat noch gar nicht erkennbar war."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.1996

Suche Händel, biete Klopstock
Eliminatorischer Nationalismus im achtzehnten Jahrhundert? Eine scheinbare Provokation

Die übliche Unterscheidung zwischen dem weltoffenen Patriotismus der Aufklärung und dem militanten Nationalismus der Romantik läßt sich nicht halten. Dies ist das Ergebnis einiger Studien von Hans Peter Herrmann und zweien seiner Schüler. Beispielhaft sind danach die Dramen über die nationale Symbolgestalt Herrmann den Cherusker, die Johann Elias Schlegel (1740/41), Justus Möser (1749) und Friedrich Gottlieb Klopstock (1769) geschrieben haben: Es sind frühe Zeugnisse eines aggressiven, fremdenfeindlichen und machtbetonten Nationalismus. Dieser Nationalismus führte in Heinrich von Kleists "Herrmannsschlacht" (1808) zu mörderischen und menschenverachtenden Formen, und er ging einher mit der Gründung einer frühen Männergemeinschaft im Namen Deutschlands. Die von Lessing herausgegebenen "Preußischen Kriegslieder" Johann Wilhelm Gleims (1758) und Thomas Abbts Schrift über den "Tod für das Vaterland" (1761) banden die Vorstellung vom patriotischen Opfertod an die Gestalt eines nationalen Führers, diejenige König Friedrichs II. Sie legitimierten den Tod fürs Vaterland religiös und steigerten die Feindbilder.

Die jungen Dichter des Göttinger "Hain"-Bundes und ihr Prophet Klopstock sprachen zum ersten Mal von einem inneren Feind, der zu bekämpfen sei. Der Nationalismus Achim von Arnims (1811) identifizierte diesen inneren Feind als Juden. Seine Bilder vom Hautabziehen und Durchglühen in Ätzlauge trugen zur Gewöhnung an einen gewaltsamen Umgang mit Minderheiten bei. Die genannten Autoren entwickelten auch Bilder machtbetonter Männlichkeit. Hundert Jahre später sollten diese national überhöhten Männlichkeitsphantasien im soldatischen Mann des Wilhelminismus und der Nationalsozialisten ihre historische Breitenwirkung entfalten.

Diese Thesen verdienen gewiß Beachtung, und konservative Gemüter, die ruhelos wiederholen, wie normal das Nationale auch für uns Deutsche ist, mögen daran sogar für zwei Stunden den Reiz des Provokanten genießen. Historikern und Literaturwissenschaftlern ist jedoch eine Enttäuschung vorherzusagen - eine Enttäuschung, die sich mit einem Satz Justus Mösers aus der Vorrede zum zweiten Teil seiner Osnabrückischen Geschichte andeuten läßt: "Meine Abneigung gegen alle moralischen Betrachtungen ist unter der Arbeit gewachsen." CHRISTOPH ALBRECHT

Hans Peter Herrmann, Hans-Martin Blitz, Susanna Moßmann: "Machtphantasie Deutschland". Nationalismus, Männlichkeit und Fremdenhaß im Vaterlandsdiskurs deutscher Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996. 212 S., br., 19,80 DM.

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