Mit dem 1835 veröffentlichten erotischen Roman "Mademoiselle Maupin" erlebte der französische Schriftsteller Théophile Gautier seinen ersten großen Erfolg. In einer Abfolge von Briefen werden die Erlebnisse der Titelheldin geschildert, die verkleidet als Mann in gleichgeschlechtlichen wie hetereosexuellen Erlebnissen ihr allumfassendes Liebesideal zu verwirklichen sucht. Als ihr das schließlich in einer rauschhaften Liebesnacht gelingt, verzichtet sie jedoch auf eine Fortsetzung, um ihr Liebesideal nicht durch Alltäglichkeit und Gewöhnung zu zerstören.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Gar nicht recht fassen kann Rezensent Thomas Laux, wie modern ihm der französische Schriftsteller Theophile Gautier in gleich mehreren neu übersetzten Werken vorkommt. Das hat nicht nur mit den sehr freigeistigen Ansichten, sondern schon ganz grundsätzlich mit seiner Erzählhaltung zu tun, damit vor allem, dass dem Erzähler ein weiterer Kommentator des Erzählens mit einiger Herablassung gerne ins Wort fällt. Aber auch mit den Inhalten selbst. Im Romanerstling "Mademoiselle de Maupin", dessen Neuübersetzung als "ansprechend" gelobt wird, etwa geht es sehr wohl um die titelgebende Mademoiselle, die sich freilich als geschlechterwechselnde Person herausstellt und auch als Theodore de Serannes auftritt. Und als solche und solcher Männer wie Frauen verführt, wiewohl es dann aus gutem Grund in der männlichen (Nicht)Inkarnation nie zum äußersten kommt. So stellt sich, resümiert der Rezensent, schon in diesem ersten Roman die Frage nach Geschlechtsidentität als die "Frage nach der Identität schlechthin".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der Roman des jungen Gautier war lange ein Geheimtipp, trotz seines freizügigen Inhalts. Heute gilt die bizarre Dreiecksgeschichte als Bibel der literarischen Dekadenz.« DER TAGESSPIEGEL, 26.06.2011
»Gautier hat mit "Mademoiselle de Maupin" einen raffiniert erotischen Roman geschrieben, ein köstliches Verwirrspiel mit permanentem Augenzwinkern. Dabei dekliniert er die vergnüglichsten Facetten des Liebeslebens mit Anspielungen auf den Hermaphrodismus und die Bisexualität durch, und zwar so humorvoll, dass die Lektüre den Leser unablässig schmunzeln lässt.«