Autorin Margret Greiner ist für ihre packenden Romanbiografien rund um Frauen des Fin de Siècle bekannt. Nach Emilie Flöge (2014), Charlotte Salomon (2017) oder Margaret Stonborough-Wittgenstein (2018) widmet sie sich nun zwei weiteren unkonventionellen Frauen: Eugenia Primavesi(1874-1962) und deren
Tochter Gertrude Primavesi (1903–2000), die jeweils Mäda gerufen wurden.
Was die beiden Mädas so…mehrAutorin Margret Greiner ist für ihre packenden Romanbiografien rund um Frauen des Fin de Siècle bekannt. Nach Emilie Flöge (2014), Charlotte Salomon (2017) oder Margaret Stonborough-Wittgenstein (2018) widmet sie sich nun zwei weiteren unkonventionellen Frauen: Eugenia Primavesi(1874-1962) und deren Tochter Gertrude Primavesi (1903–2000), die jeweils Mäda gerufen wurden.
Was die beiden Mädas so besonders macht? Ihre Namen sind untrennbar mit Gustav Klimt (1862-1918) und den Wiener Werkstätten verbunden. Gustav Klimt malte die beiden in den Jahren 1912 und 1913 auf Auftrag von Otto Primavesi. Mit den Wiener Werkstätten hatte Otto Primavesi weniger Glück, denn sein Einsatz dafür hat ihn de facto ruiniert.
Anhand von zahlreichen, im Anhang angegebenen Quellen, zeichnet Margret Greiner die Leben der beiden Frauen nach. Einige Fotos aus den Archiven lassen uns in die Welt der Familie Primavesi eintauchen.
Sowohl Mutter als auch Tochter sind Symbole für ein unkonventionelles Frauenleben. Allerdings jedes auf seine eigene Art. So legt Mutter Mäda ihr gesamtes Vermögen und ihre Beziehungen in den Erhalt der Wiener Werkstätten und versucht eine politische Karriere, die mit dem Ständestaat endet, so geht Tochter Mäda einen anderen Weg: Sie emigriert mit Umwegen nach Kanada und gründet dort ein Kinderheim, das nach modernsten Erkenntnissen lange Jahre auch von ihr selbst geführt wird.
Ach ja, die beiden Bilder - sie spielen natürlich in diesem Buch auch eine Rolle. Das Bild der Tochter wird, nach der Zusammenbruch von Ottos Firmenimperium, 1928 wie viele andere Vermögenswerte verkauft. Die „Kleine Primavesi“ gelangt in den Besitz von Jenny Steiner aus der Familie Pulitzer. Steiner kann nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland noch rechtzeitig das Land verlassen. Ihr Vermögen und die zahlreichen Kunstschätze wurden von den Nazis beschlagnahmt und in den 1950er restituiert. Die „Große Primavesi“ bleibt jahrelang verschollen. Erst 1987 taucht es bei einer Versteigerung auf. Es war bis dahin im Besitz von Tochter Mäda.
Meine Meinung:
Ich schätze Margret Greiners Vorliebe für unangepasste Frauen aus dem Fin de Siècle. In wohlgesetzten Worten schreibt sie ihre penibel recherchierten Romanbiografien. Dort wo Quellen, weil z.B. Briefe oder Tagebücher fehlen, wenig hergeben, werden die Lücken elegant gefüllt. Zusätzlich erfährt die interessierte Leserschaft zahlreiche Details aus der Geschichte dieser Zeit. Dieser „Geschichtsunterricht“ findet so subtil und unterschwellig statt, dass sich die Leser dessen gar nicht bewusst werden.
Was bleibt von den Primavesis?
Zahlreiche Kunstwerke bedeutender Künstler wie Gustav Klimt oder Bildhauer Anton Hanak, die heute in verschiedenen Museen der Welt hängen oder wie Hanaks Skulpturen stehen. Die Villa Primavesi in Wien sowie jene in Olomouc (Olmütz) sind erhalten geblieben und aufwändig renoviert worden.
Das Cover zeigt Ausschnitte aus den beiden Gemälden von Gustav Klimt: Das farbenfrohe der Mutter und das in Blautönen gehaltene der Tochter. Eine gut gelungene Idee, die beiden wie eine Spielkarte darzustellen. Das Buch ist gediegener Ausstattung als Hardcover im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen.
Fazit:
Diesem Buch, das sich mit zwei faszinierenden Frauen beschäftigt, gebe ich leichten Herzens 5 Sterne und eine Leseempfehlung.