Mit einer geradezu unheimlichen Menschenkenntnis schildert Joshua Ferris seine Grübler und Neurotiker, seine hochintelligenten und sensiblen Männer und Frauen, die so gern aus ihrer Haut möchten. Seine Stories beleuchten die absurden Seiten des Alltags und balancieren souverän auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik.
Ein Pärchen bereitet sich auf die Dinnerparty mit einem anderen Pärchen vor, indem es über den zu erwartenden langweiligen Abend lästert - und wird unangenehm auf sich selbst zurückgeworfen, als die Gäste einfach ausbleiben. Ein Mann heuert einen Arbeiter für die Räumung seines Lagers an und lässt sich durch dessen Wortkargheit derart in Rage bringen, dass er ihn am liebsten tot sähe. Ein pensionierter Witwer in Florida erhält zum Geburtstag den Besuch einer Prostuituierten, den er schlecht verkraftet, ein hoffnungsvoller Fernsehautor verdirbt sich auf einer angesagten Hollywoodparty noch die letzten Chancen ...
Ein Pärchen bereitet sich auf die Dinnerparty mit einem anderen Pärchen vor, indem es über den zu erwartenden langweiligen Abend lästert - und wird unangenehm auf sich selbst zurückgeworfen, als die Gäste einfach ausbleiben. Ein Mann heuert einen Arbeiter für die Räumung seines Lagers an und lässt sich durch dessen Wortkargheit derart in Rage bringen, dass er ihn am liebsten tot sähe. Ein pensionierter Witwer in Florida erhält zum Geburtstag den Besuch einer Prostuituierten, den er schlecht verkraftet, ein hoffnungsvoller Fernsehautor verdirbt sich auf einer angesagten Hollywoodparty noch die letzten Chancen ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2019Rat mal, wer nicht zum Essen kommt
Die Konstellation erinnert etwas an Edward Albees Drama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", in dem sich zwei Ehepaare im Verlauf einer Nacht gegenseitig zerfleischen, aber in der Kurzgeschichte "Die Dinnerparty" des 1974 in Illinois geborenen Joshua Ferris kommt das zweite Ehepaar gar nicht erst zu Besuch, die ganz große Zimmerschlacht bleibt also aus. In Sorge um die nicht eintreffenden Freunde fährt der Ehemann des Paares, das die Einladung ausgesprochen hatte, schließlich bei dem anderen Paar zu Hause vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, und was muss er da feststellen? Die Freunde, längst wohl eher schon Feinde, sind offenbar ganz bewusst nicht ans Telefon gegangen, und nicht nur das: Sie feiern auch noch ihre eigene Party, von welcher der Mann alsbald als ungebetener Gast vertrieben wird. Wieder zurück bei seiner Frau, erfährt er allerdings nicht die traute Solidarisierung in Zweisamkeit, sondern die Sache wird noch schlimmer.
Für dramatische Dinner hat Ferris ein Händchen - in der Story "Im Lauf des Abends" kulminiert die Handlung in einem New Yorker Restaurant, als ein Mann in Gegenwart seiner Schwiegereltern von der Kellnerin erkannt und entlarvt wird als deren Liebhaber. Derartig zuspitzende Zufälle ereignen sich in Ferris' Fiktionen vielleicht etwas häufiger als im gewöhnlichen Leben - dafür bekommt man allerdings zünftige amerikanische Kurzgeschichten auf der Höhe der Zeit serviert, die gelegentlich auch einen trockenen Witz entfalten wie in "Der Hypochonder": Hier feiert ein schrulliger Witwer in Florida auf seltsame Art Geburtstag und bekommt - ausnahmsweise - angenehmen Dinnerbesuch.
wiel.
Joshua Ferris: "Männer, die sich schlecht benehmen". Storys.
Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Luchterhand Verlag, München 2018. 286 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Konstellation erinnert etwas an Edward Albees Drama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", in dem sich zwei Ehepaare im Verlauf einer Nacht gegenseitig zerfleischen, aber in der Kurzgeschichte "Die Dinnerparty" des 1974 in Illinois geborenen Joshua Ferris kommt das zweite Ehepaar gar nicht erst zu Besuch, die ganz große Zimmerschlacht bleibt also aus. In Sorge um die nicht eintreffenden Freunde fährt der Ehemann des Paares, das die Einladung ausgesprochen hatte, schließlich bei dem anderen Paar zu Hause vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, und was muss er da feststellen? Die Freunde, längst wohl eher schon Feinde, sind offenbar ganz bewusst nicht ans Telefon gegangen, und nicht nur das: Sie feiern auch noch ihre eigene Party, von welcher der Mann alsbald als ungebetener Gast vertrieben wird. Wieder zurück bei seiner Frau, erfährt er allerdings nicht die traute Solidarisierung in Zweisamkeit, sondern die Sache wird noch schlimmer.
Für dramatische Dinner hat Ferris ein Händchen - in der Story "Im Lauf des Abends" kulminiert die Handlung in einem New Yorker Restaurant, als ein Mann in Gegenwart seiner Schwiegereltern von der Kellnerin erkannt und entlarvt wird als deren Liebhaber. Derartig zuspitzende Zufälle ereignen sich in Ferris' Fiktionen vielleicht etwas häufiger als im gewöhnlichen Leben - dafür bekommt man allerdings zünftige amerikanische Kurzgeschichten auf der Höhe der Zeit serviert, die gelegentlich auch einen trockenen Witz entfalten wie in "Der Hypochonder": Hier feiert ein schrulliger Witwer in Florida auf seltsame Art Geburtstag und bekommt - ausnahmsweise - angenehmen Dinnerbesuch.
wiel.
Joshua Ferris: "Männer, die sich schlecht benehmen". Storys.
Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Luchterhand Verlag, München 2018. 286 S., geb., 20,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Einfach grandios findet Rezensentin Meike Fessmann diesen Erzählband des amerikanischen Schriftstellers Joshua Ferris. Wenn ihr der Autor hier von neurotischen New Yorkern erzählt, die meist um sich, ihre Ansprüche, Ängste und Beziehungen kreisen, amüsiert sich die Kritikerin nicht nur über Dialogwitz, Drive und Schlagkraft der einzelnen Szenen, sondern sie erkennt durchaus auch den melancholischen Grundton, mit dem Ferris die Verzweiflung seiner Helden am Selbstoptimierungswahn schildert. Wie Marcus Ingendaay Ferris' Erzählton, den Fessmann als "Abfolge von Variationen mit unklarem Wirklichkeitsstatus" beschreibt, ins Deutsche übertragen hat, ringt der Rezensentin ebenfalls größte Anerkennung ab.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Joshua Ferris transferiert den Hang zum Aufgekratzten in einen Tonfall, der de, stillen Leser entgegenkommt und dennoch sein Tempo hält - ein erstaunliches Kunststück.« Meike Fessmann / Süddeutsche Zeitung