"Das ist das Auto meiner Frau!" - Mit diesem Satz wird Susa Bobke bei ihren Einsätzen häufig begrüßt. Natürlich nur von Männern, denn die lernt sie als weiblicher Pannenhelfer von einer Seite kennen, die anderen Frauen verborgen bleibt. Auch sonst erlebt Susa Bobke bei ihrer täglichen Arbeit auf der Standspur kuriose, haarsträubende und manchmal auch berührende Szenen: von verzweifelten Menschen, die auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch liegenbleiben, über streitende Paare, die angesichts eines leeren Tanks ihre Trennung beschließen, bis hin zu den kreativsten Ausreden von Männern mit Autopannen. Susa Bobke trifft Menschen in Extremsituationen - und lädt ein zu einem unterhaltsamen Blick unter die Motorhaube.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2010Leichte Kost mit Hintergrund
Zwei Autobücher, bei denen PS keine Rolle spielen
Autobücher sind im weitesten Sinne auch Belletristik, sprich Unterhaltungsliteratur. Doch oft geht es in Ihnen um bestimmte Marken, Epochen, Unternehmen, um die Technik, um die Geschichte. Der Mensch steht selten im Mittelpunkt, höchstens dann, wenn er etwas Bedeutendes zum Thema geleistet hat, wie die Herren Porsche, Benz oder Daimler.
Zwei Werke sind uns dieser Tage in die Hände gefallen, bei denen es sich zwar auch um Autobücher handelt, aber nicht um alltägliche. Im ersten geht es um das Leben mit einem Porsche Cayman. Der Berliner Autor Christian Eisert hat sich mit 31 Jahren einen persönlichen Traum verwirklicht und einen neuen Porsche Cayman gekauft. Und weil er ein unterhaltsamer Erzähler und Gag-Lieferant für Komödianten wie Harald Schmidt ist, wurde aus seinem "versehentlich spontanen Erwerb" (an dieser Legende hält Eisert eisern fest) ein nettes Taschenbuch.
Von Anfang an entfesselt sich ein Schlagabtausch zwischen dem Autor, engen Bezugspersonen, Freunden und Bekannten. Dank Cayman macht der Porschefahrer viele neue, insbesondere weibliche Bekanntschaften, denen er bescheinigt, nichts habe mehr Sexappeal als Intelligenz. So sehr sich der mittlerweile Mittdreißiger in seinem Buch poetische Freiheiten genehmigt, so rasant liest sich die Geschichte vom Mann mit seinem Porsche, seinen vielen Krisen und seinen 33 Tankstopps.
Eine kleine Porsche-Kunde über die Autos aus Zuffenhausen im allgemeinen und den kleinen Cayman im speziellen gibt es en passant dazu. Eisert, der mit seiner Neuanschaffung alsbald durch sein Leben und Deutschland fährt, spricht statt in Kapiteln in Tankeinheiten samt Streckenangabe und durchschnittlichem Kraftstoffverbrauch zum Leser. Das Buch ist originell anders und voller unvorhersehbarer Überraschungen. Für Porsche-Fahrer und -Liebhaber ist die Auto-Biographie eine gute Medizin, für Umweltbewusste und Kritiker schneller Verbrennungsmotoren der Einblick in eine für sie vielleicht nicht nachvollziehbar andere, bunte bis bizarre, aber letztlich vielleicht doch begehrenswerte Welt.
Das andere Werk stammt von einer Frau, die seit mehr als 15 Jahren als Gelber Engel unterwegs ist: Susa Bobke ist eine von ganz wenigen Damen, die in dieser Funktion für den ADAC arbeitet. Die Kraftfahrzeug-Meisterin beschreibt nicht nur ihre mitunter sehr skurrilen Erlebnisse mit gestrandeten Autofahrern, die irgendwo im Großraum München eine Panne haben, sie erzählt auch nach, wie schwierig es in den späten achtziger Jahren war, in die Männerwelt des Automechanikers einzubrechen. Es war nur über Umwege möglich.
Selbst wer sich überhaupt nicht fürs Auto interessiert, wird an den Lebensweisheiten der ehemaligen Germanistikstudentin seine wahre Freude haben. Vor allem Frauen sei das Buch von Susa Bobke ans Herz gelegt. Es werden viele Vorurteile bestätigt, manche aber auch widerlegt. Männer sind nun mal anders. Und das ist gut so. (fbs./roe.)
Tacho-Man - 1 Mann, 1 Porsche, 1 Krise und 33 x tanken. Von Christian Eisert, Verlag Blanvalet, 256 Seiten, 16 Farbfotos, 8,95 Euro.
Männer sind anders. Autos auch. Meine Erlebnisse als Gelber Engel. Von Susa Bobke. Knaur-Verlag, 256 Seiten, 12 Abbildungen, 8,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwei Autobücher, bei denen PS keine Rolle spielen
Autobücher sind im weitesten Sinne auch Belletristik, sprich Unterhaltungsliteratur. Doch oft geht es in Ihnen um bestimmte Marken, Epochen, Unternehmen, um die Technik, um die Geschichte. Der Mensch steht selten im Mittelpunkt, höchstens dann, wenn er etwas Bedeutendes zum Thema geleistet hat, wie die Herren Porsche, Benz oder Daimler.
Zwei Werke sind uns dieser Tage in die Hände gefallen, bei denen es sich zwar auch um Autobücher handelt, aber nicht um alltägliche. Im ersten geht es um das Leben mit einem Porsche Cayman. Der Berliner Autor Christian Eisert hat sich mit 31 Jahren einen persönlichen Traum verwirklicht und einen neuen Porsche Cayman gekauft. Und weil er ein unterhaltsamer Erzähler und Gag-Lieferant für Komödianten wie Harald Schmidt ist, wurde aus seinem "versehentlich spontanen Erwerb" (an dieser Legende hält Eisert eisern fest) ein nettes Taschenbuch.
Von Anfang an entfesselt sich ein Schlagabtausch zwischen dem Autor, engen Bezugspersonen, Freunden und Bekannten. Dank Cayman macht der Porschefahrer viele neue, insbesondere weibliche Bekanntschaften, denen er bescheinigt, nichts habe mehr Sexappeal als Intelligenz. So sehr sich der mittlerweile Mittdreißiger in seinem Buch poetische Freiheiten genehmigt, so rasant liest sich die Geschichte vom Mann mit seinem Porsche, seinen vielen Krisen und seinen 33 Tankstopps.
Eine kleine Porsche-Kunde über die Autos aus Zuffenhausen im allgemeinen und den kleinen Cayman im speziellen gibt es en passant dazu. Eisert, der mit seiner Neuanschaffung alsbald durch sein Leben und Deutschland fährt, spricht statt in Kapiteln in Tankeinheiten samt Streckenangabe und durchschnittlichem Kraftstoffverbrauch zum Leser. Das Buch ist originell anders und voller unvorhersehbarer Überraschungen. Für Porsche-Fahrer und -Liebhaber ist die Auto-Biographie eine gute Medizin, für Umweltbewusste und Kritiker schneller Verbrennungsmotoren der Einblick in eine für sie vielleicht nicht nachvollziehbar andere, bunte bis bizarre, aber letztlich vielleicht doch begehrenswerte Welt.
Das andere Werk stammt von einer Frau, die seit mehr als 15 Jahren als Gelber Engel unterwegs ist: Susa Bobke ist eine von ganz wenigen Damen, die in dieser Funktion für den ADAC arbeitet. Die Kraftfahrzeug-Meisterin beschreibt nicht nur ihre mitunter sehr skurrilen Erlebnisse mit gestrandeten Autofahrern, die irgendwo im Großraum München eine Panne haben, sie erzählt auch nach, wie schwierig es in den späten achtziger Jahren war, in die Männerwelt des Automechanikers einzubrechen. Es war nur über Umwege möglich.
Selbst wer sich überhaupt nicht fürs Auto interessiert, wird an den Lebensweisheiten der ehemaligen Germanistikstudentin seine wahre Freude haben. Vor allem Frauen sei das Buch von Susa Bobke ans Herz gelegt. Es werden viele Vorurteile bestätigt, manche aber auch widerlegt. Männer sind nun mal anders. Und das ist gut so. (fbs./roe.)
Tacho-Man - 1 Mann, 1 Porsche, 1 Krise und 33 x tanken. Von Christian Eisert, Verlag Blanvalet, 256 Seiten, 16 Farbfotos, 8,95 Euro.
Männer sind anders. Autos auch. Meine Erlebnisse als Gelber Engel. Von Susa Bobke. Knaur-Verlag, 256 Seiten, 12 Abbildungen, 8,95 Euro.
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"Sie ist schlagfertig und feinfühlig, der Ton findet sich auch im Buch, es ist leichtfüßig, aber nie flach." (Claudia Fromme) Süddeutsche Zeitung 20100715