Vor 40 Jahren erschien mit Männerphantasien Klaus Theweleits große Untersuchung über die sexuelle, psychologische und soziopolitische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik. Das Werk, das für viele als Auftakt der Männerforschung in Deutschland gilt, ist längst zu einem Klassiker auch der Gewaltforschung geworden. Angesichts der Rückkehr rechten Straßenterrors und faschistoider Positionen, die viele schon an Weimarer Verhältnisse denken lassen, sowie von Propagandafeldzügen gegen freiere Sexualitäten - Stichwort: »Genderwahn« - sind die Analysen des Buches viel zu brennend, um es im Regal der großen Werke ins Archiv zu stellen. In dieser um ein langes Nachwort des Autors ergänzten Neuausgabe wird Theweleits epochales Werk nun endlich wieder verfügbar und diskutierbar, politisch neu nutzbar.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Unmöglich zusammenzufassen, was Guido Graf in seiner ausführlichen Besprechung von Klaus Theweleits neu aufgelegtem Großwerk "Männerfantasien" alles anführt. Nur so viel: Theweleit untersuchte in seinem zweibändigen psychopolitischen Werk von 1977 faschistische Männlichkeit, soziale und sexuelle Krämpfe, Kastrationsängste und die mörderische Wut gegen Frauen. Rezensent Graf folgt Theweleit nicht in allen Gedankengängen, aber wie dieser seine Theorie aktualisiert und in den heutigen rechtsradikalen Massenmördern eine Fortsetzung der Freikorps-Milizen erkennt, die sich in ihrer faschistischen Sexualität gegen alles Weibliche wenden, gegen alles Strömen und Fluten, das beeindruckt ihn. Und toll findet er natürlich auch den speziellen Theweleit-Sound, der dieses 1200-seitige Konvolut aus Kulturgeschichte, kritischer Theorie und Prosagedicht für ihn locker lesbar macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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