Rund eine Million Minderjährige in Deutschland leben mit psychosozialen Belastungen und Defiziten an Ressourcen, was sie zu Angehörigen einer schwierigen Lebenslage macht. Diesen Heranwachsenden begegnet die Klinische Sozialarbeit in zahlreichen Handlungsfeldern mit dem Ziel, sie bei ihrer Lebensbewältigung zu unterstützen. Da sich die Arbeit mit dieser Zielgruppe häufig herausfordernd gestaltet, bedarf es einer geeigneten und kindgerechten Form der Diagnostik und Intervention. Daraus entwickelt sich die Fragestellung dieser Masterarbeit nach dem Potenzial von Märchen für die Klinische Sozialarbeit mit Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen. Um diese Frage zu beantworten, wurde eine Literaturarbeit gewählt. Die Ergebnisse zeigen, dass Märchen als ein intermediäres Medium der Überwindung von sprachlichen oder kognitiven Barrieren und Stagnationen des Prozesses dienen, bei der Umgehung von Widerständen unterstützen und der helfenden Beziehung sowie der Motivation der jungen Menschen für die weitere Zusammenarbeit dienlich sind. Darüber hinaus stellen sie eine kindgerechte Form der Diagnostik und Intervention dar. Außerdem erlauben sie, die Lebenslage im Schutz der Märchenfiguren zu bearbeiten, wodurch Solidaritäts- und Loyalitätsgefühle gegenüber Familienangehörigen geschont werden. Weitere Potenziale zeigen sich in der Reduzierung des Gefühls der Klient_innen, mit ihren Problemen allein dazustehen und der Förderung ihrer Kreativität, ihrer Fantasie sowie ihrer Ressourcen und Schutzfaktoren, was hilfreich für die Angstbewältigung und den Erwerb neuer Handlungsmöglichkeiten, alternativer Bewältigungsstrategien sowie von Resilienz ist.