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Für das Buch "Märkische Lebenswelten" erhält Jan Peters den "René Kuczynski Preis". Mehr Informationen finden Sie unter: www.ith.or.at/ith_e/kuczynski2008_e.htm.°°°°"Märkische Lebenswelten". Ein scheinbar exotisches Thema, ungewöhnlich vielleicht auch in der Art des Fragens nach märkischer Geschichte. Wie lebten, dachten und fühlten Menschen in der Mark Brandenburg vor drei-, vier- oder fünfhundert Jahren, und zwar in einem ziemlich genau umgrenzten Handlungsraum, wie erfuhren sie ganz konkret ihren individuellen Alltag? Darauf konnte schon manche Antwort gegeben werden, allerdings nur selten…mehr

Produktbeschreibung
Für das Buch "Märkische Lebenswelten" erhält Jan Peters den "René Kuczynski Preis". Mehr Informationen finden Sie unter: www.ith.or.at/ith_e/kuczynski2008_e.htm.°°°°"Märkische Lebenswelten". Ein scheinbar exotisches Thema, ungewöhnlich vielleicht auch in der Art des Fragens nach märkischer Geschichte. Wie lebten, dachten und fühlten Menschen in der Mark Brandenburg vor drei-, vier- oder fünfhundert Jahren, und zwar in einem ziemlich genau umgrenzten Handlungsraum, wie erfuhren sie ganz konkret ihren individuellen Alltag? Darauf konnte schon manche Antwort gegeben werden, allerdings nur selten so belegbar und nachvollziehbar wie hier. Denn märkische Lebenswelten und Lebensweisen sind Dank glücklicher Umstände für den "Saldern-Kreis" um Wilsnack und Plattenburg in der Westprignitz für die Frühe Neuzeit erstaunlich gut rekonstruierbar. Eine so dichte archivalische Überlieferung, wie sie das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam für eben diesen Raum und diesen Blickwinkel unter seinen Schätzen aufbewahrt, ist, zumindest für die märkischen Lande, doch eher eine Ausnahme. Was sonst dem forschenden Auge des Historikers so oft verborgen bleibt, kann hier für jene über zehn Dörfer, zwei Herrensitze und das Städtchen Wilsnack, die durch Saldernsche Besitzrechte verbunden waren, gewissermaßen gehoben werden. Gefragt wird nach Dynamik und Ordnung, Dramatik und Regulierung in jenem Saldernschen "Kreis", der sich in Havel- und Elbnähe, besonders um den Karthane-Fluß hinzog und viele Feldmarken, Weiden, Mühlen, Gewässer und tiefe Wälder umschloss. Das Alltagsleben in diesem herrschaftsgeprägten Gebiet war "am Anfang", in der Mitte des 16. Jahrhunderts, durch die Aufregungen um die Zerstörung des Wilsnacker "Wunderbluts" bestimmt, aber der Plattenburg-Wilsnacker Raum litt auch in nachfolgender Zeit keinen Mangel an Unruhen mancherlei Art. Da gab es die oft gewaltsamen Verlaufformen von Konflikten in und zwischen den Dörfern, ebenso deren spannungsgeladene Beziehungen zu einigen "Befehlshabern" auf der Plattenburg und dem Herrenhof in Wilsnack. Die Umsetzung der von diesen örtlichen Zentren ausgehenden eigenwirtschaftlichen Pläne war auf den umliegenden Dörfern und in Wilsnack ebenso zu spüren wie in den neuralgischen Grenzräumen zu anderen Herrschaften. Misstrauisch verfolgten die Bauern den gutswirtschaftlichen Umbau, der nicht nur neue ökonomische Belastungen und Verfügungen über ihre Arbeitskraft brachte, sondern auch Selbstbestimmung und Würde in Frage stellte.°°Volksmagische Praktiken, Hexenverfolgung und die oft heftige Umsetzung von Ehr-Vorstellungen standen mit den Neuerungen im Wirtschafts- und Arbeitsleben gewiss in manchem Zusammenhang. Denn es waren doch unvereinbare Ökonomien, die Herrensitz und Bauernhof trennten. Umgekehrt lässt sich aber auch überraschender Zusammenhalt beobachten, besonders in Kriegs- und Krisenzeiten, beim Zusammenstehen gegenüber Dritten, manchmal auch im Alltag überhaupt. Langzeit-Stabilität war dieserGesellschaft nicht fremd, auch wenn die schriftliche Überlieferung, die Gewohntes und Wiederholtes meist übergeht, die Sprache von Konfliktgemeinschaften zu sprechen scheint. Jedenfalls: Nach Stillstand, auch nach Rückstand als Daseinsprinzip wird man in diesem Raum vergeblich fahnden.°°Jeder Tag brachte neue Probleme. Der dörfliche Umgang mit Dieberei und der herrschaftliche mit Aufmüpfigkeit gehörten zu den Dauerthemen der Krug-Runden. Hier ist die Kraft von Geschwätz und die Sprache des körperlichen Habitus praktiziert worden. Auch das Agieren der Prediger, ihre materielle Not und ihr Umgang mit den Seelensorgen in ihrer "Herde" gehörten zu den großen Themen des kleinen märkischen Alltags. In vielen Zusammenhängen lernen wir auch die Besonderheiten von weiblicher Energie und Furchtlosigkeit kennen. Und die sonderbaren Rituale der ebenso großmäuligen wie um ihr soziales Ansehen besorgten Streithähne auf den Marktplätzen, beim Gemeindebier oder beim Ratschlag nach dem Kirchenbesuch. °°Besonders aus