Ein Regisseur will mit vier Schauspielern eine Szene proben. Es ist nicht irgendeine, sondern jene Passage aus dem Johannes-Evangelium, die als Magdalena am Grab bekannt ist. Sie proben in einem leerstehenden Haus am Mulholland Drive in Hollywood. Die kurze Szene, die so einfach und eindeutig scheint, wird immer wieder durchgespielt, denn bei jedem Durchgang verliert sie mehr und mehr an vertrauter Kontur: Spiel und Wirklichkeit durchdringen sich auf fast gespenstische Weise. Alles hängt offenbar an einer Wendung, die erforderlich wäre, damit das Geschichten ganz verständlich würde - an einem Satz, den der Bibeltext jedoch ausspart, als solle hier ein Geheimnis immer neu entdeckt werden.
"Der einzige Schriftsteller unserer Zeit, der auf hohem Niveau schreibt und dabei spirituelle Recherchen treibt, ist Patrick Roth. Bei ihm geht es in einer stark rhythmisierten Sprache, die den Hochton spiritueller Prosa neu erfindet, meistens um Präsenz, um den unverwechselbaren Moment, in dem sich existentielle Wandlungen vollziehen ... [eine] meisterliche Novelle ... "
Christiane Spary, Evangelisches Literaturportal November 2014
Christiane Spary, Evangelisches Literaturportal November 2014