Die Schlacht am Weißen Berg 1620 ist ein Angelpunkt der tschechischen Geschichte und ein nationales Trauma. Ähnliches Unheil kehrte wieder in den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, in dessen ersten Jahren Zikmund Winters monumentales Historienbild "Magister Kampanus" entstand. Das Leben und Scheitern des Dichters und Gelehrten Johannes Kampanus, des letzten protestantischen Rektors der Prager Karls-Universität, führt mehr als nur ein persönliches Schicksal vor Augen. Dank der kunstvollen Komposition und der lebendigen Schilderungen, die auf einzigartiger Kenntnis der Alltagsgeschichte beruhen, hat "Magister Kampanus" einen Spitzenplatz in der tschechischen Literatur.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zikmund Winters (1846-1912) Roman "Magister Kampanus", eines der wichtigsten literarischen Werke der tschechischen Sprache, hat Rezensentin Caroline Schramm tief beeindruckt. "Glänzend" beherrscht Winter ihres Erachtens die Kunst, die kleine und die große Geschichte miteinander zu verbinden: so ist "Magister Kampanus" zum einen eine Alltagsgeschichte des Prager Studentenlebens und zugleich eine Darstellung der folgenschweren tschechischen Geschichte des frühen 17. Jahrhunderts. Im Schicksal des letzten protestantische Rektors der Karls-Universität verdichte Winter das Schicksal der Stadt und der Universität. Mit dem "langen Atem eines geduldigen und sehr sorgfältigen Autors" beschreibe er den Lebensweg des Gelehrten, seine späte und kurze Ehe, die Geburt seines Kindes, seine Bemühungen um die Universität, schließlich das Entsetzen über die Hinrichtungen und die politischen Veränderungen. Trotz seiner beeindruckenden Länge von über 800 Seiten hat "Magister Kampanus" nach Ansicht Schramms etwas "sehr Zurückhaltendes", das in der "schönen Übersetzung" von Alfred Dressler erhalten bleibe. Vor allem Winters Fähigkeit, seine profunde Kenntnis des Prager Lebens zur Anschauung zu bringen und zu Bildern zu verdichten, hat Schramm überzeugt. Es sei tatsächlich so, "als würde Zikmund Winter seine Leser nicht zum Lesen, sondern vielmehr zum gemeinsamen Betrachten einladen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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