In den zwanziger Jahren ist Paris ein Mahlstrom, der Dichter und Künstler aller Kontinente mit sich reißt - unter ihnen Luis Cardoza: »Ich wollte singen, ich wollte tanzen, ich wollte leben, ich wollte in Äpfel beißen.« Das einzig Vernünftige ist, verrückt zu werden: Man bewegt sich mit Josephine Baker im frenetischen Jazzrhythmus, die Frauen bringen schon kubistische Babys zur Welt, und in den Kinos verwischen die Grenzen zwischen Traum, Fiktion und Leben. Der Kurzroman Mahlstrom (1926) präsentiert sich als eine von Cardoza kommentierte Anthologie des verstorbenen Freundes Keemby, doch werden die literarisch-autobiographischen »Filme« der beiden Autoren überblendet. Keemby ist ein »Cocktail«, bei dem »ein wenig Giraffe, ein wenig Christus, Hamlet, Achterbahn, Grock, Turm, Blaubart, Peer Gynt etc. etc.« in den Mixbecher kam. Mit Mazda, seiner ehemaligen Muse - »geschmeidig, beweglich, schwerelos, schön und großgewachsen, Brieföffner, ... Ausrufezeichen, Eiffelfrau mit Beinen bis zu den Schultern, Zirkel« -, und dem stürmisch geliebten Paysage, einem jungen Hermaphroditen, entspinnt sich eine Geschichte voller Wollust und Poesie. Mit Mahlstrom veröffentlichte Cardoza nicht nur einen Paris-Roman, der Aragons Paysan de Paris und Bretons Nadja vorwegnimmt, sondern auch einen der lebendigsten und ergreifendsten Werke der Avantgarde überhaupt.