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Der Band "Mainacht in Wien" hält auch für eingefleischte Anhänger Überraschungen bereit und ist mit seiner faszinierenden Vielfalt zugleich die ideale Annährung für die bisherigen Verächter dieses großen Autors. Zum ersten Mal in Buchform herausgegeben, finden sich hier die funkelnden Reise- und Literaturfeuilletons, die den Wiener Literaten berühmt machten, und die kleinen Erzählungen, in denen sich bereits der knappe, treffende Stil der Romane ankündigt. Herzstück des Bandes aber sind zwei Romanfragmente, von denen "Mainacht in Wien", 1938 auf dem Weg in die Emigration entstanden, ein…mehr

Produktbeschreibung
Der Band "Mainacht in Wien" hält auch für eingefleischte Anhänger Überraschungen bereit und ist mit seiner faszinierenden Vielfalt zugleich die ideale Annährung für die bisherigen Verächter dieses großen Autors. Zum ersten Mal in Buchform herausgegeben, finden sich hier die funkelnden Reise- und Literaturfeuilletons, die den Wiener Literaten berühmt machten, und die kleinen Erzählungen, in denen sich bereits der knappe, treffende Stil der Romane ankündigt.
Herzstück des Bandes aber sind zwei Romanfragmente, von denen "Mainacht in Wien", 1938 auf dem Weg in die Emigration entstanden, ein außerordentliches Dokument ist, das die Ereignisse mit der atemlosen Spannung des unmittelbar Erlebten berichtet. "Der Vogel Solitär" zeichnet daneben ein funkelndes Bild aus dem Wirren der französichen Revolution und bestätigt Perutz frühen Ruhm als unbestrittener Meister des historischen Romans.
Autorenporträt
Leo Perutz, geb. 1882 in Prag, siedelte 1899 mit der Familie nach Wien über. 1938 emigrierte er nach Tel Aviv. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen und ist in alle Sprachen der Welt übersetzt. Der Autor verstarb 1957 in Bad Ischl.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.1996

Der Arzt von gestern
Ein Vogel Solitär: Aus dem Nachlaß von Leo Perutz

Prag, Wien, Tel Aviv, Bad Ischl - diese Stationen kennzeichnen die nicht immer freiwillige Lebensreise eines altösterreichischen Juden durch unser Jahrhundert. Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg zählte Leo Perutz zu den halbvergessenen Autoren einer Welt von gestern. Seinen Ruhm als Erzähler, den er in der kurzen Spanne zwischen dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und Hitlers Machtergreifung erwarb, umgab freilich ein Hauch von Zweideutigkeit. Die scheinbare Trivialität seines bevorzugten Genres - bunt gemengt aus Phantastik, Historienmalerei und Kriminalgeschichten der menschlichen Seele - trug ihm mit dem Verkaufserfolg das Odium eines Unterhaltungsschriftstellers ein.

Dabei hat es Perutz an anspruchsvollen Verehrern nie gemangelt. Das Spektrum der Bewunderer reichte von Polgar bis Borges, von Kracauer bis zu Doderer und Tucholsky. Selbst Adorno, nicht unbedingt für eine volkstümliche Ästhetik bekannt, pries den "Meister des Jüngsten Tages" bloß mit geringer Schwankungsbreite: mal als "genialen", mal als "bedeutenden Spannungsroman". Daß das OEuvre des gelernten Versicherungsmathematikers Leo Perutz heute zum Kanon seriöser Literatur zählt, ist das Verdienst eines Hamburger Germanisten. Hans-Harald Müller hat nicht nur eine schöne Perutz-Monographie verfaßt, sondern auch ein Dutzend mit sachkundigen Nachworten versehene Bände herausgegeben, half obendrein 1989 wesentlich beim Zustandekommen der großen Gedenkausstellung in der Frankfurter "Deutschen Bibliothek". Den vorläufigen Abschluß der Edition bildet eine Auswahl aus dem Nachlaß: "Mainacht in Wien".

Herausgeber Müller verspricht darin gerade jenen, die mit Perutz' Schaffen nicht vertraut sind, "einen idealen Zugang zum vielgestaltig unterhaltsamen Werk". Hier erheben sich leise Zweifel. Kenner werden den postumen Perutz-Reader ohne Frage als Bereicherung zu schätzen wissen. Wer aber erst in den Bann dieses Romanciers geraten möchte, der sollte wahrscheinlich lieber mit dessen epischen Zugstücken beginnen - etwa "Die dritte Kugel", "Zwischen neun und neun" oder "Der schwedische Reiter" lesen.

Naturgemäß ist die Qualität der Sammlung unterschiedlich. So bereitet die Ouvertüre zu einem Roman aus den Wirren der Französischen Revolution, "Der Vogel Solitär", aufgrund der Kompositionstechnik einige Schwierigkeiten. Anfangs verstört die ungeheure Fülle von Figuren und Handlungsfäden, und kaum ist man auf den Geschmack gekommen und freut sich auf die für Perutz charakteristische souveräne Durchführung der Motive, wird auch schon abserviert. Der Appetit, der uns gemacht wurde, bleibt durch höhere Gewalt ungestillt. Solche Enttäuschung stellt sich beim zweiten Fragment keineswegs ein. "Mainacht in Wien" ist faszinierende, vollendete Prosa von kristalliner Klarheit, ein psychologisches Stimmungsbild aus dem "angeschlossenen" Wien von anno 1938. Allein seinetwegen müßte jeder Perutz-Liebhaber das Buch sofort erwerben.

Unter den Erzählungen wiederum befinden sich auch Vorstufen zu Texten, die der Dichter in den Novellenband "Herr, erbarme dich meiner" aufnehmen sollte. Besonders hübsch in dieser Abteilung: die von Müller bereits 1985 in der Neuausgabe besagten Titels vorgelegte Kurzgeschichte "Pour avoir bien servi". Von den Reiseskizzen indes läßt sich nur bedingt schwärmen, sie wirken mit Ausnahme der Erlebnisschilderung "Arabische Cafés" ein bißchen blaß. Der Vergleich mit Joseph Roths wunderbaren Feuilletons liegt nahe: Er fällt nicht eben zugunsten von Perutz aus.

Stärkeren Eindruck hinterlassen die literarischen Kritiken und Porträts, darunter eine Würdigung Arthur Schnitzlers, die in die überzeugend knappe Formel mündet: "Er gab in seinen ersten Stücken den Dandy, in seinen späteren den Poeten, in seinem letzten den Arzt." Und vollends berührt Perutz' Nachruf auf den Jugendfreund Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel, geschrieben 1939 in Palästina. Die Totenklage im genauen Verständnis gilt einer ganzen Generation und Epoche. Als weitere Trouvaille präsentiert sich das Mischprodukt aus theoretischem Diskurs und poetischer Fiktion "Der Bruder des Leonardo", eine schwebend leichte Plauderei über das Wesen von Kreativität und Genie. Sie hilft, die paar Druckfehler des Bandes unschwer zu verschmerzen. Unter dem 1908 von Leo Perutz geprägten Motto: "Kritik, das ist ja der Sozialismus der Minderbegabten!" ULRICH WEINZIERL

Leo Perutz: "Mainacht in Wien". Romanfragmente - Kleine Erzählprosa - Feuilletons. Aus dem Nachlaß. Hrsg. von Hans-Harald Müller. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1996. 240 S., geb., 36,- DM.

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"Literarisch gewichtig erzählt das Romanfragment Mainacht in Wien von den beklemmenden Wochen nach dem "Anschluss" Österreichs an das Dritte Reich. Perutz erweist sich darin als genauer Beobachter des Schreckens, aber auch als österreichischer Patriot, der nur zu gerne hinter jedem biederen Landsmann einen verkappten Widerstandskämpfer zu vermuten bereit war. Zu entdecken: unbekannte Seiten eines längst noch nicht wirklich gut bekannten Autors." Neue Züricher Zeitung
""Mainacht in Wien" ist faszinierende, vollendete Prosa von kristalliner Klarheit, ein psychologisches Stimmungsbild aus dem "angeschlossenen" Wien von anno 1938. Allein seinetwegen müsste jeder Perutz-Liebhaber das Buch sofort erwerben." Ulrich Weinzierl, Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Mainacht in Wien erzählt mit sarkastischer Genauigkeit von der Banalität der Hitlerei und ihren Folgen für den jüdischen Journalisten Dr. Georg Schwarz und seine Freunde im "angeschlossenen" Österreich." Karl Wagner, ORF ex libris