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Die mexikanische Autorin Angeles Mastretta erzählt die Geschichte einer Frau, die zwei Männer mit gleicher Intensität liebt. Von ihrem Vater hat Emilia die Leidenschaft für die Heilkunst geerbt, von der Mutter die Neigung zur Musik und Literatur. Früh verliert sie ihr Herz an einen Kindheitsfreund, Daniel Cuenca. Die Beziehung zerbricht auch nicht, als sich Daniel in die Wirren der mexikanischen Revolution stürzt. Und dann tritt ein zweiter Mann in Emilias Leben, der Arzt Dr. Zavalza. Daß sie in der Lage ist, sich auch in ihn leidenschaftlich zu verlieben, erscheint ihr wie ein Wunder.

Produktbeschreibung
Die mexikanische Autorin Angeles Mastretta erzählt die Geschichte einer Frau, die zwei Männer mit gleicher Intensität liebt. Von ihrem Vater hat Emilia die Leidenschaft für die Heilkunst geerbt, von der Mutter die Neigung zur Musik und Literatur. Früh verliert sie ihr Herz an einen Kindheitsfreund, Daniel Cuenca. Die Beziehung zerbricht auch nicht, als sich Daniel in die Wirren der mexikanischen Revolution stürzt. Und dann tritt ein zweiter Mann in Emilias Leben, der Arzt Dr. Zavalza. Daß sie in der Lage ist, sich auch in ihn leidenschaftlich zu verlieben, erscheint ihr wie ein Wunder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.1998

Balsamduft und Zuckerrohr
Fröhlich anspruchslos: Angeles Mastrettas Roman "Emilia"

Die Mexikanerin Angeles Mastretta wurde für ihren Roman "Emilia" mit dem Rómulo-Gallegos-Preis ausgezeichnet und drang damit als erste Frau in einen Herrenclub ein, dem unter anderen Mario Vargas Llosa, Gabriel García Márquez, Carlos Fuentes und Javier Marías angehören. Offenbar traut die Jury dieses angesehenen lateinamerikanischen Literaturpreises weiblichen Schriftstellern nichts Seriöseres zu. Sie sei, bekennt Señora Mastretta, davon besessen gewesen, das Leben einer Frau zu schildern, "auf der die Gewißheit lastet, daß sie zwei Männer mit der gleichen Intensität liebt". Das klingt verdächtig (oder vielversprechend) nach Bahnhofsbuchhandlung, führt aber in die Irre. Der Autorin ist das Kunststück gelungen, eine Heldin zu erschaffen, deren Liebeshändel uns über vierhundert Seiten ebenso kalt lassen wie ihre sonstigen Lebensumstände in den zweifellos aufregenden Zeiten der mexikanischen Revolution.

Emilia Sauri, nach dem Willen ihrer Erfinderin im Jahre 1893 in deren Heimatstadt Puebla geboren und noch als Siebzigjährige "mit nie erloschener Lust" zum Schäferstündchen mit ihrem Jugendfreund aufgelegt, ist atemberaubend schön, klug, leidenschaftlich, eigenwillig, stolz und wagemutig, mit anderen Worten eine unerträglich makellose Figur, die zu allem Überfluß noch Cello spielt und als Ärztin, Kräuterweib und mitleidige Wohltäterin die Menschheit beglückt. Das Geheimnis ihrer "rätselhaften Grazie" wird gleichwohl der Tatsache zugeschrieben, daß sie "nicht perfekt" ist: Sie hat eine winzige Lücke zwischen den Schneidezähnen und eine kaum sichtbare Windpockennarbe an der "athenischen Nase".

Das Wunderwesen, der Bilderbuch-Ehe eines heilkundigen Apothekers entsprungen, verliebt sich schon im Kindesalter unsterblich in den Arztsohn Daniel Cuenca, der eine Karriere als Freiheitskämpfer und politischer Abenteurer vor sich hat. Er wird demzufolge seine Angebetete in unregelmäßigen Abständen schnöde verlassen, um jeweils Monate oder Jahre später, aus Tarnungsgründen gern als Priester oder als Frau verkleidet, wieder aufzutauchen und Emilias dürstenden Leib in Besitz zu nehmen. Zuweilen begleitet sie ihn auf seinen Berufsreisen durch Bauerndörfer und Elendsquartiere, wo sie genauso frischgebadet und heiligmäßig menschenfreundlich auftritt wie bei ihrem Gastspiel als Medizinstudentin in Chicago. Als der Rebell sich allzu rar macht, wendet sie sich ersatzweise dem einfühlsamen Zunftkollegen Antonio Zavalza zu, der als Liebhaber auch nicht ohne ist, wie man balsamduftenden Textblüten wie dieser entnehmen kann: "Sie entkleideten sich ganz langsam, und langsam erkundeten sie die Abgründe und Begierden ihrer Körper, in ein endloses Zwiegespräch vertieft, bei dem sie nichts mehr ersehnten, als sich zu berühren, ihre Macht über ein Reich zu feiern, dessen Glückseligkeit auszukosten sie nicht müde wurden."

Endloses Zwiegespräch hin oder her, Frau Doktor kann dennoch von ihrem Daniel nicht lassen und strapaziert "munter wie ein Vögelchen" die Toleranz beider Männer, bis sie mehrfache Mutter und Großmutter geworden ist. Das alles erzählt Angeles Mastretta so hektisch, unrhythmisch und eindimensional, daß man nicht einmal von Kolportage reden mag. Denn die setzt ja immerhin eine Technik des Spannungsaufbaus voraus. Der Roman besteht überwiegend aus Kurzdialogen, die in ihrer fröhlichen Anspruchslosigkeit an Seifenopern gemahnen; dazwischen werden die politischen Ereignisse vor und nach dem Sturz des Diktators Porfirio Díaz resümiert und wie in einem Geschichtsbuch für die Mittelstufe erläutert.

Mit atmosphärischen Valeurs, die den Übergang vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert in Mexiko markieren könnten, hat die Autorin sich nicht aufgehalten; ihre Sprache, die durch Unbeholfenheiten der Übersetzung um so absturzgefährdeter wirkt, bekommt auch das Lokalkolorit nur mühsam in den Griff: "Man sah nichts als winzige Hütten, Männer in weißen Hosen und Strohhut und sumpffieberkranke Frauen auf nackten Füßen, denen Kinder wie schwere Früchte in den Armen hingen." Über der Szene liegt "der Geruch nach gärendem Zuckerrohr". Das trifft für das ganze Buch zu, und es ist, seinen erotischen Verheißungen zum Trotz, das Sinnlichste, was sich darüber sagen läßt. KRISTINA MAIDT-ZINKE

Angeles Mastretta: "Emilia". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Petra Strien. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998. 413 S., geb., 48,- DM.

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