In seinem ersten Erzählband zeichnet Lukas Bärfuss eine irritierende Kartographie der Passionen.Die Fluchtpunkte in den Erzählungen von Lukas Bärfuss sind die Liebe und das Begehren. Objekt der Obsession kann dabei der Schwager sein, in den sich ein Mann verliebt. Oder die eigene, längst verstorbene Mutter, nach der sich ein Dramatiker sehnt und um die er trauert. Aber nicht nur Menschen können im Zentrum der Begierde stehen: So vergräbt einer der Protagonisten eine Alfa Romeo Giulia in seinem Garten.Ein weiteres Verbindendes dieser im Laufe von zwanzig Jahren entstandenen Erzählungen ist der immer wieder einfallende Zufall, die Willkür des Lebens, die das Leben von einem Moment auf den anderen plötzlich ändert. In zugleich sinnlicher als auch analytischer Sprache erzählt Lukas Bärfuss von Menschen, die aus den Routinen des Alltags herausgerissen werden und spürt dabei den Fragen nach, wie wir uns begegnen und nach welchen Vorlagen wir die Geschichten unserer Leidenschaften entwerfen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Cornelius Wüllenkemper hält Lukas Bärfuss für einen glaubwürdigen Erkunder menschlicher Lügen und Abgründe. Im neuen Erzählband stößt der Rezensent zwar auch auf konstruiert Wirkendes, Unfertiges, ja Unverständliches, meist aber gelingen dem Autor laut Wüllenkemper hier Geschichten über Entfremdung und Begehren, die durch Genauigkeit und Unmittelbarkeit auffallen und mit sprachlicher Prägnanz glänzen. Analysen des Zwischenmenschlichen, die in der Erfahrung des Autors gründen mögen oder nicht, die jedenfalls ins Kleinste vordringen und menschliche Verlorenheit ausloten, so Wüllenkemper.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»ein Buch voller Wahrheit und Schmerz und Komik« (Denis Scheck, SWR lesenswert, 30.01.2020) »Bärfuss passt gut darauf auf, uns immer zu überraschen, nicht so sehr mit Pointen, sondern mit Verläufen« (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 08.01.2020) »Die dreizehn Erzählungen bestechen durch die Genauigkeit der Beobachtung, durch die Unmittelbarkeit des Geschehens und durch ihre sprachliche Prägnanz.« (Cornelius Wüllenkemper, Deutschlandfunk Büchermarkt, 26.11.2019) »Lukas Bärfuss kann selbst im Intimsten zeitkritisch sein und in der Zeitkritik auch intim.« (Julian Schütt, SRF, 30.09.2019) »der spannendste Autor aus der Schweiz zur Zeit« (Christian Möller, WDR 3 Gutenbergs Welt, 05.10.2019) »In der Konzentration auf die kurze Form spürt man die existenzielle Wucht von Bärfuss' Werk noch direkter.« (Martina Läubli, NZZ am Sonntag, 27.10.2019) »trotz der Schwere ihres Inhalts ausgesprochen schön in ihrer fein auskomponierten Sprache, dem Einsatz gewählter Terminologie (...) und ihrem dramaturgischen Sog« (Anna Kardos, St. Galler Tagblatt, 10.10.2019) »ein Glücksfall gerade für Leser, die mit großer Freude an der Lektüre das Besondere, Charakteristische des Büchner-Preis-Trägers 2019 kennenlernen wollen« (Andreas Müller, Darmstädter Echo, 14.10.2019) »Einer simplifizierenden Sicht auf die Welt verweigert sich diese analytische und zugleich geschmeidige Prosa.« (Holger Heimann, SR2, 29.10.2019) »Bärfuss ist ein Meister im Verzichten und Verdichten.« (Karin Großmann, Sächsische Zeitung, 02./03.11.2019) »Bärfuss erzählt mal tragisch, mal komisch, oft beides zugleich und immer kraftvoll genau.« (Beat Mazenauer, literaturkritik.de, 03.11.2019) »Bärfuss (...) findet im aktuellen Erzählband die Form eines Kaleidoskops von Blicken auf ein wichtiges Thema, nämlich die Fragilität jeglicher Daseinskonzepte - und Ideologien - und ebenso ihre Unumgänglichkeit.« (Marta Famula, Jahrbuch für Internationale Germanistik, 1/2021)