Ein Bär steht im 11. Stock. Das gibt es nicht? Doch! Der kleine Junge aus dem Hochhaus hat ihn genau gesehen. Und wie ist er dorthin gekommen? Mit dem Fahrstuhl. Davor hat er den Bus genommen. Und davor das Fahrrad. Eine charmant-witzige Geschichte über die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Bären, der seinen Wald verlässt, um endlich einmal das Meer zu sehen.
Ausstattung: durchg. 4-farbig
Ausstattung: durchg. 4-farbig
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2014Einen Bären
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Ein vergnügliches Frage-und-Antwort-Spiel
zwischen Mutter und Sohn
VON ULRIKE SCHULTHEIS
Kinder lieben Geschichten, in denen sie selbst Stichwortgeber sind. So können sie die verrücktesten Einfälle einbringen, die für Erwachsene meist absurd oder unlogisch erscheinen, in der kindlichen Phantasie aber durchaus stimmig und real sind. Sabine Lipan und Manuela Olten gelingt zu diesem Thema für kleinere Kinder ein wunderbares, ganz einfaches Bilderbuch, und das fängt so an: Auf der ersten Doppelseite sieht man eine fröhlich bunte Wohnung, in der Mama gerade Kuchen backt und der kleine Sohn sich mit weit ausgebreiteten Armen und großen, erstaunt blickenden Augen gegen die Eingangstüre stemmt.
„Mama, da steht ein Bär vor der Tür!“ „Ein Bär?“ „Ein Bär!“ „Aber wir wohnen im 11. Stock!“ „Deshalb ist er ja da.“ „Wie soll der Bär hier hochgekommen sein?“ „Mit dem Fahrstuhl.“ „Der Bär hat den Fahrstuhl benutzt und einen Knopf gedrückt?“ „Der Fahrstuhl fährt doch nicht, wenn man keinen Knopf drückt.“ „Und wie ist der Bär in die Stadt gekommen?“ „Mit dem Bus natürlich!“
In stetem Frage-und-Antwort-Spiel entwickelt sich eine Geschichte, die uns genau erzählt, wo der Bär herkommt (aus dem Wald natürlich!), warum er sich ein Hochhaus ausgesucht hat (weil er von dort aus auf das Meer blicken möchte! Im Wald kann man ja vor lauter Bäumen nichts sehen) und wohin er am Ende möchte (zurück zu seiner Höhle. Ist doch müde, der Bär, nach so einem Tag!). Dazwischen liegen viele kleine Abenteuer, die er zusammen mit dem kleinen Jungen erlebt. Immer hat dieser auf die verwunderte Frage seiner Mutter eine absolut logische Antwort parat, die neue Erlebnisse initiiert und dabei oft haarscharf an der eigentlichen Frage vorbeischrammt. Hier treffen Kinder- und Erwachsenenlogik aufeinander, aber sie stehen nicht im Gegensatz zueinander, sondern verbinden sich auch dank der einfühlsamen, unerschütterlichen Mutter auf phantasievolle Weise zu einer lustigen, liebenswerten Freundschaftsgeschichte.
Dazu tragen besonders die plakativen Bilder von Manuela Olten bei, die in fröhlichen Farben und liebevollen Details den Text illustrieren und darüber hinaus weitere kleine Geschichten erzählen. Man muss nur genau hinschauen!
Obendrein wird dieses Bilderbuch nie langweilig werden, verführt es doch dazu, die Einfälle weiterzuspinnen und neue Geschichten zu erfinden. Ein Glücksfall! (ab 3 Jahre)
Sabine Lipan/Manuela Olten: Mama, da steht ein Bär vor der Tür! Tulipan 2014.36 Seiten, 14,95 Euro.
Illustration aus Sabine Lipan/Manuela Olten: Mama, da steht ein Bär vor der Tür.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Ein vergnügliches Frage-und-Antwort-Spiel
zwischen Mutter und Sohn
VON ULRIKE SCHULTHEIS
Kinder lieben Geschichten, in denen sie selbst Stichwortgeber sind. So können sie die verrücktesten Einfälle einbringen, die für Erwachsene meist absurd oder unlogisch erscheinen, in der kindlichen Phantasie aber durchaus stimmig und real sind. Sabine Lipan und Manuela Olten gelingt zu diesem Thema für kleinere Kinder ein wunderbares, ganz einfaches Bilderbuch, und das fängt so an: Auf der ersten Doppelseite sieht man eine fröhlich bunte Wohnung, in der Mama gerade Kuchen backt und der kleine Sohn sich mit weit ausgebreiteten Armen und großen, erstaunt blickenden Augen gegen die Eingangstüre stemmt.
„Mama, da steht ein Bär vor der Tür!“ „Ein Bär?“ „Ein Bär!“ „Aber wir wohnen im 11. Stock!“ „Deshalb ist er ja da.“ „Wie soll der Bär hier hochgekommen sein?“ „Mit dem Fahrstuhl.“ „Der Bär hat den Fahrstuhl benutzt und einen Knopf gedrückt?“ „Der Fahrstuhl fährt doch nicht, wenn man keinen Knopf drückt.“ „Und wie ist der Bär in die Stadt gekommen?“ „Mit dem Bus natürlich!“
In stetem Frage-und-Antwort-Spiel entwickelt sich eine Geschichte, die uns genau erzählt, wo der Bär herkommt (aus dem Wald natürlich!), warum er sich ein Hochhaus ausgesucht hat (weil er von dort aus auf das Meer blicken möchte! Im Wald kann man ja vor lauter Bäumen nichts sehen) und wohin er am Ende möchte (zurück zu seiner Höhle. Ist doch müde, der Bär, nach so einem Tag!). Dazwischen liegen viele kleine Abenteuer, die er zusammen mit dem kleinen Jungen erlebt. Immer hat dieser auf die verwunderte Frage seiner Mutter eine absolut logische Antwort parat, die neue Erlebnisse initiiert und dabei oft haarscharf an der eigentlichen Frage vorbeischrammt. Hier treffen Kinder- und Erwachsenenlogik aufeinander, aber sie stehen nicht im Gegensatz zueinander, sondern verbinden sich auch dank der einfühlsamen, unerschütterlichen Mutter auf phantasievolle Weise zu einer lustigen, liebenswerten Freundschaftsgeschichte.
Dazu tragen besonders die plakativen Bilder von Manuela Olten bei, die in fröhlichen Farben und liebevollen Details den Text illustrieren und darüber hinaus weitere kleine Geschichten erzählen. Man muss nur genau hinschauen!
Obendrein wird dieses Bilderbuch nie langweilig werden, verführt es doch dazu, die Einfälle weiterzuspinnen und neue Geschichten zu erfinden. Ein Glücksfall! (ab 3 Jahre)
Sabine Lipan/Manuela Olten: Mama, da steht ein Bär vor der Tür! Tulipan 2014.36 Seiten, 14,95 Euro.
Illustration aus Sabine Lipan/Manuela Olten: Mama, da steht ein Bär vor der Tür.
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