Das Buch bildet den Auftakt des Romanzyklus "Vorläufige Hölle", mit dem Ruffato den Armen, den einfachen Leuten, den Migranten eine Stimme verleiht. Er hebt sie aus ihrer literarischen Vergessenheit und lässt so die Geschichte des brasilianischen Proletariats wiederauferstehen. Innere Monologe wechseln mit poetischen Passagen, mit Szenen von dramatischer Intensität. Unprätentiös, frei von Sozialromantik und auf höchstem literarischen Niveau. Ruffatos Saga des proletarischen Brasilien ist nüchtern, schmerzhaft und kompromisslos.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Karl-Markus Gauss ist schwer beeindruckt von der Kunst des Luiz Ruffato, Sozialkritik mit Avantgardeliteratur zu verbinden. Im vorliegenden Roman gelingt dem Autor das laut Gauss im Hinblick auf das ländliche Brasilien, nachdem er zuvor den Stadtmoloch Sao Paulo auf diese Art verhandelt hat. Die Mittel der Darstellung, Gauss benennt sie anerkennend: dauernde Perspektivwechsel, innere Monologe, Jargon, Pathos und Kälte der Darstellung im fliegenden Wechsel, dazu ein ständig sich veränderndes Satzbild, mal kursiv, mal fett, mal groß, mal klein. Die Wirkung dieser Erzählweise hält der Rezesent für heilsam, da sie mit Klischees aufzuräumen imstande ist, etwa mit dem, das Landleben wäre beschaulich und übersichtlich. Im Gegenteil, Ruffato präsentiert es laut Gauss als Reigen aus Gewalt und Unterdrückung, und kein Gottesbeweis weit und breit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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