Da ist die vermeintlich glückliche junge Frau, die von der Feststellung einer alten Chinesin verblüfft wird: »Ihre Schönheit schlummert in Ihrem Gesicht. Sie haben nur vergessen, wo sie ist.« Da ist die verzweifelt fantasievolle Zugbegleiterin, die sich wünscht, neben ihren Reisenden einzuschlafen. Oder die Verzagtheit zweier Kinder, deren Mutter eines Tages einfach ins Krankenhaus verschwindet. Ob alles wieder gut wird? Ob sie wieder zu sich zurück finden? Trauer, Liebe, Schmerz und Nähe: Tiefenscharf und mit großer Empathie leuchtet Annette Pehnt unseren Alltag aus und entdeckt den Ausnahmezustand im Normalen. Jede ihrer Erzählungen sucht Worte für unsere Sprachlosigkeit und erzählt von den Momenten unseres Lebens, die uns zu Menschen machen.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Großen Eindruck haben diese unaufdringlich lakonischen Erzählungen auf Rezensentin Gabriele Killert gemacht, die sie vor allem wegen des sicheren Gespürs der Autorin für die "Entfremdungszusammenhänge" ihrer Protagonisten bemerkenswert findet. Wahre Empfindungen kämen nur als "anfallartige Momente" vor, von den "überanstrengten Körpern quasi unter Ausschluss des Bewusstseins" erzwungen. Ein zentrales Motiv dieser Studien aus dem deutschen Alltag seien Gesten unmittelbarer Nächstenliebe. Am eindringlichsten findet die Kritikerin jene Erzählungen und Porträts, die sich mit kindlichen, halbwüchsigen oder leicht autistischen Menschen auseinandersetzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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