Friedrich Glauser (1896-1938) war nicht nur ein begnadeter Erzähler, sondern auch ein Briefschreiber von besonderem Charme. Bereits die 1988 und 1992 erschienene grosse Brief-Edition legte davon ein beredtes Zeugnis ab. Sie enthielt jedoch nur wenige Briefe aus Glausers frühen Jahren. Der vorliegende Band schliesst diese Lücke und gibt einen vielfältigen Einblick in die bisher wenig dokumentierte Zeit von 1919 bis 1924.Juli 1919: Es ist der erste Sommer nach dem grossen Krieg, und der 23jährige Friedrich Glauser beschliesst, nicht länger hinter Anstaltsmauern zu versauern. Ihm gelingt die Flucht aus der Psychiatrischen Klinik Münsingen; Freunde in Ascona nehmen ihn in ihre Künstler-Wohngemeinschaft auf. Man schreibt und diskutiert unter der Sonne des Südens, es gibt Beziehungen zu Verlagen und Zeitschriften. Der Traum vom Leben als Schriftsteller scheint erstmals realisierbar.Und Glauser begegnet seiner ersten grossen Liebe: Elisabeth von Ruckteschell. Sie ist Stoff- und Textilgestalterin, Freundin von Sophie Taeuber, zehn Jahre älter als er. Eigentlich lebt sie in Zürich, doch auf Glausers werbende und drängende Briefe hin, zieht auch sie ins Tessin. Einige Monate leben sie zusammen in der alten Mühle von Ronco. Dann erleidet Glauser einen Rückfall in die Sucht, wird verhaftet und in Bern psychiatrisiert. Elisabeth von Ruckteschell verhilft ihm unter dramatischen Umständen zur Flucht und bringt ihn bei Freunden in Baden unter. Zuletzt aber zerbricht die Beziehung, und Elisabeth von Ruckteschell heiratet kurz entschlossen Bruno Goetz, einen von Glausers nahen Asconeser Freunden.All diese Ereignisse spiegeln sich unmittelbar in der reichhaltigen Korrespondenz, die lange verschollen war und hier erstmals publiziert wird. Hinzu kommen einige Briefe nach Glausers Rückkehr aus der Fremdenlegion, geschrieben als Grubenarbeiter im belgischen Charleroi, später als Gärtner und neuerlich beginnender Autor in der Schweiz - bis hin zur Entstehung des 'Gourrama'-Romans. Ein besonderer Fund für alle passionierten Glauser-Leserinnen und -Leser.Ascona - Psychiatrie - FremdenlegionUnbekannte Briefe von Glauseran seine erste große Liebeund die Asconeser Freunde
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Martin Zingg hat zwei Bücher mit Briefen und Gedichten von Friedrich Glauser gelesen, die dem Schweizer Schriftsteller "deutlichere Konturen" verleihen. Der Band mit Briefen überwiegend an seine Geliebte Elisabeth von Ruckteschell nach Ascona wirft neues Licht auf die frühen Jahre des wegen seiner Drogensucht immer wieder in Klinik und Gefängnis gesperrten Glauser, meint der Rezensent. Nicht nur, weil es aus dieser Zeit ansonsten nur wenig erhaltene Briefe gibt, freut sich Zingg an diesem Band, er kann an ihm auch besonders gut ablesen, wie sich für den Autor das Leben und die Liebe "in Sprache verwandelt". Ein Lob ist ihm auch die gelungene Edition und Kommentierung des Korrespondenzbandes durch Bernhard Echte wert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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