Pflanzen produzieren Bilder, die Natur ist eine Künstlerin. Was sich wie ein Bekenntnis aktueller Öko-Art liest, beschäftigte bereits die Frühe Neuzeit intensiv: Gibt es doch in der Natur vielfach Formen, die an eine menschliche Gestalt erinnern - etwa die Mandragora oder Alraunwurzel. Erklärungen reichten von Aberglaube über Spekulationen zu göttlichen Botschaften in der Schöpfung bis hin zu wissenschaftlichen Theorien. Nachgedacht wurde zugleich über das Verhältnis von Natur- versus Kunstprodukten und über die Bedingungen genauen Beobachtens. Ein Höhepunkt dieser Diskussionen ist die Publikation einer anthropomorphen Rübe 1670 in der ersten naturwissenschaftlichen Zeitschrift Deutschlands.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sehr gern lässt sich Rezensent Peter Rawert von Ulrich Pfisterer erklären, warum die Pflanze Alraune die Fantasie der Menschen über lange Zeit hinweg so außerordentlich angeregt hat. Es geht in dem Buch, lesen wir, um die bildanthropologische Geschichte der Pflanze, also darum, was Menschen in sie hineininterpretieren. Denn dass die manchmal menschenartige Anmutung der Alraune-Wurzeln bloß dem Zufall zu verdanken ist, wollten nicht alle glauben, lernt Rawert. Viele nahmen lieber an, dass die Natur aus innerem Drang den Menschen nachahmt. Wieder andere sahen freilich den Teufel am Werk, wenn die Wurzel zu menschlich wird. Schließlich erklärt Pfisterer, dass die ganze Debatte um Täuschungen und Fälschungen überformt sei, da die Alraune oft erst nachträglich vom Menschen menschenförmig erachtet wurde. Insgesamt ein kluges Buch über ein faszinierendes Thema, meint Rawert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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