Tucson, Arizona. Eine dreiköpfige Familie wird in ihrem eigenen Haus überfallen und als Geisel gehalten. Doch schnell offenbart sich, dass der Vater ein doppeltes Spiel spielt. Wer sind die wahren Täter und wer die Opfer?
Zehn Jahre ist es her, seit John Turner und seine Frau ihre Zelte in Südafrika abbrachen, um gemeinsam mit ihrer Tochter Lucy in den USA ein neues Leben aufzubauen. Als drei Männer in ihr Haus in Arizona eindringen und sie als Geiseln nehmen, zerbricht das familiäre Idyll. Langsam kommen die Schatten aus Turners Vergangenheit ans Licht. Warum verließ die Familie ihre Heimat Johannesburg so überstürzt? Roger Smith, der härteste Krimiautor Südafrikas, erzählt in rasantem Tempo von Vertrauen, Korruption und den Fehlern der Vergangenheit, die jeden von uns zwangsläufig einholen. Und er beweist: Unschuldige gibt es in dieser Welt nicht.
Zehn Jahre ist es her, seit John Turner und seine Frau ihre Zelte in Südafrika abbrachen, um gemeinsam mit ihrer Tochter Lucy in den USA ein neues Leben aufzubauen. Als drei Männer in ihr Haus in Arizona eindringen und sie als Geiseln nehmen, zerbricht das familiäre Idyll. Langsam kommen die Schatten aus Turners Vergangenheit ans Licht. Warum verließ die Familie ihre Heimat Johannesburg so überstürzt? Roger Smith, der härteste Krimiautor Südafrikas, erzählt in rasantem Tempo von Vertrauen, Korruption und den Fehlern der Vergangenheit, die jeden von uns zwangsläufig einholen. Und er beweist: Unschuldige gibt es in dieser Welt nicht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2018Liebe und andere Grausamkeiten
Krimis in Kürze: Roger Smith, Dirk van Versendaal und Matt Rees
Manches, was sich beim Lesen gerade noch aushalten lässt, möchte nicht mal der halbwegs abgehärtete Zuschauer auf Leinwand oder Bildschirm sehen. Ganz abgesehen davon, dass viele Szenen in Romanen des Südafrikaners Roger Smith gar nicht erst in einer Verfilmung auftauchen würden, weil sie zur Altersbeschränkung ab achtzehn Jahren führten und damit die kommerziellen Aussichten beschädigten. Bei Smith sind diese Exzesse der Gewalt nun allerdings kein Selbstzweck, sie sind nicht so erzählt, dass man sich voyeuristisch an ihnen weiden könnte. Sie sind Ausdruck einer düsteren, skeptischen Weltsicht, die den Menschen alle möglichen Grausamkeiten zutraut - und dabei nicht einmal übertreiben muss.
In "Mann am Boden" (Tropen, 320 S., br., 14,95 [Euro]) gibt es Momente, in denen man beim Lesen unwillkürlich die Augen schließt, weil sie so explizit und drastisch sind. Es gibt auch niemanden unter den Handelnden, der einem wirklich sympathisch werden könnte. John Turner ist vor zehn Jahren aus Südafrika nach Tucson, Arizona, geflohen, vor der Polizei, vor seiner Drogenvergangenheit, vor dem Grässlichen, was er in Johannesburg getan hat. Seine Ehe ist kaputt, er hasst seine Frau und sie ihn, er liebt seine Tochter, seine Frau hasst sie. Er verliebt sich in seine Sekretärin. Daraus entsteht ein explosives Gemisch. Turner heuert Gangster an, die ins Haus eindringen, die Familie scheinbar als Geisel nehmen und dabei wie zufällig die Ehefrau erschießen sollen.
Solche Pläne haben es an sich, dass sie schiefgehen. Typisch für den Fatalismus, mit dem Smith Geschichten erzählt, originell ist die Art und Weise, wie die Sache aus dem Ruder läuft, wie sich zwei der gedungenen Männer als Psychopathen erweisen und wie die Vergangenheit Turner einholt. Die fiebrigen Sprünge zwischen der Gegenwart der Geiselnahme und den Ereignissen, die ihn aus Südafrika fliehen ließen, sorgen dafür, dass sich für den Leser die Schlinge immer enger um Turners Hals zu legen scheint.
"Mann am Boden" ist auf klassische Weise hardboiled, in Sprache und Erzählweise, aber es ist darüber hinaus auch ein Buch, das insgeheim der Frage nachgeht, ob nicht auch Menschen, die größte Grausamkeiten begehen, zu Liebe und Empathie fähig sind; und das seinen Protagonisten zwingt, sich zwischen seiner Tochter und der einzigen Frau, die er je geliebt hat, zu entscheiden. Wenn Ihnen das beim Lesen zu heftig wird, sagen Sie nicht, man habe Sie nicht gewarnt!
Im Vergleich zur Gewalttätigkeit der Gegenwart wirkt die Zukunft, die einem aus dem Thriller "Nyx" (Rowohlt, 448 S., geb., 22,95 [Euro]) entgegenkommt, beinahe schon harmlos, obwohl Dirk van Versendaal keine Mühe scheut, den ganzen Bilder- und Motivvorrat des dystopischen Erzählens zu plündern - oder vielleicht gerade weil er derart in die Vollen geht. Nyx, das erklärt uns halbgebildeten Abendländern das Motto, ist Tochter des Chaos und Göttin der Nacht, sie gibt dem Schiff den Namen, das man mit seinen viereinhalb Kilometern Länge und eineinhalb Kilometern Breite eigentlich nicht mehr Schiff nennen sollte. Es ist eine schwimmende Stadt der Zukunft, ein Methusalem-Komplex, weil die Alten und Pflegebedürftigen samt Betreuern hier unter sich bleiben und so das Problem der Alterspyramide gelöst scheint.
Das ist eine großartige Grundkonstellation, weil sie nur ein wenig über das Mögliche und gar nicht über das real Vorstellbare hinausreicht - erst recht, wenn man auch nur einmal eines dieser monströsen Kreuzfahrtschiffe gesehen hat, die Venedig unterzupflügen scheinen. Das Problem des Romans liegt jedoch darin, dass er aus diesem Einfall zu viel herausholen will, dass er bedrohliche Roboter und noch bedrohlichere Viren ins Spiel bringt und sich vor lauter - meist erfolgreichem - Bemühen um sprachliche Brillanz viel zu wenig um seine Figuren kümmert, die zwar mitunter recht schillernde Eigenschaften oder Vergangenheiten haben, aber nie eine überzeugende Gegenwart gewinnen.
Nach einem eher schleppenden und umständlichen Beginn geraten sie ziemlich spät und abrupt in einen Actionstrudel, der sie verschlingt. Schade, dass auf dem Grundriss dieses Buches nicht das Gebäude entstanden ist, das er zu versprechen schien.
Der Waliser Matt Rees, der für das amerikanische "Time"-Magazin Korrespondent in Jerusalem war, der Arabisch und Hebräisch spricht, zeigt in seinem Thriller "Die Damaskus-Connection" (C.H. Beck, 363 S., br., 16,95 [Euro]), dass er sich sehr gut auskennt im Nahen Osten. Sein neuer Held, der Bundesagent Dominic Verrazzano, ist zwar nicht ganz so zwingend wie der palästinensische Lehrer Omar Jussuf, der Hauptfigur in vier Romanen war. Aber er ist belastbar genug, um ihm durch einen sauber und routiniert gebauten Plot zu folgen, in dem Syrien, Sarin und ein geplanter Giftgasanschlag in New York eine Rolle spielen. Ein Roman, der nie mehr verspricht, als er auch halten kann.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Krimis in Kürze: Roger Smith, Dirk van Versendaal und Matt Rees
Manches, was sich beim Lesen gerade noch aushalten lässt, möchte nicht mal der halbwegs abgehärtete Zuschauer auf Leinwand oder Bildschirm sehen. Ganz abgesehen davon, dass viele Szenen in Romanen des Südafrikaners Roger Smith gar nicht erst in einer Verfilmung auftauchen würden, weil sie zur Altersbeschränkung ab achtzehn Jahren führten und damit die kommerziellen Aussichten beschädigten. Bei Smith sind diese Exzesse der Gewalt nun allerdings kein Selbstzweck, sie sind nicht so erzählt, dass man sich voyeuristisch an ihnen weiden könnte. Sie sind Ausdruck einer düsteren, skeptischen Weltsicht, die den Menschen alle möglichen Grausamkeiten zutraut - und dabei nicht einmal übertreiben muss.
In "Mann am Boden" (Tropen, 320 S., br., 14,95 [Euro]) gibt es Momente, in denen man beim Lesen unwillkürlich die Augen schließt, weil sie so explizit und drastisch sind. Es gibt auch niemanden unter den Handelnden, der einem wirklich sympathisch werden könnte. John Turner ist vor zehn Jahren aus Südafrika nach Tucson, Arizona, geflohen, vor der Polizei, vor seiner Drogenvergangenheit, vor dem Grässlichen, was er in Johannesburg getan hat. Seine Ehe ist kaputt, er hasst seine Frau und sie ihn, er liebt seine Tochter, seine Frau hasst sie. Er verliebt sich in seine Sekretärin. Daraus entsteht ein explosives Gemisch. Turner heuert Gangster an, die ins Haus eindringen, die Familie scheinbar als Geisel nehmen und dabei wie zufällig die Ehefrau erschießen sollen.
Solche Pläne haben es an sich, dass sie schiefgehen. Typisch für den Fatalismus, mit dem Smith Geschichten erzählt, originell ist die Art und Weise, wie die Sache aus dem Ruder läuft, wie sich zwei der gedungenen Männer als Psychopathen erweisen und wie die Vergangenheit Turner einholt. Die fiebrigen Sprünge zwischen der Gegenwart der Geiselnahme und den Ereignissen, die ihn aus Südafrika fliehen ließen, sorgen dafür, dass sich für den Leser die Schlinge immer enger um Turners Hals zu legen scheint.
"Mann am Boden" ist auf klassische Weise hardboiled, in Sprache und Erzählweise, aber es ist darüber hinaus auch ein Buch, das insgeheim der Frage nachgeht, ob nicht auch Menschen, die größte Grausamkeiten begehen, zu Liebe und Empathie fähig sind; und das seinen Protagonisten zwingt, sich zwischen seiner Tochter und der einzigen Frau, die er je geliebt hat, zu entscheiden. Wenn Ihnen das beim Lesen zu heftig wird, sagen Sie nicht, man habe Sie nicht gewarnt!
Im Vergleich zur Gewalttätigkeit der Gegenwart wirkt die Zukunft, die einem aus dem Thriller "Nyx" (Rowohlt, 448 S., geb., 22,95 [Euro]) entgegenkommt, beinahe schon harmlos, obwohl Dirk van Versendaal keine Mühe scheut, den ganzen Bilder- und Motivvorrat des dystopischen Erzählens zu plündern - oder vielleicht gerade weil er derart in die Vollen geht. Nyx, das erklärt uns halbgebildeten Abendländern das Motto, ist Tochter des Chaos und Göttin der Nacht, sie gibt dem Schiff den Namen, das man mit seinen viereinhalb Kilometern Länge und eineinhalb Kilometern Breite eigentlich nicht mehr Schiff nennen sollte. Es ist eine schwimmende Stadt der Zukunft, ein Methusalem-Komplex, weil die Alten und Pflegebedürftigen samt Betreuern hier unter sich bleiben und so das Problem der Alterspyramide gelöst scheint.
Das ist eine großartige Grundkonstellation, weil sie nur ein wenig über das Mögliche und gar nicht über das real Vorstellbare hinausreicht - erst recht, wenn man auch nur einmal eines dieser monströsen Kreuzfahrtschiffe gesehen hat, die Venedig unterzupflügen scheinen. Das Problem des Romans liegt jedoch darin, dass er aus diesem Einfall zu viel herausholen will, dass er bedrohliche Roboter und noch bedrohlichere Viren ins Spiel bringt und sich vor lauter - meist erfolgreichem - Bemühen um sprachliche Brillanz viel zu wenig um seine Figuren kümmert, die zwar mitunter recht schillernde Eigenschaften oder Vergangenheiten haben, aber nie eine überzeugende Gegenwart gewinnen.
Nach einem eher schleppenden und umständlichen Beginn geraten sie ziemlich spät und abrupt in einen Actionstrudel, der sie verschlingt. Schade, dass auf dem Grundriss dieses Buches nicht das Gebäude entstanden ist, das er zu versprechen schien.
Der Waliser Matt Rees, der für das amerikanische "Time"-Magazin Korrespondent in Jerusalem war, der Arabisch und Hebräisch spricht, zeigt in seinem Thriller "Die Damaskus-Connection" (C.H. Beck, 363 S., br., 16,95 [Euro]), dass er sich sehr gut auskennt im Nahen Osten. Sein neuer Held, der Bundesagent Dominic Verrazzano, ist zwar nicht ganz so zwingend wie der palästinensische Lehrer Omar Jussuf, der Hauptfigur in vier Romanen war. Aber er ist belastbar genug, um ihm durch einen sauber und routiniert gebauten Plot zu folgen, in dem Syrien, Sarin und ein geplanter Giftgasanschlag in New York eine Rolle spielen. Ein Roman, der nie mehr verspricht, als er auch halten kann.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Smith entfaltet durch seinen Stil eine Sogwirkung beim Lesen, die ihresgleichen sucht« Stefan Schweizer, kriminetz.de, 18.04.2018 »Aber genau diese kompromisslose Unbarmherzigkeit zeichnet ihn aus und macht ihn zum derzeit vielleicht weltbesten Thriller-Autor - mag er sich Smith, Wilde oder Rayburn nennen.« Gunter Blank, Rock&Roll, 05.2018 »"Mann am Boden" [...] hält bis zur letzten Seite in Atem.« Neumann-Magazin, 02.2018 »"Mann am Boden" ist auf klassische Weise hardboiled, in Sprache und Erzählweise, aber es ist darüber hinaus auch ein Buch, das insgeheim der Frage nachgeht, ob nicht auch Menschen, die größte Grausamkeiten begehen, zu Liebe und Empathie fähig sind;« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2018 »hervorragend komponiert« Jörg Kijanski, Krimi-Couch, 01.2018 »Die Geschichte ist meisterhaft konstruiert. Die Handlung ist äußerst brutal, aber die Gewalt ist nicht Selbstzweck.« Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger, 18.01.2018 »Nicht nur durch die Zitate von Philosophen, welche die fünf Teile des Buches einleiten, gibt Roger Smith seinem Roman eine philosophische Dimension. Nach und nach zeigt sich, dass niemand ohne Schuld ist.« Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger, 18.01.2018