August Brill ist ein alter Mann, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und an Schlaflosigkeit leidet. So bringt er die Nächte damit zu, an die Decke zu starren und sich Geschichten auszudenken; es entsteht eine Geschichte in der Geschichte.
Brills Protagonist heißt Owen Brick, ist von Beruf
Zauberer und findet sich nach dem Aufwachen unerklärlicherweise in einem dunklen Loch wieder, in einer…mehrAugust Brill ist ein alter Mann, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt und an Schlaflosigkeit leidet. So bringt er die Nächte damit zu, an die Decke zu starren und sich Geschichten auszudenken; es entsteht eine Geschichte in der Geschichte.
Brills Protagonist heißt Owen Brick, ist von Beruf Zauberer und findet sich nach dem Aufwachen unerklärlicherweise in einem dunklen Loch wieder, in einer Welt, die dem wirklichen Amerika ähnlich zu sein scheint, dessen Geschichte aber ganz andere Wendungen genommen hat. Nach seiner Befreihung und einigen Gesprächen stellt sich heraus: Der um 1600 verbrannte Philosoph Giordano Bruno soll recht gehabt, Brick in einer Parallelwelt gelandet sein. In dieser Welt herrscht ein Bürgerkrieg, seit sich mehrere Staaten vom Rest des Landes unabhängig erklärt haben; Ereignisse wie der Krieg im Irak oder die Anschläge auf das World Trade Center sind dagegen nie passiert.
Letztendlich bekommt Brick einen Auftrag: Er soll eine bestimmte Person töten, und zwar jene, die sich den Krieg im alternativen Amerika erdacht hat...
Brills Geschichte wird zwischendurch immer wieder unterbrochen, sodass man Gelegenheit hat, etwas über Brill und seine Familie zu erfahren, die aus ihm selbst, seiner Tochter Miriam und deren Tochter Katya besteht. Das mag eine ungewohnte Konstellation sein, aber alle drei haben etwas gemeinsam: Sie alle haben eine ihnen nahestehende Person verloren und können die Gedanken an diese nicht abschütteln.
Zwischendurch ziehen sich zudem immer wieder verschiedene Erinnerungen Brills durch das Buch.
"Mann im Dunkel" ist ein interessantes Buch, denn Paul Auster schafft es auf ansprechende Weise, zwei eigentlich unabhängige Geschichten miteinander zu verstricken, erzählt sowohl eine spannende Sciene-Fiction-Story in einem alternativen Amerika ("Was wäre, wenn...?") und die Geschichte dreier Personen, die ihre Trauer zu bewältigen suchen.
Das schafft teilweise Verwirrung, macht das Weiterlesen aber auch interessant. Die zwischendurch eingestreuten Erinnerungen Brills - die eigentlich schon als eigenständige Geschichten stehen könnten - sorgen für eine angenehme Abwechslung; man findet quasi mehrere Geschichten in einer Geschichte.
Auch vom Stil her lässt sich das Buch gut lesen - Auster verzichtet nämlich auf zu komplexe Satzstrukturen, aber dass er bei gesprochener Rede auf die entsprechenden Satzzeichen verzichtet, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Soll das ein neues Stilmittel in moderner Literatur sein? Ich fand es jedenfalls stören, da ich manchmal nicht direkt wusste, wer spricht.
Während das Buch vielversprechend anfängt, lässt die Handlung zum Ende hin leider nach und auch das plötzliche Ende der Brick-Geschichte hat mich ziemlich ratlos zurückgelassen, sodass ich vermute, dass der Leser sich sicher irgendetwas hineininterpretieren soll. Dazu bin ich nicht der Typ, also lasse ich es sein.
Schade, wenn der Autor seinem anfänglichen Erzählstil treu geblieben wäre, hätte mir das Buch wohl besser gefallen, denn den Anfang finde ich sogar ziemlich gut. Wirklich schade.