Mao Zedong ist eine der wirkungsmächtigsten, aber auch umstrittensten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Und Chinas Einfluss in der Welt ist heute größer denn je. Felix Wemheuer zeichnet ein differenziertes Bild des Revolutionsführers und Machtpolitikers Mao, seiner größten Erfolge und seiner schwersten Verbrechen.
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Viel Blut
Mao Tse-tungs China
Die großen Polit-Verbrecher des 20. Jahrhunderts ziehen Biographen an wie das Licht die Insekten. Mit Büchern über Mao verhält es sich ähnlich wie mit solchen über Stalin. Es ist in der Regel nur Platz für Schwarz oder Weiß. Entweder ist der "Titelheld" abgrundtief böse, oder er wird von Verfehlungen reingewaschen. Von solchen Bekenntnisschriften distanziert sich der Autor dieses Büchleins gleich am Anfang. Er will es ausgewogener machen, was angesichts des erwähnten Zustandes so schwer auch gar nicht ist. Die Schilderung von Maos Leben wird, ganz im Sinne des "Großen Vorsitzenden", zur Schilderung der Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert. Mao hat es geschafft, dass er als zentrale Gestalt dieser Geschichte wahrgenommen wird, auch wenn er es anfangs durchaus nicht immer war. So gehörte er zwar ziemlich von Anfang an zur kommunistischen Bewegung in China. Aber erst in den dreißiger Jahren wurde er zur bestimmenden Figur einer damals sehr geschwächten Partei. Aber selbst danach hatte er es noch mit vielen Gegnern zu tun, wobei er mit einer solchen Etikettierung sehr schnell bei der Hand war.
So offenbart das Buch eben auch das Elend, das allen extremistischen Gruppen eigen ist. Nach außen glauben sie monolithisch auftreten zu müssen. Deshalb werden alle (natürlichen) Meinungsverschiedenheiten im schlimmsten Fall mit Waffengewalt "überwunden". Alles, was der Ansicht des Führers widerspricht, wird zur "Abweichung" von der einzig wahren Meinung erklärt. Insofern ist die rote Farbe des Schutzumschlags sehr passend. Es fließt unglaublich viel Blut in der Geschichte dieses Mannes. Und am Grundproblem "der" Partei hat sich bis heute nichts geändert, wie sehr sie auch die Öffnung zur Welt propagieren mag. Dass der Autor trotzdem sachlich bleibt, ist ihm hoch anzurechnen. Trotzdem verharmlost er die Verbrechen nicht. Das Buch eignet sich für Lernende. Die können sich ein erstes Bild davon machen, wofür manche ihrer Altvorderen unkritisch geschwärmt haben. Erschrecken darüber wäre ebenso wünschenswert wie eine ehrliche Aufarbeitung der Verbrechen Maos in der Volksrepublik China.
PETER STURM
Felix Wemheuer: Mao Zedong. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2009. 160 Seiten. 8,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mao Tse-tungs China
Die großen Polit-Verbrecher des 20. Jahrhunderts ziehen Biographen an wie das Licht die Insekten. Mit Büchern über Mao verhält es sich ähnlich wie mit solchen über Stalin. Es ist in der Regel nur Platz für Schwarz oder Weiß. Entweder ist der "Titelheld" abgrundtief böse, oder er wird von Verfehlungen reingewaschen. Von solchen Bekenntnisschriften distanziert sich der Autor dieses Büchleins gleich am Anfang. Er will es ausgewogener machen, was angesichts des erwähnten Zustandes so schwer auch gar nicht ist. Die Schilderung von Maos Leben wird, ganz im Sinne des "Großen Vorsitzenden", zur Schilderung der Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert. Mao hat es geschafft, dass er als zentrale Gestalt dieser Geschichte wahrgenommen wird, auch wenn er es anfangs durchaus nicht immer war. So gehörte er zwar ziemlich von Anfang an zur kommunistischen Bewegung in China. Aber erst in den dreißiger Jahren wurde er zur bestimmenden Figur einer damals sehr geschwächten Partei. Aber selbst danach hatte er es noch mit vielen Gegnern zu tun, wobei er mit einer solchen Etikettierung sehr schnell bei der Hand war.
So offenbart das Buch eben auch das Elend, das allen extremistischen Gruppen eigen ist. Nach außen glauben sie monolithisch auftreten zu müssen. Deshalb werden alle (natürlichen) Meinungsverschiedenheiten im schlimmsten Fall mit Waffengewalt "überwunden". Alles, was der Ansicht des Führers widerspricht, wird zur "Abweichung" von der einzig wahren Meinung erklärt. Insofern ist die rote Farbe des Schutzumschlags sehr passend. Es fließt unglaublich viel Blut in der Geschichte dieses Mannes. Und am Grundproblem "der" Partei hat sich bis heute nichts geändert, wie sehr sie auch die Öffnung zur Welt propagieren mag. Dass der Autor trotzdem sachlich bleibt, ist ihm hoch anzurechnen. Trotzdem verharmlost er die Verbrechen nicht. Das Buch eignet sich für Lernende. Die können sich ein erstes Bild davon machen, wofür manche ihrer Altvorderen unkritisch geschwärmt haben. Erschrecken darüber wäre ebenso wünschenswert wie eine ehrliche Aufarbeitung der Verbrechen Maos in der Volksrepublik China.
PETER STURM
Felix Wemheuer: Mao Zedong. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2009. 160 Seiten. 8,95 [Euro].
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