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Askars Geburt im Ogaden, dem von Äthiopien annektierten Hochland, wird von traurigen Ereignissen überschattet: Seine Mutter stirbt kurz nach der Entbindung, sein Vater, Angehöriger der Western Somali Liberation Front, ist bei einem Kampfeinsatz ums Leben gekommen. Askars Ziehmutter wird Misra, die nicht aus Somalia, sondern aus Äthiopien stammt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Welt von Liebe und Vertrauen, die sich von der Gewalt des Bürgerkriegs abhebt. Doch Misra lebt nicht nur für Askar; auch Askars Onkel Qorrax und Aw-Adan, Priester des Dorfes, erheben Anspruch auf ihre Zuneigung.…mehr

Produktbeschreibung
Askars Geburt im Ogaden, dem von Äthiopien annektierten Hochland, wird von traurigen Ereignissen überschattet: Seine Mutter stirbt kurz nach der Entbindung, sein Vater, Angehöriger der Western Somali Liberation Front, ist bei einem Kampfeinsatz ums Leben gekommen. Askars Ziehmutter wird Misra, die nicht aus Somalia, sondern aus Äthiopien stammt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Welt von Liebe und Vertrauen, die sich von der Gewalt des Bürgerkriegs abhebt. Doch Misra lebt nicht nur für Askar; auch Askars Onkel Qorrax und Aw-Adan, Priester des Dorfes, erheben Anspruch auf ihre Zuneigung. Schließlich treiben die politischen Wirren den halbwüchsigen Jungen in die Hauptstadt Mogadischu; und dort trifft er Jahre später wieder auf Misra, die beschuldigt wird, somalische Freiheitskämpfer an Äthiopien verraten zu haben.
Autorenporträt
Nuruddin Farah, 1945 in Somalia geboren, hat sich immer wieder gegen politische Repression gewandt. In seinem Heimatland fand er deshalb wenig Achtung. Das Barre-Regime verhängte über ihn das Todesurteil, zwang ihn zu Flucht und Exil. Farah lebt seitdem vorwiegend in afrikanischen Ländern, war Hochschullehrer in Nigeria, Gambia, Sudan und Uganda. Er hat Kurzgeschichten, Drehbücher und sechs Romane geschrieben, die in 17 verschiedene Sprachen übersetzt worden sind.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2007

Totale Rüstung
Der Zweite Weltkrieg entschied sich an der Heimatfront
Dieses Buch nähert sich auch formal seinem Gegenstand an: Es ist eine wahre Materialschlacht. Auf beinahe 1000 Seiten breitet Adam Tooze die Geschichte der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie aus. Minutiös rekonstruiert der in Cambridge lehrende Wirtschaftshistoriker den Verlauf des ungleichen Produktionswettlaufs zwischen den Achsenmächten und den Alliierten. Dabei zeigt sich, dass die Deutschen bereits 1939 den Kampf an der Heimatfront verloren hatten. Denn als Deutschland Polen überfiel, überstieg das kombinierte Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens und Frankreichs das von Deutschland und Italien um 60 Prozent.
Zwar war das Deutsche Reich der Standort von weltweit konkurrenzlosen Industrieunternehmen wie Krupp, Siemens oder IG Farben. Insgesamt unterschied sich die deutsche Wirtschaft aber kaum vom europäischen Durchschnitt. Das Pro-Kopf-Einkommen war in den dreißiger Jahren durchweg mittelmäßig, heute vergleichbar mit dem des Iran oder von Südafrika. Der Konsumstandard der Mehrheit der deutschen Bevölkerung war bescheiden und lag hinter dem der meisten westeuropäischen Nachbarn. In Hitlers Staat lebte eine Gesellschaft, die erst zum Teil eine moderne war. 15 Millionen Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt mit einem traditionellen Handwerk oder in der Landwirtschaft.
Toozes Vergleich zwischen der deutschen und der amerikanischen Wirtschaftskraft macht endgültig deutlich, welch strategische Idiotie der Zweifrontenkrieg der Wehrmacht war: Zur Zeit von Bismarcks Reichsgründung waren die Bevölkerungszahlen der USA und des Deutschen Reichs in etwa gleich hoch, aber die Gesamtproduktion in Amerika war trotz des vorhandenen Überflusses an Land und Ressourcen nur um ein Drittel höher. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wuchs die amerikanische Wirtschaft auf ungefähr das Doppelte der deutschen an. Im Jahr 1943, noch bevor das alliierte Flächenbombardement voll in Gang kam, belief sich die Gesamtproduktion der USA auf fast das Vierfache der Produktionsmenge im Dritten Reich.
Dennoch oder – nach Toozes These – gerade deshalb mobilisierte Hitler die Volkswirtschaft. Mit einem gewaltigen Griff nach Land in Mittel- und Osteuropa sollte sich Deutschland die Grundlagen für wirtschaftliche Autarkie und Wohlstand verschaffen und die Basis erwerben, um in dem in Hitlers Augen bevorstehenden Kampf der Großmächte mit den Vereinigten Staaten obsiegen zu können. Hierfür unternahm das nationalsozialistische Rüstungsprogramm den gewaltigsten Ressourcentransfer, der je von einem kapitalistischen Staat zu Friedenszeiten unternommen wurde.
Dennoch war es Hitler nicht gegeben, das wirtschaftliche und militärische Kräfteverhältnis grundlegend zu verlagern. Die deutsche Volkswirtschaft erwies sich als nicht stark genug, um die militärische Macht aufzubauen, die nötig gewesen wäre, um sämtliche europäische Nachbarn, inklusive Großbritannien und der Sowjetunion – ganz zu schweigen von den USA –, überwältigen zu können. Und auch wenn die Siege der Wehrmacht bis 1941 spektakulär waren, brachten sie dennoch keine endgültige Entscheidung auf dem Schlachtfeld. Hinzu kam, dass Hitler im September 1939 in den Krieg zog, ohne einen kohärenten Plan für einen Sieg über das Britische Empire zu haben.
In den letzten Kriegsjahren erschütterten die vernichtenden Luftangriffe der Alliierten die deutsche Kriegswirtschaft. Zugleich begann sie sich von innen heraus aufzulösen. Deutschland drohte eine Inflation, wie sie in den Jahren 1914 bis 1923 die Strukturen des Kaiserreichs aufgelöst hatte. Im Sommer 1944 zeichnete sich ein vollständiger Kollaps des Geldsystems ab. Im Herbst stellte sich nur noch die Frage, wer zuerst zusammenbrechen würde, die Wehrmacht oder die deutsche Wirtschaft. Spätestens im Frühjahr 1945 zerfielen dann beide.
Indem Tooze die Geschichte des Dritten Reichs durch die ökonomische Brille betrachtet, gewinnt ihr Verlauf etwas Rationales. Zugleich aber – und das ist sein großes Verdienst – streicht der Historiker durch eben diese Herangehensweise einmal mehr das Irrationale, ideologisch Verblendete des NS-Systems heraus. Nichts zeigt deutlicher den Wahnsinn von Hitlers Welteroberungsplänen als der nüchterne Blick auf die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse, die in einem vom Blitz- zum Weltkrieg ausgeweiteten Kampf zwangsläufig zum Untergang des Dritten Reiches führen mussten. Der Rest ist Geschichte. Und die schildert Tooze in glänzender angelsächsischer Tradition erzählender Geschichtsschreibung. THOMAS SPECKMANN
ADAM TOOZE: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler Verlag, München 2007. 927 Seiten, 44,00 Euro.
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