Dieses Buch habe ich an einem einzigen Tage ausgelesen, weil ich nicht mehr davon lassen konnte. Erwin Mortier ist ein Meister der niederländischen Sprache. Wer glaubt, dass vor allem Deutsch ungeahnte Möglichkeiten bietet , sich einer blumenreichen Diktion zu bedienen, wird hier eines besseren
belehrt. Ich kann es beurteilen, weil ich Mortier auch im Original gelesen habe. Die deutsche…mehrDieses Buch habe ich an einem einzigen Tage ausgelesen, weil ich nicht mehr davon lassen konnte. Erwin Mortier ist ein Meister der niederländischen Sprache. Wer glaubt, dass vor allem Deutsch ungeahnte Möglichkeiten bietet , sich einer blumenreichen Diktion zu bedienen, wird hier eines besseren belehrt. Ich kann es beurteilen, weil ich Mortier auch im Original gelesen habe. Die deutsche Übersetzung von Waltraud Hüsmert wird dem sprachlichen Geschick von Erwin Mortier absolut gerecht. Sehr einfühlsam übersetzt sie sämtliche Feinheiten, die dieses Buch so wunderbar machen. Wer ist nun eigentlich Marcel? So richtig erfährt man dies erst zum Schluss - man ist zwar während des Lesens gewiss auf einer Fährte, aber genau dahinter kommt man erst ganz am Ende. Das macht alles recht spannend, aber zuvor lacht man oft Tränen ob der humorvollen Beschreibung der Alltäglichkeiten aus dem früheren Belgien. Zitate wie "Der Großvater knarzte in seinem steifen Hemd, keines seiner Kleidungsstücke passte sich seinen Körperformen an. Ein blinder Passagier in sonntäglich gebügelten Kleidern" könnte ich hier reihenweise aufzählen. Einzigartig in seiner Eloquenz, seinem Spiel mit der Sprache erzählt Mortier aus der Perspektive eines heranwachsenden Jungen, wie er seine Familie, Verwandtschaft, seine gesamte Umgebung kritisch beäugt, um schlussendlich dem Geheimnis des ewig Streit oder zumindest Verwirrungen auslösenden verstorbenen Marcel auf die Spur zu kommen. Als im das gelingt, wird ihm einiges klar!