Der geheimnisvolle, bislang nur maskiert auftretende Subcomandante der Indios von Chiapas im Gespräch mit dem Autor von Pepe Carvalho.
Vazquez Montalban beschreibt eine Reise zu den Nachfahren der Mayas nach Chiapas, das Warten auf den Subcomandante, der sich auch "Herr der Spiegel" nennt, schließlich das mehrere Tage und Nächte andauernde Gespräch.
Dabei geht es um die Entwicklung der zapatistischen Bewegung seit 1994, um die Rolle von Marcos als Vermittler einer neuen Sprache, die Bedeutung der Maske als Symbol, um Globalisierung und Neoliberalismus.Der Romancier Manuel Vazquez Montalban wird mit diesem Buch in Deutschland erstmals auch als brillanter Essayist und scharfer Gesellschaftskritiker vorgestellt.
Vazquez Montalban beschreibt eine Reise zu den Nachfahren der Mayas nach Chiapas, das Warten auf den Subcomandante, der sich auch "Herr der Spiegel" nennt, schließlich das mehrere Tage und Nächte andauernde Gespräch.
Dabei geht es um die Entwicklung der zapatistischen Bewegung seit 1994, um die Rolle von Marcos als Vermittler einer neuen Sprache, die Bedeutung der Maske als Symbol, um Globalisierung und Neoliberalismus.Der Romancier Manuel Vazquez Montalban wird mit diesem Buch in Deutschland erstmals auch als brillanter Essayist und scharfer Gesellschaftskritiker vorgestellt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2001Ferne
"Marcos. Herr der Spiegel" von Manuel Vázquez Montalban. Wagenbach Verlag, Berlin 2000. 221 Seiten. Gebunden, 34 Mark. ISBN 3-8031-3606-7.
Ein Reisebericht ist es eigentlich nicht, den der spanische Schriftsteller Manuel Vázquez Montalban über seine Reise nach Chiapas zu Subcomandante Marcos geschrieben hat. Eher ein Essay über den Zustand Mexikos und der Welt. Kernstück ist ein Interview mit dem Rebellenführer, der im Dienste der Indios seit fünf Jahren eine Revolution anführt, die gar keine ist und daher auch nicht niedergeschlagen werden kann. Denn die Zapatisten, wie sie sich nennen, wollen nicht an die Macht, sondern nur die Mächtigen zur Anerkennung der différence der Indianer zwingen. Als Mittel wählt der Subcomandante denn auch weniger den bewaffneten Kampf als das gesprochene Wort. Diese poetische und ironische Form des Widerstands fasziniert Montalban, und er greift sie in seiner eigenen Analyse auf, insbesondere die zentralen Metaphern des Spiegels und der Maske. Indem Marcos stets eine Maske trägt - obwohl seine Identität längst enthüllt ist -, hält er dem System den Spiegel der eigenen Maskerade vor. Gleichzeitig betätigt er sich als Spiegel in der Art, wie ihn "Alice" in der Fortsetzung ihrer Abenteuer im Wunderland findet: ein Spiegel, durch den man eintreten kann, um eine andere Sicht auf Dinge zu erhalten, in diesem Fall die Sicht der Globalisierten in einer Welt der Globalisierer. Und so ist das Buch letztlich doch ein Reisebericht, nämlich der Bericht einer Reise in die Welt der Indianer Lateinamerikas, und von da aus in die vollständig vom Neoliberalismus beherrschte Welt. Vollständig? Nein, eben nicht. Denn es gibt da ein kleines unbesiegbares Dorf im mexikanischen Dschungel. (maha)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Marcos. Herr der Spiegel" von Manuel Vázquez Montalban. Wagenbach Verlag, Berlin 2000. 221 Seiten. Gebunden, 34 Mark. ISBN 3-8031-3606-7.
Ein Reisebericht ist es eigentlich nicht, den der spanische Schriftsteller Manuel Vázquez Montalban über seine Reise nach Chiapas zu Subcomandante Marcos geschrieben hat. Eher ein Essay über den Zustand Mexikos und der Welt. Kernstück ist ein Interview mit dem Rebellenführer, der im Dienste der Indios seit fünf Jahren eine Revolution anführt, die gar keine ist und daher auch nicht niedergeschlagen werden kann. Denn die Zapatisten, wie sie sich nennen, wollen nicht an die Macht, sondern nur die Mächtigen zur Anerkennung der différence der Indianer zwingen. Als Mittel wählt der Subcomandante denn auch weniger den bewaffneten Kampf als das gesprochene Wort. Diese poetische und ironische Form des Widerstands fasziniert Montalban, und er greift sie in seiner eigenen Analyse auf, insbesondere die zentralen Metaphern des Spiegels und der Maske. Indem Marcos stets eine Maske trägt - obwohl seine Identität längst enthüllt ist -, hält er dem System den Spiegel der eigenen Maskerade vor. Gleichzeitig betätigt er sich als Spiegel in der Art, wie ihn "Alice" in der Fortsetzung ihrer Abenteuer im Wunderland findet: ein Spiegel, durch den man eintreten kann, um eine andere Sicht auf Dinge zu erhalten, in diesem Fall die Sicht der Globalisierten in einer Welt der Globalisierer. Und so ist das Buch letztlich doch ein Reisebericht, nämlich der Bericht einer Reise in die Welt der Indianer Lateinamerikas, und von da aus in die vollständig vom Neoliberalismus beherrschte Welt. Vollständig? Nein, eben nicht. Denn es gibt da ein kleines unbesiegbares Dorf im mexikanischen Dschungel. (maha)
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