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Am 20. Juli 1969 betreten die amerikanischen Astronauten Armstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond. Die zentralen Bereiche der Entwicklung von Wissenschaft und Technik im 20. Jahrhundert und die dadurch ausgelösten Veränderungen im Leben und Denken der Menschen beschäftigen im vorliegenden Band die Autorin. Das Buch ist Teil der Reihe "20 Tage im 20. Jahrhundert", mit der anhand 20 ausgewählter Tage die Geschichte des letzten Jahrhunderts dargestellt wird. Die 20 Tagesereignisse sind Ausgangspunkt für eine umfassende Darstellung der internationalen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen…mehr

Produktbeschreibung
Am 20. Juli 1969 betreten die amerikanischen Astronauten Armstrong und Aldrin als erste Menschen den Mond. Die zentralen Bereiche der Entwicklung von Wissenschaft und Technik im 20. Jahrhundert und die dadurch ausgelösten Veränderungen im Leben und Denken der Menschen beschäftigen im vorliegenden Band die Autorin.
Das Buch ist Teil der Reihe "20 Tage im 20. Jahrhundert", mit der anhand 20 ausgewählter Tage die Geschichte des letzten Jahrhunderts dargestellt wird. Die 20 Tagesereignisse sind Ausgangspunkt für eine umfassende Darstellung der internationalen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des letzten Jahrhunderts des zweiten Jahrtausends. Das Ergebnis: eine Bilanz des 20. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Brigitte Röthlein, geboren 1949, ist Diplomphysikerin mit einer Promotion in Zeitungswissenschaft, Pädagogik und Geschichte der Naturwissenschaften. Von 1993 bis 1996 leitete sie das Geschichtsmagazin "Damals". Seit 1973 arbeitet sie als freie Wissenschaftsautorin mit dem Hauptinteresse Grundlagenforschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.1997

Berichte vom Tage
Der erste Ertrag eines originellen Verlagsprojekts zur Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts

Volker R. Berghahn: Sarajewo, 28. Juni 1914. Der Untergang des alten Europa. Reihe: 20 Tage im 20. Jahrhundert. Herausgegeben von Norbert Frei, Klaus-Dietmar Henke und Hans Woller. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. 250 Seiten, 19,90 Mark.

Jürgen Osterhammel: Shanghai, 30. Mai 1925. Die chinesische Revolution. Reihe: 20 Tage im 20. Jahrhundert. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. 276 Seiten, 19,90 Mark.

Walther Bernecker: Port Harcourt, 10. November 1995. Aufbruch und Elend in der Dritten Welt. Reihe: 20 Tage im 20. Jahrhundert. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. 321 Seiten, 19,90 Mark.

Harold James: Rambouillet, 15. November 1975. Die Globalisierung der Wirtschaft. Reihe: 20 Tage im 20. Jahrhundert. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. 283 Seiten, 19,90 Mark.

Brigitte Röthlein: Mare Tranquillitatis, 20. Juli 1969. Die wissenschaftlich-technische Revolution. Reihe: 20 Tage im 20. Jahrhundert. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997. 315 Seiten, 19,90 Mark.

Die Geschichte liebt es zuweilen, sich in einem einzigen Augenblick zu verdichten. Epochenlang schwinden die Jahre dahin, ohne Herrschaft und Politik, ohne Maß und Rhythmus zu verändern, bis plötzlich ein Tag all das antastet, umdeutet und auf den Kopf stellt, was bis dahin gültig war. Das zwanzigste Jahrhundert kennt viele dieser Daten, die man nicht vergessen wird, weil sie Folgenschweres mit sich brachten.

Ob es allerdings gerade zwanzig Tage waren, die die Welt bewegten, wie die Herausgeber der neuen Edition über die wichtigsten Ereignisse dieses Jahrhunderts behaupten? Nicht jeder wird die Unterzeichnung der Römischen Verträge, den Amtsantritt Kennedys oder den Ausbruch der Mai-Unruhen 1968 in Paris für "Sternstunden der Menschheit" halten. Dennoch gebührt dem Verlag Lob für die auf zwanzig Bände angelegte Reihe, nicht nur, weil er seinem heruntergekommenen politischen Taschenbuchprogramm neuen Glanz verleiht. Er vermag auch, namhafte Autoren, meist renommierte Historiker, zu versammeln, die es verstehen, die schicksalsträchtigen Momente sachkundig darzustellen.

Vor allem Volker Berghahn ist mit seinem Werk über den 28. Juni 1914 ein Meisterstück gelungen. Der Professor für neuere Geschichte an der Brown-Universität in Providence besitzt eine seltene Fähigkeit: Er kann verzichten. Berghahn läßt alles weg, was nur mittelbar zu den Schüssen von Sarajevo und deren Widerhall gehört. Er legt ein Buch vor, das so geschwind wie präzise vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Selbstzerfleischung Europas erzählt.

Das Attentat auf das österreichische Thronfolgerpaar spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Schon mehrmals war es auf dem Balkan zu Krisen und Kriegen gekommen, aus denen Deutschland Vorteile zu ziehen verstand. "Die orientalische Frage ist ein Gebiet, auf welchem wir unseren Freunden nützlich und unseren Gegnern schädlich sein können, ohne durch direkte eigene Interessen wesentlich gehemmt zu werden", hatte Bismarck festgestellt und sich darum bemüht, das "orientalische Geschwür" offenzuhalten. Bismarcks Nachfolger taten nichts, das Unheil abzuwenden. Im Gegenteil, weit vor der Julikrise verschärften sie die Lage. Der Verfasser schildert, wie die großmäuligen Reden Wilhelms II., dessen Weltmachtpläne und das Tirpitzsche Flottenbauprogramm Deutschland in die außenpolitische Isolierung drängten.

Die Ermordung des österreichischen Kronprinzen kam den Falken um Wilhelm gelegen, die drohende Übermacht der Gegner durch einen Krieg auszuschalten. Mit Hilfe eines unannehmbaren Ultimatums an die Serben, dessen Ablehnung mit Einmarsch geahndet wurde, sollte Wien, Berlins schwachbeiniger Verbündeter, auf dem Balkan vorrücken und auslösen, was sich später als "Urkatastrophe" dieses Jahrhunderts erwies. Anders als bisher angenommen, glaubte keine der Kriegsparteien an einen schnellen Sieg. Vielmehr rechneten alle Mächte mit langen, verlustreichen Materialschlachten. Das Ausmaß der Tragödie freilich konnte sich keiner vorstellen. Die Kugeln von Sarajevo lösten eine bis dahin unvorstellbare Lawine der Gewalt aus, die siebzig bis achtzig Millionen Menschen das Leben kostete, Monarchien und deren Eliten mit sich riß, die europäischen Staaten in den Ruin trieb und den alten Kontinent als Mittelpunkt der Weltpolitik zerstörte.

Wohl kein zweites Geschoß hat solche Wirkung erzielt, obwohl Schüsse, die am 30. Mai 1925 durch die Nanking Road von Shanghai belferten und mehrere Chinesen töteten, in Asien bis heute tiefe Spuren hinterlassen haben. Was als Quengelei über die englische und japanische Elite begann und am 30. Mai niedergeschlagen wurde, wandelte sich noch am selben Tag zum Massenprotest gegen die fremden "Ausbeuter". Bis Ende April hätten sich sämtliche Kommunisten in einem Gebäude versammeln können. Nach dem "Massaker im Schlachthof des Imperialismus" strömten immer mehr Menschen in die KPCh, deren Mitgliederzahl in wenigen Monaten auf über zehntausend stieg. Gewandt schildert Jürgen Osterhammel in seinem Buch über die chinesische Revolution, wie es den Kommunisten um Chen Duxiu, Mao Zedong und Zhou Enlai gelang, sich in Streiks und Boykotts als ernstzunehmende Repräsentanten chinesischer Interessen darzustellen.

Bis zur eigentlichen kommunistischen Machtergreifung war es allerdings noch weit. Folgt man dem Verfasser, kann die chinesische Revolution nur als Entwicklung gedeutet werden, die um 1900 begann, elf Jahre später den Sturz der Monarchie brachte, sich durch den 30. Mai radikalisierte und 1949 zum Sieg Maos über Chiang Kaishek führte. Osterhammel versteht es, diesen Prozeß ohne schleppende Stellen darzulegen. In flinken und doch eindringlichen Zügen zeichnet der Historiker ein umfassendes Bild der chinesischen Gesellschaft. Auf diese Weise verdeutlicht er, daß Maos Revolution importiert und gleichzeitig hausgemacht war: Sie nutzte die Ideen des russischen Bolschewismus, ohne sich ihm zu unterwerfen. Sie zog Kraft aus der Barbarei der japanischen Besatzungsmacht und gewann Energie aus der allgemeinen Erinnerung an das marode Kaisertum. Mit massiver sowjetischer Militärhilfe gelang es den Kommunisten zudem, ihre Gegner aus dem Land zu drängen. Am 1. Oktober 1949 war es soweit: Mao rief die Volksrepublik aus und trat an die Spitze des neuen Regimes. Rund vierzig Millionen Menschen waren Revolution und Krieg bis dahin zum Opfer gefallen. Weitere 35 Millionen Ermordete folgten, von den dreißig Millionen zu schweigen, die verhungerten. Die Grausamkeiten hielten die chinesischen Kommunisten nicht davon ab, ihr System den Entwicklungsländern anzutragen. Vorbild wurden sie dennoch nur vereinzelt. Meist war es der Kreml, der Parteigänger und Vasallen um sich scharte. In seinem Buch über Aufbruch und Elend der Dritten Welt berichtet Walther Bernecker über die Versuche südamerikanischer, asiatischer und afrikanischer Potentaten, ihre Staaten mit Hilfe europäischer Sozialismusmodelle zu beglücken. Erfolgreich waren sie nie. Die Armut blieb ein steter Gast. Das indes trifft auf viele Länder der Dritten Welt zu. Sieht man von einigen Ausnahmen wie den "Tigerstaaten" ab, konnten sich nur wenige Entwicklungsländer aus dem Elend befreien. Ausführlich erklärt der Augsburger Historiker, mit welchen Schwierigkeiten die südliche Halbkugel von Brasilien bis Burundi, von Nigeria bis Nepal zu kämpfen hat. Vor allem die Ursachen der Schuldenkrise erläutert er eingehend, ohne die gesellschaftlichen Folgen zu mißachten, die ständige Not und ewiger Mangel mit sich bringen.

Warum Bernecker den 10. November 1995 zum Schicksalstag wählte, bleibt im verborgenen. Zwar werden sich die meisten Zeitgenossen noch an die Hinrichtung Ken Saro-Wiwas in Nigeria erinnern, der gegen brennende Flüsse und ölgetränkte Äcker rebellierte und dafür mit dem Leben bezahlte. Ein Datum, das alles bestimmt und alles entscheidet, war der zehnte November jedoch nicht - weder für Afrika noch für die Dritte Welt.

Nicht jeder Tag, der tragisch endete, muß außergewöhnlich sein, nicht jedes Ereignis in die Geschichte eingehen, nur weil es geschickt in Szene gesetzt wurde. Das erste Treffen der sechs größten westlichen Industriestaaten vom 15. November 1975 in Rambouillet jedenfalls läßt sich getrost in die Fußnoten verbannen. Womöglich beschäftigt sich Harold James deshalb lieber mit einem bedeutenderen Augenblick. In seinem Buch über die Globalisierung der Wirtschaft kreist alles um das System von Bretton Woods, das am 27. Dezember 1945 beschlossen wurde, knapp dreißig Jahre in Kraft blieb und zu einer beispiellosen Expansion des internationalen Handels führte. Routiniert wägt der amerikanische Historiker die Vor- und Nachteile jenes Abkommens von 1945 ab, das feste Währung durch sichere Wechselkurse und jederzeitige Konvertibilität des Dollar in Gold garantierte. Die Ursachen für den Zusammenbruch der Vereinbarung erläutert James genauso einleuchtend wie die Gründe für den Verfall der amerikanischen Währung Ende der siebziger Jahre oder den Aufstieg Japans zur Handelsmacht. Über die Zusammenkunft von Rambouillet hingegen verliert der Verfasser kaum ein Wort. Sie hätte kein einziges wirtschaftliches Problem gelöst. Seltsam nur, daß ihr der Titel des Buches gilt.

Zumal da das Jahrhundert wichtigere Daten kennt, die alle eigene Studien verdient hätten. Allein in Wissenschaft und Technik finden sich viele Tage, die man im Gedächtnis halten wird, weil an ihnen Türen aufgestoßen wurden, die Jahrtausende hindurch verschlossen waren. Vom ersten Motorflug der Gebrüder Wright bis zur Landung auf dem Mond, von Mendels Erbgesetzen bis zur genetischen Verdoppelung von Lebewesen stellt Brigitte Röthlein wichtige Entdeckungen der Wissenschaft in diesem Jahrhundert vor. Glaubt man der Physikerin, hat sich der Mensch endgültig von Gott emanzipiert und die Angst verloren, dem Schöpfer ins Handwerk zu pfuschen. Bald werde er die Umwelt und seine eigene Beschaffenheit völlig manipulieren können. Ob dieser Augenblick zur Sternstunde wird? JACQUES SCHUSTER

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