Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Regula Venske ist sehr angetan von Gertrud Spats Roman, besonders deshalb, weil er mit dem Vorurteil aufräume, Georg Trakls Mutter sei unmütterlich und so "die eigentlich Schuldige am Inzest-Drama ihrer Kinder wie an deren Drogen- und Todessehnsucht" gewesen. In Spats "anrühendem, lebensweisen" Buch, so Venske, erscheint sie als liebenswürdiger Mensch und liebende Mutter, vor allem aber als ein Mensch mit Gefühlen, die "komplizierter sind, als es die bürgerliche Umwelt (und die späteren Biografen) erlauben". Das Drama der Familie Trakl werde nicht verschwiegen, ganz im Gegenteil: Spat reduziere es nicht auf den Inzest, sondern zeige auch, "wie dem Schock der Entdeckung das Trauma des Schweigens folgt". Venske lobt auch die Sprache des Romans: "schlicht und einfach erzählt" und ohne sprachliche Anleihen bei Trakl - dessen Gedichte werde man bei der Lektüre nämlich ohnehin wieder hervorholen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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