Marie Antoinette ist nicht die frivol-weltfremde Frau, die dem hungernden Volk Kuchen empfiehlt, wenn es kein Brot hat. Die letzte Dauphine und Königin in Versailles ist Politikerin, Patronin und Projektionsfläche, nimmt Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung, schart bei Hof Anhänger um sich und trotzt ihren Gegnern. Als faktisch bald mächtigste Frau im Land ist sie den Erwartungen verschiedenster Personen ausgesetzt und reizt die ihr zugestandenen Spielräume oft bis an die Grenzen des Akzeptierten aus.Johanna Hellmann untersucht die Möglichkeiten, die sich Marie Antoinette in Versailles boten und geht der Frage nach, welche Rolle eine Dauphine und Königin im vorrevolutionären Frankreich innehatte, welche Handlungsfelder ihr zugestanden wurden, was als akzeptabel und was als skandalös galt. Dabei zieht die Autorin nicht nur die altbekannten Quellen zu Marie Antoinette heran, sondern untersucht bisher vollkommen unbekannte diplomatische Berichte, was zu manch überraschendemErgebnis führt. Hellmann lotet zum ersten Mal überhaupt Stellung und Rolle einer Königin und Dauphine in Versailles detailliert aus und macht dadurch auf Wissenslücken und den Forschungsbedarf in diesem Bereich aufmerksam. Ihr Buch nimmt uns mit auf eine Reise in die prachtvolle Welt des Versailler Hofes, der uns mit seinen komplexen Hierarchien und Zeremoniellen fremd erscheint, mit seinen Intrigen, Dramen, Allianzen und unverbrüchlichen Freundschaften aber auch seltsam vertraut.