Die Finanzkrise hat die Welt an den Rand des Abgrunds geführt. Nur ein international koordiniertes Vorgehen konnte den Kollaps der Weltwirtschaft verhindern. Doch weil die gigantischen Verluste mit Milliardensummen ausgeglichen wurden, hat die öffentliche Hand mit hoher Wahrscheinlichkeit die Grundlage für die nächste, schlimmere Krise gelegt. Susanne Schmidt mahnt einschneidende internationale Regeln für die Finanz- und Börsenplätze an, denn dort fahren die Handelnden fort, als sei nichts gewesen. Die Finanzelite spielt weiter russisches Roulette auf einem Markt ohne Moral.»Eines der spannendsten Wirtschaftsbücher des vergangenen Jahres.« Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2010Artenschutz
Susanne Schmidt, Tochter des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, Volkswirtin, ehemalige Bankerin und ehemalige Fernsehmoderatorin, hat ein Buch über die Finanzkrise geschrieben. "Markt ohne Moral" ist der Band betitelt, als Konkretisierung hat Schmidt in der Unterzeile den Satz hinzugefügt "Das Versagen der internationalen Finanzelite". Damit orientiert sie ihre Leser, bevor diese im Buch selbst erfahren, dass die Finanzkrise gleichsam ein Gemeinschaftswerk verschiedenster Akteure und Umstände gewesen sei - angefangen von den Bankern über die Notenbanker, Aufsichtsbehörden, Rating-Agenturen, Politiker, Privatanleger. Sogar das Ende des Kalten Krieges und das rasante chinesische Wirtschaftswachstum werden eingebunden und von ihr in klarer, schnörkelloser Sprache in Zusammenhang mit dem Beinahe-Kollaps des Finanzsystems gebracht. Als zentralen Begriff greift sie den ängstigenden Anglizismus "Moral Hazard" heraus und beschreibt mit seiner Hilfe ein zentrales Problem: Es gibt ökonomische Entitäten (ganz gleich, ob Banken oder Industrieunternehmen), die für eine Gesellschaft so wichtig sind, dass die Politik sie immer erhalten würde. Der mögliche eigene Untergang ist also kein Risiko, dem sie ausgesetzt sind. Eine Lösung für solch prekären Artenschutz haben auch jene Politiker und ihre Berater noch nicht gefunden, die derzeit neue Regeln ausklügeln, um eine abermalige Finanzkrise dieses Ausmaßes zu verhindern. Schmidt schreibt, dass nur der auch praktisch drohende Untergang die Banken disziplinieren könne - eine Ansicht, mit der sie die Mehrheit der Debattierer auf ihrer Seite hat. (Susanne Schmidt: "Markt ohne Moral". Das Versagen der internationalen Finanzelite. Droemer Verlag, München 2010. 208 S., geb., 19,95 [Euro].) ala.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Susanne Schmidt, Tochter des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, Volkswirtin, ehemalige Bankerin und ehemalige Fernsehmoderatorin, hat ein Buch über die Finanzkrise geschrieben. "Markt ohne Moral" ist der Band betitelt, als Konkretisierung hat Schmidt in der Unterzeile den Satz hinzugefügt "Das Versagen der internationalen Finanzelite". Damit orientiert sie ihre Leser, bevor diese im Buch selbst erfahren, dass die Finanzkrise gleichsam ein Gemeinschaftswerk verschiedenster Akteure und Umstände gewesen sei - angefangen von den Bankern über die Notenbanker, Aufsichtsbehörden, Rating-Agenturen, Politiker, Privatanleger. Sogar das Ende des Kalten Krieges und das rasante chinesische Wirtschaftswachstum werden eingebunden und von ihr in klarer, schnörkelloser Sprache in Zusammenhang mit dem Beinahe-Kollaps des Finanzsystems gebracht. Als zentralen Begriff greift sie den ängstigenden Anglizismus "Moral Hazard" heraus und beschreibt mit seiner Hilfe ein zentrales Problem: Es gibt ökonomische Entitäten (ganz gleich, ob Banken oder Industrieunternehmen), die für eine Gesellschaft so wichtig sind, dass die Politik sie immer erhalten würde. Der mögliche eigene Untergang ist also kein Risiko, dem sie ausgesetzt sind. Eine Lösung für solch prekären Artenschutz haben auch jene Politiker und ihre Berater noch nicht gefunden, die derzeit neue Regeln ausklügeln, um eine abermalige Finanzkrise dieses Ausmaßes zu verhindern. Schmidt schreibt, dass nur der auch praktisch drohende Untergang die Banken disziplinieren könne - eine Ansicht, mit der sie die Mehrheit der Debattierer auf ihrer Seite hat. (Susanne Schmidt: "Markt ohne Moral". Das Versagen der internationalen Finanzelite. Droemer Verlag, München 2010. 208 S., geb., 19,95 [Euro].) ala.
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"(...) eine rigorose Abrechnung mit der Finanzwelt, der Schmidt "eine seltsame Amoralität" attestiert. (...) Schmidt urteilt, aber verurteilt nicht. Und sie spannt den großen Bogen." Süddeutsche Zeitung 20100508