Die Agrarwirtschaft steht mit der zunehmenden Marktliberalisierung vor der Herausforderung, mit dem Spannungsverhältnis von Markt- und Werteorientierung umzugehen. Während die Agrarpolitik seit der MacSharry-Ära in mehreren Reformen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik auf eine zunehmende Marktorientierung der Landwirtschaft setzt und eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung fokussiert, gibt es in der Landwirtschaft durchaus beachtliche Widerstände vor dem Hintergrund spezifischer Werte und Normen. Wurden solche in den vergangenen Jahren zumeist als Protestbewegung ökonomisch schwächerer Marktteilnehmer interpretiert, die auf diese Weise rent seeking betreiben, liefert die neuere ökonomische Forschung vielfältige Hinweise auf die Bedeutung von Werten und Normen für Märkte generell. In spieltheoretischen und besonders in experimentellen Arbeiten konnten Ökonomen die grundsätzliche Relevanz von Fairnesspräferenzen in Märkten nachweisen. Besondere Relevanz hat diese Diskussion um eine Werteorientierung für die in der Dissertation vertieften analysierten Unternehmen genossenschaftlicher Rechtsform. Diese bauen historisch explizit auf einem normativen Fundament der Solidarität und Gegenmachtbildung auf, stehen aber heute in einem Konfliktfeld zwischen Förderung einer breiten Mitgliedergruppe und der Konzentration auf ökonomisch lukrative Lieferanten bzw. Kunden. Die Dissertation bearbeitet das skizzierte Themenfeld mit einem verhaltenswissenschaftlich-empirischen Ansatz. Sie ergänzt dadurch die vorliegenden experimental-ökonomischen Analysen methodisch und wendet sie auf ein relevantes Problemfeld der Agrarwirtschaft an.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.