Philippe Djian
Broschiertes Buch
Marlène
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Marlène ist etwas weltfremd, aber immer im Auge des Orkans, den sie selbst verursacht. Seit sie da ist, ist das Leben von Dan und Richard noch komplizierter. Die beiden Freunde müssen sich seit ihrer Rückkehr aus dem Krieg im zivilen Alltag zurechtfinden. Nun brechen alte Traumata auf, und die Gefühle spielen verrückt.
Philippe Djian, geboren 1949 in Paris, ist viel herumgekommen. Er lebte in New York, Florenz, Bordeaux und Lausanne und wohnt heute in Biarritz und Paris. Auf einer Autobahnmautstelle, bei einem seiner Gelegenheitsjobs, tippte Philippe Djian sein erstes Manuskript. Sein dritter Roman, ¿Betty Blue¿, wurde zum Kultbuch. ¿Oh ...¿ erhielt 2012 den Prix Interallié und wurde mit Isabelle Huppert unter dem Titel ¿Elle¿ verfilmt.
© Gallimard
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Marlène
- Artikelnr. des Verlages: 562/24530
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 24. Februar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 181mm x 113mm x 22mm
- Gewicht: 242g
- ISBN-13: 9783257245301
- ISBN-10: 3257245300
- Artikelnr.: 59151460
Herstellerkennzeichnung
Diogenes Verlag AG
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
vertrieb@diogenes.ch
Eine Stadt in Frankreich, die hauptsächlich davon lebt, Militärstandort zu sein, schafft die Kulisse für diesen Roman. Richard und Dan sind Freunde, waren gemeinsam im Einsatz und sind gemeinsam zurückgekehrt. Wie viele lässt sie ihre Vergangenheit nicht los, sie sind …
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Eine Stadt in Frankreich, die hauptsächlich davon lebt, Militärstandort zu sein, schafft die Kulisse für diesen Roman. Richard und Dan sind Freunde, waren gemeinsam im Einsatz und sind gemeinsam zurückgekehrt. Wie viele lässt sie ihre Vergangenheit nicht los, sie sind traumatisiert, doch gehen sie unterschiedlich damit um. Als Marlène, die Schwester von Richards Frau Nath in der Stadt auftaucht, bringt sie das feine Gleichgewicht von Richards Familie und seiner Freundschaft zu Dan durcheinander. Marlène scheint das Unglück anzuziehen und reißt auch andere mit in den Untergang. Nichts kann mehr sehr wie vorher.
Philippe Djians Roman „Marlène“ beschreibt sehr eindringlich die spannungsgeladene Situation in einer Stadt, in der viele Kriegsheimkehrer leben, die nur schwer wieder Fuß fassen können im Alltag. Richard und Dan haben mehr oder weniger ihren Weg gefunden, doch mit Marlène bricht alles auseinander. Wie eine antike Sirene bei Odysseus zieht sie Menschen an, um sie dann – wenn auch ungewollt- in den Untergang zu stoßen. An ihrer Seite bleibt nichts heil, nichts bleibt bestehen, sie hinterlässt unweigerlich Zerstörung. Dies beschreibt der Autor auf sehr nüchterne und klare Art und Weise, denn während wir Richard, Nath und Dan näher kennen lernen und auch Mona, Naths Tochter, bleibt uns Marlène seltsam fremd, sie ist nicht zu packen. Wie ein Schatten rauscht sie durch die Geschichte, wo sie gewirkt hat bleibt kein Stein auf dem anderen, sie selbst bleibt dennoch schemenhaft und unklar. Vielleicht konnte mich diese eigentlich hochdramatische Geschichte deshalb nicht richtig berühren, obwohl ich die Idee sehr interessant fand, blieb doch alles etwas zu abstrakt und fern.
Leider konnte mich „Marlène“ trotz einer spannenden Idee und Ausgangssituation nicht richtig mitnehmen, das Buch war zwar gut lesbar und interessant, mir fehlte dennoch ein wenig die Spannung und die Nähe zu Marlène, die Dreh- und Angelpunkt der ganzen Story war. So war es für mich zwar kein schlechtes Buch, es konnte mich jedoch auch nicht richtig begeistern.
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Wer ist Marlène? Und hat sie wirklich so eine böse Aura, wie Richard vermutet? Schwanger flüchtet Marlène zu ihrer Schwester Nath, die sie aus Pflichtgefühl aufnimmt, auch wenn die Situation gerade schwierig ist. Mit ihrer 18-jähirgen Tochter Mona liegt sie im …
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Wer ist Marlène? Und hat sie wirklich so eine böse Aura, wie Richard vermutet? Schwanger flüchtet Marlène zu ihrer Schwester Nath, die sie aus Pflichtgefühl aufnimmt, auch wenn die Situation gerade schwierig ist. Mit ihrer 18-jähirgen Tochter Mona liegt sie im Clinch, so dass diese zu Dan zieht, dem besten Freund ihres Vaters Richard. Dieser saß drei Monate im Gefängnis und steht kurz vor der Entlassung. Dan versucht in das bürgerliche Leben zurückzukehren, was nach den Erfahrungen im Jemen und Afghanistan nicht einfach ist, doch im Gegensatz zu Richard scheint es ihm zu gelingen. Er ist bemüht seinem Job regelmäßig nachzugehen, die Nachbarn zu grüßen und seine Hilfe anzubieten, um wieder aufgenommen zu werden in die Gesellschaft. Doch dann kommt Marlène und macht ihm eindeutige Avancen. Er wehrt sich und ahnt noch nicht, dass er besser die Flucht ergreifen sollte, denn Marlène zieht eine Spur der Verwüstung hinter sich her.
Philippe Dijan ist als Autor in der französischen Literaturszene seit Jahrzehnten eine feste Größe. Vor allem die komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen haben es ihm angetan, seinen Durchbruch hatte er 1985 mit „37°2 le matin“ (dt. „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“), in dem er die obsessive Liebe zwischen Betty und Zorg schildert. Sein Roman „Oh...“ aus dem Jahr 2012 wurde mit dem Prix Interallié ausgezeichnet und beschreibt die verstörende Anziehung zwischen einer Frau und ihrem Vergewaltiger.
Die Protagonistin, die dem aktuellen Roman den Titel verleiht, bleibt über weite Teile der Handlung erstaunlich blass. Es wird mehr über sie gesprochen als dass man sie selbst erleben würde und man fragt sich, wie die anderen Figuren zu ihrer Einschätzung kommen und inwieweit sie mit dieser richtig liegen. Richard hasst Marlène und macht keinen Hehl daraus. Die Probleme, die Richard und Dan haben, wieder festen Boden unter den Füßen zu finden, nehmen viel mehr Raum ein und man fragt sich fast, wie Marlène zu ihrer Ehre kommt, kann sie Dan vielleicht doch von seinem Trauma befreien?
„Er kannte nicht nur Angst, Blut und Schmerz, aber er konnte sich schrubben, so viel er wollte, es ging nicht ab, es kam immer wieder, und jedes Mal färbte es auf den Rest ab (...) Er hatte sich daran gewöhnt. In gewisser Weise war er schon tot, dachte er. Weder Marlène noch sonst jemand konnte etwas dafür. Wer einmal in der Hölle gewesen war, kam nicht wieder zurück.“
Die zarte Verbindung scheint jedoch eine Zukunft zu haben, zumindest in Dans Augen. Er ist bereit sich dafür auch gegen seinen Freund zu stellen und Marlène zu verteidigen. Doch dann folgt unweigerlich der Moment des Schreckens und Grauens. Völlig unvorbereitet trifft es einem als Leser und Dijan legt sofort nach, kaum ein Herzschlag vergeht zwischen den Schlägen, die er uns zumutet.
In kurzen Sequenzen erzählt Dijan seine Geschichte, wechselnd zwischen den Figuren erlaubt er Innen- und Außensicht, was ein komplexes Bild entstehen lässt und die Zwänge, denen sie ausgesetzt sind, anschaulich verdeutlicht. Dialoge und Beschreibungen gehen fließend ineinander über und entwickeln so die Figuren und die Handlung unentwegt fort. Kaum scheint man sie greifen zu können, entweichen sie wieder.
Dijan ist keine leichte Kost, aber ein sprachlicher Virtuose, der ein Auge für die Vielschichtigkeit der menschlichen Seele hat.
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