Produktdetails
- Verlag: Schirmer/Mosel
- Seitenzahl: 184
- Abmessung: 18mm x 236mm x 276mm
- Gewicht: 1168g
- ISBN-13: 9783888147777
- ISBN-10: 3888147778
- Artikelnr.: 24357535
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.1996Ein jeder Engel ist schrecklich: Die Gesichter von Marlon Brando
Im "New Yorker" erschien 1957 ein Essay von Truman Capote. Der Autor hatte mit Marlon Brando, der damals Anfang Dreißig war, in Kyoto gesprochen; Brando drehte dort "Sayonara". Capotes Text ist ein geniales Psychogramm. Es dekuvriert das Objekt seines Begehrens, Distanz zu ihm in Hellsichtigkeit findend und zugleich rettungslos von ihm bestrickt. Capote erinnert sich auch, wie er, zehn Jahre zuvor, während der Proben zu "Endstation Sehnsucht", Brando schlafend auf der Bühne vorgefunden habe. "Es war, als ob das Gesicht eines Fremden an den muskulösen Körper gefügt sei." Ein Gesicht mit einem "fast engelhaften Zug von Verfeinerung und Adel". Einige Jahre später schrieb Karl Korn in dieser Zeitung über Brando, er sei "schön wie ein spätrömischer Athlet, im ebenmäßigen Gesicht Züge der Melancholie tragend (das Schöne als des Schrecklichen Anfang)". Beschworen ist der Engel in Rilkes Erster Duineser Elegie. So ist Brandos Weg in fast fünfzig Jahren seiner Karriere auch der eines bitteren Verfalls: vom atemraubend schönen Heros zum verfetteten Schreckensbild seiner selbst. Und dann doch - 1995 in "Don Juan DeMarco" - noch einmal die Auferstehung der Grazie eines sehr großen Schauspielers, als sei dieses leibliche Gefängnis ein Nichts. "Aber Lebendige machen alle den Fehler", heißt es bei Rilke, "daß sie zu stark unterscheiden."
Ein von Lothar Schirmer edierter Bildband zelebriert noch einmal diese Vita in Fotografien und Filmszenen. Ihm ist unsere Abbildung entnommen, die Marlon Brando in einer Sequenz des "Letzten Tangos in Paris" aus dem Jahr 1972 zeigt, wie ergriffen vom Taumel dieses entgrenzten Spiels um Liebe und Tod. Sein Regisseur Bernardo Bertolucci sagte damals über ihn, er gleiche einem von Francis Bacon gemalten Menschen; alles, was aus seinem Inneren komme, trage "als Gesichtsausdruck die gleiche angefressene Plastizität". (Lothar Schirmer [Hrsg.]: "Marlon Brando". Portraits und Filmstills 1946-1995. Mit einem Essay von Truman Capote. Schirmer/Mosel, München 1995. 184 S., 87 Tafeln, davon 13 in Farbe, geb., 58,-DM.) rmg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im "New Yorker" erschien 1957 ein Essay von Truman Capote. Der Autor hatte mit Marlon Brando, der damals Anfang Dreißig war, in Kyoto gesprochen; Brando drehte dort "Sayonara". Capotes Text ist ein geniales Psychogramm. Es dekuvriert das Objekt seines Begehrens, Distanz zu ihm in Hellsichtigkeit findend und zugleich rettungslos von ihm bestrickt. Capote erinnert sich auch, wie er, zehn Jahre zuvor, während der Proben zu "Endstation Sehnsucht", Brando schlafend auf der Bühne vorgefunden habe. "Es war, als ob das Gesicht eines Fremden an den muskulösen Körper gefügt sei." Ein Gesicht mit einem "fast engelhaften Zug von Verfeinerung und Adel". Einige Jahre später schrieb Karl Korn in dieser Zeitung über Brando, er sei "schön wie ein spätrömischer Athlet, im ebenmäßigen Gesicht Züge der Melancholie tragend (das Schöne als des Schrecklichen Anfang)". Beschworen ist der Engel in Rilkes Erster Duineser Elegie. So ist Brandos Weg in fast fünfzig Jahren seiner Karriere auch der eines bitteren Verfalls: vom atemraubend schönen Heros zum verfetteten Schreckensbild seiner selbst. Und dann doch - 1995 in "Don Juan DeMarco" - noch einmal die Auferstehung der Grazie eines sehr großen Schauspielers, als sei dieses leibliche Gefängnis ein Nichts. "Aber Lebendige machen alle den Fehler", heißt es bei Rilke, "daß sie zu stark unterscheiden."
Ein von Lothar Schirmer edierter Bildband zelebriert noch einmal diese Vita in Fotografien und Filmszenen. Ihm ist unsere Abbildung entnommen, die Marlon Brando in einer Sequenz des "Letzten Tangos in Paris" aus dem Jahr 1972 zeigt, wie ergriffen vom Taumel dieses entgrenzten Spiels um Liebe und Tod. Sein Regisseur Bernardo Bertolucci sagte damals über ihn, er gleiche einem von Francis Bacon gemalten Menschen; alles, was aus seinem Inneren komme, trage "als Gesichtsausdruck die gleiche angefressene Plastizität". (Lothar Schirmer [Hrsg.]: "Marlon Brando". Portraits und Filmstills 1946-1995. Mit einem Essay von Truman Capote. Schirmer/Mosel, München 1995. 184 S., 87 Tafeln, davon 13 in Farbe, geb., 58,-DM.) rmg
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main