AUF DER FLUCHT VOR HITLER: ALS DIE SCHRIFTSTELLER EUROPA VERLIEßEN
Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten. Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.
Es ist das dramatischste Jahr der deutschen Literaturgeschichte. In Nizza lauscht Heinrich Mann bei Bombenalarm den Nachrichten von Radio London. Anna Seghers flieht mit ihren Kindern zu Fuß aus Paris. Lion Feuchtwanger sitzt in einem französischen Internierungslager gefangen, während die SS-Einheiten näherrücken. Sie alle geraten schließlich nach Marseille, um von dort einen Weg in die Freiheit zu suchen. Hier übergibt Walter Benjamin seinen letzten Essay an Hannah Arendt, bevor er zur Fluchtüber die Pyrenäen aufbricht. Hier kreuzen sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller, Künstler. Und hier riskieren Varian Fry und seine Mitstreiter Leib und Leben, um die Verfolgten außer Landes zu schmuggeln. Szenisch dicht und feinfühlig erzählt Uwe Wittstock von unfassbarem Mut und größter Verzweiflung, von trotziger Hoffnung und Mitmenschlichkeit in düsterer Zeit.
"Lieber Feuchtwanger, wir brauchen Mut heute. Wie viel Prozent Hoffnung geben Sie uns?" "Wie viel Hoffnung? Fünf Prozent."
Über die Flucht von Heinrich Mann, Anna Seghers, Franz Werfel, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin und vielen anderen Eine szenisch dichte Chronik von Mut, Verzweiflung und Mitmenschlichkeit Marseille 1940: Wo sich die Wege zahlreicher Schriftsteller und Intellektueller kreuzten
Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten. Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.
Es ist das dramatischste Jahr der deutschen Literaturgeschichte. In Nizza lauscht Heinrich Mann bei Bombenalarm den Nachrichten von Radio London. Anna Seghers flieht mit ihren Kindern zu Fuß aus Paris. Lion Feuchtwanger sitzt in einem französischen Internierungslager gefangen, während die SS-Einheiten näherrücken. Sie alle geraten schließlich nach Marseille, um von dort einen Weg in die Freiheit zu suchen. Hier übergibt Walter Benjamin seinen letzten Essay an Hannah Arendt, bevor er zur Fluchtüber die Pyrenäen aufbricht. Hier kreuzen sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller, Künstler. Und hier riskieren Varian Fry und seine Mitstreiter Leib und Leben, um die Verfolgten außer Landes zu schmuggeln. Szenisch dicht und feinfühlig erzählt Uwe Wittstock von unfassbarem Mut und größter Verzweiflung, von trotziger Hoffnung und Mitmenschlichkeit in düsterer Zeit.
"Lieber Feuchtwanger, wir brauchen Mut heute. Wie viel Prozent Hoffnung geben Sie uns?" "Wie viel Hoffnung? Fünf Prozent."
Über die Flucht von Heinrich Mann, Anna Seghers, Franz Werfel, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin und vielen anderen Eine szenisch dichte Chronik von Mut, Verzweiflung und Mitmenschlichkeit Marseille 1940: Wo sich die Wege zahlreicher Schriftsteller und Intellektueller kreuzten
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wilhelm von Sternburg lobt Uwe Wittstocks Buch über den Transit-Ort Marseille um 1940, über das unfreiwillige Treffen der deutschen Geisteselite in der französischen Hafenstadt und die Arbeit des Fluchthelfers Varian Fry für seinen atemlosen, episodischen, der geschilderten Situation gut stehenden Stil. Das Schicksal der Manns, Werfels, Feuchtwangers und anderer, das sich in Marseille entschied und das Wittstock anhand von Erinnerungen, Tagebüchern und Briefen detailreich nachzuerzählen weiß, scheint Sternburg auch heute noch tief zu berühren, ja zu erschüttern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2024Existenzdrama und Weltgeschichte
Heinrich Mann, Anna Seghers, Walter Benjamin und viele mehr: Uwe Wittstock beschreibt die verzweifelte Flucht deutscher Literaten vor den Nationalsozialisten.
Marseille: neben Auschwitz einst der andere Ausgang aus Europa", notierte im Rückblick der Résistance-Kämpfer und einstige KZ-Häftling David Rousset. Das Herz der französischen Hafenstadt schlug schon immer im Takt der Weltgeschichte. Vor gut achtzig Jahren stauten sich dort Flüchtlinge aus dem NS-Machtbereich. Das Klima aus Verfolgungs- und Überlebensangst, Langeweile, Hunger, Schlangestehen, Schwarzmarkt und Mafia wurde Gegenstand von Filmen und Romanen. Der berühmteste ist "Transit" von Anna Seghers.
Nichts sei erfunden, schreibt Uwe Wittstock im Vorwort seines Buchs. Alles ist wahr, hört man mit. Nein. Alles sei belegt, war der Autor klug genug zu präzisieren. Belegt nämlich durch Briefe, Tagebücher, autobiographische Erinnerungen der damaligen Betroffenen. Hinzuerfinden ist da gar nicht nötig, denn es ist in solchen Belegen schon angelegt. So muss man dieses Buch lesen, als ein Panorama unglaublicher Geschichten, von den Akteuren selbst oft selektiv erinnert, überarbeitet, ausgemalt. Und wenn ein begabter Arrangeur am Werk ist wie der mit seinem Buch "Februar 33" über die Winterstarre der deutschen Literatur beim Machtantritt Hitlers weithin bekannt gewordene Wittstock, ist die Spannung garantiert.
Entgegen kam ihm dabei die Figur des Amerikaners Varian Fry und dessen Einsatz in Marseille für bedrohte Intellektuelle und Künstler. Denn der in Nizza mit der Vollendung seines Romans "Henri Quatre" sich abmühende Exilant Heinrich Mann, der in seiner Villa von Sanary-sur-Mer den Kriegsausbruch beobachtende Lion Feuchtwanger, die mit ihren Kindern durchs besetzte Frankreich irrende Anna Seghers, der bei der Flucht über die Pyrenäen traurig scheiternde Walter Benjamin - diese und Dutzende weiterer derart bedrängter Schriftstellerschicksale liefen alle bei Varian Fry zusammen. Auch als nach dem französischen Zusammenbruch und dem Waffenstillstand im Juni 1940 immer weniger Schiffe aus Marseille nach Amerika ausliefen, zog Frys dort etabliertes Centre Américain de Secours weiterhin zahllose Anwärter auf ein amerikanisches Visum an.
Wittstocks Darstellung in kurzen Szenen am chronologischen Faden der Geschehnisse vom Mai 1940 bis Ende 1941 funktioniert vorzüglich, schon in der vorangestellten Geschichte zweier Julitage im Jahr 1935. Fry wird da beim Gang über den Kurfürstendamm in Berlin Zeuge eines SA-Pogroms gegen jüdische Geschäfte und Passanten. Heinrich Mann beschreibt am selben Tag in einem Brief seinem Bruder Thomas ein antifaschistisches Schriftstellertreffen in Paris. Franz Werfel verfasst einen Nachruf auf die in Wien gerade beerdigte Bundeskanzlergattin Herma Schuschnigg und spricht darin vor allem lobend von ihrem Mann, dem er und seine Frau Alma Mahler-Werfel nahestanden. Die breit ausgelegten Ereignisstränge sammeln sich dann sukzessive im Knotenpunkt Marseille.
Erzählt wird im kleinteiligen Filmschnittverfahren. Immerfort taucht man von einer Szene in die andere ein, mit wechselnden Protagonisten. In Paris fährt Hannah Arendt am 15. Mai 1940 mit der Metro zur Radsporthalle Vel' d'Hiv', wo die Frauen aus den Feindesländern Deutschland und Österreich sich zur Internierung zu melden haben. Im billigen Pariser Hôtel de l'Univers halten sich die Schriftsteller Walter Mehring und Ernst Weiß sowie die Wiener Schauspielerin Hertha Pauli versteckt. Aus Sanary-sur-Mer sucht das Ehepaar Werfel nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich über Marseille mit Privatchauffeur und zwölf Koffern nach Bordeaux und weiter nach Amerika zu entkommen. Im südfranzösischen Internierungslager Loriol sitzt der einunddreißigjährige Golo Mann fest, der sich als Legionär bei der französischen Armee melden wollte.
Jedes in den Quellen vorgefundene Detail wird genutzt, um die jeweilige Situation lebendig zu schildern. Man erfährt, ob es gerade regnet oder ob die Sonne brennt. In einem Marseiller Vorortlokal studiert an einem Septembertag der mit Alfred Kantorowicz zum Mittagessen verabredete Heinrich Mann die Weinkarte und bestellt nach einem leichten Rosé einen Burgunder Jahrgang 1912. In seiner Villa in Sanary-sur-Mer hört Feuchtwanger aus dem Radio vom Vormarsch der Deutschen und überbringt dann die Nachricht seiner Frau Marta, die in der Küche gerade die Katzen füttert. Derweil schraubt in seinem Marseiller Zimmer des Hôtel Splendide der amerikanische Fluchthelfer Fry den Wandspiegel der Garderobe ab, um dahinter die handgezeichnete Karte eines Fluchtwegs über die Pyrenäen nach Spanien vor allfälligen Polizeikontrollen zu verstecken. Immer ist man als Leser unmittelbar dabei, verfolgt das Hin und Her direkter Rede, wird Zeuge unwahrscheinlicher Szenen zwischen Existenzdrama, Gaunermilieu und Weltgeschichte.
Daraus ergeben sich allerdings zwei Probleme. Erstens verleiht diese Darstellung den erzählten Ereignissen eine Faktizität, die sie, aus subjektiven literarischen Erinnerungen zusammengetragen, nicht haben können. "Sind Erinnerungen verlässlich?", fragte die Schriftstellerin Marica Bodrozic vor zwei Jahren in ihrem Buch "Die Arbeit der Vögel", das - mehr reflektierend und in der Möglichkeitsform erzählt - ebenfalls Walter Benjamins letzten Weg über die Pyrenäen nachzeichnete. Auch in Wittstocks Buch muss man bei jeder Szene mitdenken: So könnte es gewesen sein.
Das daraus folgende zweite Problem wiegt schwerer. Es ist das einer gewissen Einseitigkeit. Wohl war unter jenen Fluchtsuchenden jeder in seiner Notsituation mit sich allein. Jeder war aber auch Teil eines Kontextes, der trotz der häufigen Szenenwechsel im Buch nicht ganz deutlich wird. Dass Fry und das amerikanische Emergency Rescue Committee um die Rettung nicht speziell der deutschen, sondern der europäischen Intellektuellen besorgt war, geht manchmal vergessen. Denn aus den persönlichen Erinnerungen ergibt sich zwangsläufig eine Perspektivenverengung, die der Autor Wittstock nicht immer korrigiert. Der erwähnte Brief Heinrich Manns an seinen Bruder schildert Eindrücke vom antifaschistischen europäischen Schriftstellertreffen im Juni 1935 in Paris. Sein Vortrag sei stürmisch begrüßt worden, berichtet der Briefschreiber. André Gide habe ihn danach, so lesen wir bei Wittstock, ins Café Les Deux Magots eingeladen, ihn dort aber zusammen mit seiner Begleiterin Thea Sternberg einfach sitzen lassen und sich mit anderen Leuten unterhalten - wohl um verständlich zu machen, dass er, Gide, hier der intellektuelle Platzhirsch sei. Das mag den beiden Deutschen so vorgekommen sein. In Gides eigenem Tagebuch klingt es aber anders. Als Mitveranstalter des von Moskau mitgetragenen Treffens war er vor allem damit beschäftigt, den Unmut der teils von weit her angereisten und wegen der zahlreichen Redner am Auftritt verhinderten Gäste zu besänftigen.
Wenig erfährt man auch darüber, was die Exilanten neben dem Warten und Gesuchestellen sonst noch gedacht, geschrieben, gemalt, gemacht haben. Die von Frys Schützling André Breton in der Marseiller Fluchthelfervilla Air-Bel veranstalteten Treffen waren jedenfalls etwas mehr als surrealistische Epigonenspäße. Mit der in Marseille angesiedelten Zeitschrift "Cahiers du Sud", dem Landsitz der Mäzenin Lily Pastré in Montredon, dem Kreis der "Croque-Fruits" um den Theatermann Sylvain Itkine war die Hafenstadt ein Schmelztiegel, in dem trotz der Not das künstlerische Schaffen weiterging.
Doch das Fazit bleibt: Wittstock bietet eine beeindruckende und solide recherchierte Materialfülle, abgesehen von einigen unerheblichen Datierungsfehlern und Namensfalschschreibungen. Das Bild der französischen Polizisten und der Bevölkerung unter dem Vichy-Regime zwischen Wohlwollen, Bürokratie, Schlamperei und spontaner Hilfsbereitschaft wirkt ausgewogen. Schlüssig werden auch die wachsenden Spannungen zwischen dem von New York aus auf strikte Visabeschaffung ausgerichteten Emergency Rescue Committee und dem in Marseille mit Ausweisfälschung und aktiver Fluchthilfe mutig in die Illegalität sich begebenden Kreis um Varian Fry dargestellt. Vor allem aber liest sich dieses anekdotengespickte Buch wie ein historischer Thriller. Was man aus den zahlreich überlieferten literarischen Zeugnissen da und dort aufgeschnappt hat, ist hier zu einem Storyboard gebündelt, das man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen mag. JOSEPH HANIMANN
Uwe Wittstock: "Marseille 1940". Die große Flucht der Literatur.
Verlag C. H. Beck, München 2024. 351 S., Abb., geb.,
26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heinrich Mann, Anna Seghers, Walter Benjamin und viele mehr: Uwe Wittstock beschreibt die verzweifelte Flucht deutscher Literaten vor den Nationalsozialisten.
Marseille: neben Auschwitz einst der andere Ausgang aus Europa", notierte im Rückblick der Résistance-Kämpfer und einstige KZ-Häftling David Rousset. Das Herz der französischen Hafenstadt schlug schon immer im Takt der Weltgeschichte. Vor gut achtzig Jahren stauten sich dort Flüchtlinge aus dem NS-Machtbereich. Das Klima aus Verfolgungs- und Überlebensangst, Langeweile, Hunger, Schlangestehen, Schwarzmarkt und Mafia wurde Gegenstand von Filmen und Romanen. Der berühmteste ist "Transit" von Anna Seghers.
Nichts sei erfunden, schreibt Uwe Wittstock im Vorwort seines Buchs. Alles ist wahr, hört man mit. Nein. Alles sei belegt, war der Autor klug genug zu präzisieren. Belegt nämlich durch Briefe, Tagebücher, autobiographische Erinnerungen der damaligen Betroffenen. Hinzuerfinden ist da gar nicht nötig, denn es ist in solchen Belegen schon angelegt. So muss man dieses Buch lesen, als ein Panorama unglaublicher Geschichten, von den Akteuren selbst oft selektiv erinnert, überarbeitet, ausgemalt. Und wenn ein begabter Arrangeur am Werk ist wie der mit seinem Buch "Februar 33" über die Winterstarre der deutschen Literatur beim Machtantritt Hitlers weithin bekannt gewordene Wittstock, ist die Spannung garantiert.
Entgegen kam ihm dabei die Figur des Amerikaners Varian Fry und dessen Einsatz in Marseille für bedrohte Intellektuelle und Künstler. Denn der in Nizza mit der Vollendung seines Romans "Henri Quatre" sich abmühende Exilant Heinrich Mann, der in seiner Villa von Sanary-sur-Mer den Kriegsausbruch beobachtende Lion Feuchtwanger, die mit ihren Kindern durchs besetzte Frankreich irrende Anna Seghers, der bei der Flucht über die Pyrenäen traurig scheiternde Walter Benjamin - diese und Dutzende weiterer derart bedrängter Schriftstellerschicksale liefen alle bei Varian Fry zusammen. Auch als nach dem französischen Zusammenbruch und dem Waffenstillstand im Juni 1940 immer weniger Schiffe aus Marseille nach Amerika ausliefen, zog Frys dort etabliertes Centre Américain de Secours weiterhin zahllose Anwärter auf ein amerikanisches Visum an.
Wittstocks Darstellung in kurzen Szenen am chronologischen Faden der Geschehnisse vom Mai 1940 bis Ende 1941 funktioniert vorzüglich, schon in der vorangestellten Geschichte zweier Julitage im Jahr 1935. Fry wird da beim Gang über den Kurfürstendamm in Berlin Zeuge eines SA-Pogroms gegen jüdische Geschäfte und Passanten. Heinrich Mann beschreibt am selben Tag in einem Brief seinem Bruder Thomas ein antifaschistisches Schriftstellertreffen in Paris. Franz Werfel verfasst einen Nachruf auf die in Wien gerade beerdigte Bundeskanzlergattin Herma Schuschnigg und spricht darin vor allem lobend von ihrem Mann, dem er und seine Frau Alma Mahler-Werfel nahestanden. Die breit ausgelegten Ereignisstränge sammeln sich dann sukzessive im Knotenpunkt Marseille.
Erzählt wird im kleinteiligen Filmschnittverfahren. Immerfort taucht man von einer Szene in die andere ein, mit wechselnden Protagonisten. In Paris fährt Hannah Arendt am 15. Mai 1940 mit der Metro zur Radsporthalle Vel' d'Hiv', wo die Frauen aus den Feindesländern Deutschland und Österreich sich zur Internierung zu melden haben. Im billigen Pariser Hôtel de l'Univers halten sich die Schriftsteller Walter Mehring und Ernst Weiß sowie die Wiener Schauspielerin Hertha Pauli versteckt. Aus Sanary-sur-Mer sucht das Ehepaar Werfel nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich über Marseille mit Privatchauffeur und zwölf Koffern nach Bordeaux und weiter nach Amerika zu entkommen. Im südfranzösischen Internierungslager Loriol sitzt der einunddreißigjährige Golo Mann fest, der sich als Legionär bei der französischen Armee melden wollte.
Jedes in den Quellen vorgefundene Detail wird genutzt, um die jeweilige Situation lebendig zu schildern. Man erfährt, ob es gerade regnet oder ob die Sonne brennt. In einem Marseiller Vorortlokal studiert an einem Septembertag der mit Alfred Kantorowicz zum Mittagessen verabredete Heinrich Mann die Weinkarte und bestellt nach einem leichten Rosé einen Burgunder Jahrgang 1912. In seiner Villa in Sanary-sur-Mer hört Feuchtwanger aus dem Radio vom Vormarsch der Deutschen und überbringt dann die Nachricht seiner Frau Marta, die in der Küche gerade die Katzen füttert. Derweil schraubt in seinem Marseiller Zimmer des Hôtel Splendide der amerikanische Fluchthelfer Fry den Wandspiegel der Garderobe ab, um dahinter die handgezeichnete Karte eines Fluchtwegs über die Pyrenäen nach Spanien vor allfälligen Polizeikontrollen zu verstecken. Immer ist man als Leser unmittelbar dabei, verfolgt das Hin und Her direkter Rede, wird Zeuge unwahrscheinlicher Szenen zwischen Existenzdrama, Gaunermilieu und Weltgeschichte.
Daraus ergeben sich allerdings zwei Probleme. Erstens verleiht diese Darstellung den erzählten Ereignissen eine Faktizität, die sie, aus subjektiven literarischen Erinnerungen zusammengetragen, nicht haben können. "Sind Erinnerungen verlässlich?", fragte die Schriftstellerin Marica Bodrozic vor zwei Jahren in ihrem Buch "Die Arbeit der Vögel", das - mehr reflektierend und in der Möglichkeitsform erzählt - ebenfalls Walter Benjamins letzten Weg über die Pyrenäen nachzeichnete. Auch in Wittstocks Buch muss man bei jeder Szene mitdenken: So könnte es gewesen sein.
Das daraus folgende zweite Problem wiegt schwerer. Es ist das einer gewissen Einseitigkeit. Wohl war unter jenen Fluchtsuchenden jeder in seiner Notsituation mit sich allein. Jeder war aber auch Teil eines Kontextes, der trotz der häufigen Szenenwechsel im Buch nicht ganz deutlich wird. Dass Fry und das amerikanische Emergency Rescue Committee um die Rettung nicht speziell der deutschen, sondern der europäischen Intellektuellen besorgt war, geht manchmal vergessen. Denn aus den persönlichen Erinnerungen ergibt sich zwangsläufig eine Perspektivenverengung, die der Autor Wittstock nicht immer korrigiert. Der erwähnte Brief Heinrich Manns an seinen Bruder schildert Eindrücke vom antifaschistischen europäischen Schriftstellertreffen im Juni 1935 in Paris. Sein Vortrag sei stürmisch begrüßt worden, berichtet der Briefschreiber. André Gide habe ihn danach, so lesen wir bei Wittstock, ins Café Les Deux Magots eingeladen, ihn dort aber zusammen mit seiner Begleiterin Thea Sternberg einfach sitzen lassen und sich mit anderen Leuten unterhalten - wohl um verständlich zu machen, dass er, Gide, hier der intellektuelle Platzhirsch sei. Das mag den beiden Deutschen so vorgekommen sein. In Gides eigenem Tagebuch klingt es aber anders. Als Mitveranstalter des von Moskau mitgetragenen Treffens war er vor allem damit beschäftigt, den Unmut der teils von weit her angereisten und wegen der zahlreichen Redner am Auftritt verhinderten Gäste zu besänftigen.
Wenig erfährt man auch darüber, was die Exilanten neben dem Warten und Gesuchestellen sonst noch gedacht, geschrieben, gemalt, gemacht haben. Die von Frys Schützling André Breton in der Marseiller Fluchthelfervilla Air-Bel veranstalteten Treffen waren jedenfalls etwas mehr als surrealistische Epigonenspäße. Mit der in Marseille angesiedelten Zeitschrift "Cahiers du Sud", dem Landsitz der Mäzenin Lily Pastré in Montredon, dem Kreis der "Croque-Fruits" um den Theatermann Sylvain Itkine war die Hafenstadt ein Schmelztiegel, in dem trotz der Not das künstlerische Schaffen weiterging.
Doch das Fazit bleibt: Wittstock bietet eine beeindruckende und solide recherchierte Materialfülle, abgesehen von einigen unerheblichen Datierungsfehlern und Namensfalschschreibungen. Das Bild der französischen Polizisten und der Bevölkerung unter dem Vichy-Regime zwischen Wohlwollen, Bürokratie, Schlamperei und spontaner Hilfsbereitschaft wirkt ausgewogen. Schlüssig werden auch die wachsenden Spannungen zwischen dem von New York aus auf strikte Visabeschaffung ausgerichteten Emergency Rescue Committee und dem in Marseille mit Ausweisfälschung und aktiver Fluchthilfe mutig in die Illegalität sich begebenden Kreis um Varian Fry dargestellt. Vor allem aber liest sich dieses anekdotengespickte Buch wie ein historischer Thriller. Was man aus den zahlreich überlieferten literarischen Zeugnissen da und dort aufgeschnappt hat, ist hier zu einem Storyboard gebündelt, das man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen mag. JOSEPH HANIMANN
Uwe Wittstock: "Marseille 1940". Die große Flucht der Literatur.
Verlag C. H. Beck, München 2024. 351 S., Abb., geb.,
26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.02.2024Raus
hier
Auf der Flucht vor den Nazis strandete ein großer Teil
der deutschen Geisteselite in Marseille.
Uwe Wittstock erzählt von ihrer Verzweiflung.
VON HILMAR KLUTE
Es ist merkwürdig, dass bislang noch niemand eine umfassende Darstellung dieser flüchtigen Schicksalsgemeinschaft so unterschiedlicher großer Schriftsteller und Künstler gewagt hat. Dabei sind die dramatischen, teils aber auch romanhaft abenteuerlichen Fluchtgeschichten aus dem vom Vichy-Regime verwalteten Süden Frankreichs im zweiten Jahr des Zweiten Weltkrieges schon öfter detailliert und aus vielen Positionen heraus erzählt worden, nämlich von den Protagonisten, den deutschen Emigranten, selbst.
Allerdings sind ihre Erinnerungen, kaum waren sie erschienen, in Vergessenheit geraten. Die geschichtsverdrucksten Nachkriegsdeutschen waren an den Tragödien der Naziopfer nicht sonderlich interessiert. In jüngerer Zeit hat sich das geändert. Erst kürzlich lieferte die Netflixserie „Transatlantic“ eine sentimental-heldenhafte Schmonzettenversion jener Ereignisse, über die der Literaturkritiker Uwe Wittstock nun ein detailreich recherchiertes, komplex gebautes und spannendes Buch geschrieben hat: Marseille 1940.
Ort und Datum markieren einen der dramatischen Höhepunkte in der Geschichte der deutschen Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus. Nachdem die Wehrmacht, flankiert von der Gestapo und den französischen Behörden, Paris besetzt hat, spitzt sich die Lage für jene Deutschen zu, die vor den Nationalsozialisten ins sicher geglaubte Frankreich geflüchtet sind. Große Namen sind dabei: Franz Werfel, der Wiener Jude mit seinem eigentümlichen Fimmel für katholische Themen; Heinrich Mann, der im besten Sinne libertäre Republikaner altfranzösischer Prägung. Mit seinen bissigen Romanen über das deutsche Kaiserreich und die glorreichen Tage des Königs Henri Quatre hat er Weltruhm erlangt.
Lion Feuchtwanger, der vom Ruhm verwöhnte Autor des Erfolgsromans „Erfolg“ und großer biografischer Erzählwerke, hat sich im unbesetzten Süden des Landes eingerichtet, in Sanary-sur-Mer, dem sonnigen Exildorf der deutschen Geisteselite. Mit den Nazis und ihren Strategien beschäftigt Feuchtwanger sich in jenen Tagen besonders intensiv in seinem großen Roman „Exil“.
Feuchtwanger wird harte Zeiten in Frankreich erleben, im Lager Les Milles bei Aix-en-Provence soll er den Abgrund menschlichen Daseins, die Exerzitien der Demütigung und Entmenschlichung, am eigenen Leib kennenlernen. Bis auch er in Marseille zu den scheinbar Ausweglosen gehört, die ihr Schicksal einem einzigen Mann anvertrauten, dem knapp über dreißigjährigen Varian Fry.
Unter den jungen Journalisten im New York jener Zeit ist Fry ein Shootingstar. Bereits Mitte der Dreißigerjahre reist er durch das nationalsozialistische Deutschland, wird in Berlin Zeuge von brutalen Übergriffen auf Juden und bekommt sogar ein Interview mit Ernst „Putzi“ Hanfstaengl, dem Chef des Auslandspressedienstes, einem engen Vertrauten Hitlers, der ihm die perfide Strategie der SS erstaunlich freimütig erläutert. Früh erkennt Fry, von wo aus der Welt Gefahr und Untergang drohen: von Deutschland aus.
Er liebt dieses Land weniger als dessen große Künstler, allen voran die Dichter, aus deren Werken er sein Wissen und seine Herzensbildung gezogen hat. Nun, da sie in Gefahr sind, will er möglichst viele von ihnen retten. Fry sucht sich reiche Sponsoren, gewinnt die Sympathie der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt und wird für sein eigens gegründetes Emergency Rescue Committee (ESC) mit großzügigen Spenden unterstützt, auch von der jungen Millionärin Mary Jane Gold und von Miriam Davenport, die mit nach Marseille kommen. Ausgestattet mit viel Geld und wenig Hoffnung bezieht Fry dort ein Zimmer im Hotel Splendide und empfängt reihenweise Emigranten, die auf seiner Liste stehen, zu Interviews, aus denen er ableitet, für wessen Rettung sein Komitee zuständig sein kann.
Die Waffenstillstandsvereinbarung, welche die Deutschen mit dem Regime des nazifreundlichen Marschalls Pétain geschlossen haben, enthält einen Paragrafen, der die französischen Behörden verpflichtet, alle deutschen Gegner des NS-Regimes aus Frankreich an die Deutschen auszuliefern. In Paris ist die Gruppe um den Dichter Walter Mehring davon betroffen. Mehring ist einer der schärfsten Satiriker der Weimarer Republik gewesen, Goebbels hätte ihn gerne persönlich gehenkt, an seiner Auslieferung haben die Nazis höchstes Interesse.
Mehrings Freundin Hertha Pauli hat später literarisch eindrucksvoll über diesen Kreis geschrieben. Mehring und Herta Pauli begeben sich auf die Flucht durch das von Zerstörung und bestialischen Mordexzessen verwüstete Land. Auch andere Verfolgte sind auf dem Weg nach Marseille: die junge Politologin Hannah Arendt, deren Ex-Mann, der Philosoph Günther Anders, von Amerika aus versucht, Visa für sie und ihren neuen Lebenspartner Heinrich Blücher zu erhalten. André Breton und Max Ernst, die Zugpferde des von den Nazis verhassten Surrealismus, wetteifern in der angemieteten Villa Air Bel um künstlerische Originalität.
Uwe Wittstock greift beherzt in die Schatzkiste mit den vor Jahrzehnten erschienenen Erinnerungen von Lisa Fittko, Lion Feuchtwanger, Hertha Pauli und Varian Fry und arrangiert sie zu einer großen Erzählung der deutschen Exilgeschichte. Marseille 1940 darf man durchaus als Fortsetzung seines vor zwei Jahren erschienenen Buchs über den großen Exodus der deutsche Literaten im Februar 1933 lesen. Hier wie dort stattet Wittstock historische Figuren quasi als Romangestalten aus und entsendet sie in ein durch die überlieferte Wirklichkeit beglaubigtes Geschehen.
Für einen ungeübten Autor wäre dies ein riskantes Verfahren, denn hinter jeder szenischen Ausschmückung liegt ja das Risiko der Realitätsverkitschung durch dekorative Blumigkeit – gerade bei diesem Thema ein eher unerwünschter Effekt. Aber Wittstock entgeht der Gefahr, weil er seine Quellen genau genug studiert hat, um sie zu einer eigenen, die Urheberschaft nie verleugnenden Erzählung zu verknüpfen. Wie ein Regisseur schneidet Wittstock das mit sich und dem verbliebenen Stolz kämpfende Ehepaar Franz und Alma Werfel gegen die verzweifelte Suche der Anna Seghers nach Auswegen aus ihrer hoffnungslosen Lage. Als Stalin-Verehrerin hat sie nämlich kaum Chancen, ins antikommunistische Amerika zu gelangen.
Sie alle versucht Varian Fry gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in die USA zu retten, über Spanien, nach Portugal, nach Martinique oder nach New York. Einige Unternehmen scheitern. Walter Benjamin vergiftet sich in einem elenden Hotelzimmer in Portbou; der große, von den Lagerstrapazen zermarterte Prosapoet Franz Hessel stirbt still in seinem Haus in Sanary.
Frys Komitee besteht aus sehr unterschiedlichen, durchweg schillernden Figuren. Der pragmatische Frank Bohn soll jene Deutschen retten, die als Sozialdemokraten von den Deutschen verfolgt werden: die „beiden Rudolfs“ Breitscheid und Hilferding – ihr Schicksal wird die Auslieferung an die Deutschen sein. Im Laufe der Zeit fällt auch Fry immer mehr in Ungnade, auch weil die Amerikaner keinen Krieg mit Hitler wünschen und sie Frys zusehends stärker in der Illegalität stattfindenden Aktionen misstrauen.
Mit der Figur von Daniel Bénédite, einem der engsten Mitarbeiter Frys, kann Wittstock auf einen noch immer vernachlässigten Aspekt französischer Geschichte leuchten: die Verantwortung der französischen Behörden für die grausamen und tödlichen Lager Gurs und Les Milles. Bénédite hat bereits 1940 einen datengesättigten Bericht über die Todesarten, die medizinische Versorgung und die Haftbedingungen geliefert. „Marseille 1940“ ist, selten genug in der deutschen Historie, eine Tragödie mit einem zum großen Teil glimpflichen Ausgang, eine Erfolgsgeschichte mit einem Helden, Varian Fry nämlich, den Wittstock in seiner ganzen Widersprüchlichkeit schildert. Äußerlich unbewegt und konventionell im Auftreten, entwickelt dieser junge Amerikaner eine große Leidenschaft für die europäische Kultur, die er sogar über die amerikanische stellt – wie sollte man nicht verführt sein, darin eine feine Gegenparabel zu unseren furchtsamen Tagen zu lesen?
Wittstock erzählt in seinem Buch eine Geschichte vom großen Mut einzelner, sehr unterschiedlicher Menschen, sich einem Monstrum aus totalitärer Politik, Bürokratie und Verbrechertum entgegenzustellen. „Marseille 1940“ ist auch ein Lehrstück über die große Kraft der Solidarität zwischen Menschen und Völkern.
„Marseille 1940“ ist
eine Tragödie mit
glimpflichem Ausgang
Uwe Wittstock: Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur. Verlag C.H. Beck 2024, 26 Euro.
Vom großen Mut einzelner Menschenerzählt er eine Geschichte: der Autor Uwe Wittstock.
Foto: Claudio Bresciani / IMAGO/TT
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Auf der Flucht vor den Nazis strandete ein großer Teil
der deutschen Geisteselite in Marseille.
Uwe Wittstock erzählt von ihrer Verzweiflung.
VON HILMAR KLUTE
Es ist merkwürdig, dass bislang noch niemand eine umfassende Darstellung dieser flüchtigen Schicksalsgemeinschaft so unterschiedlicher großer Schriftsteller und Künstler gewagt hat. Dabei sind die dramatischen, teils aber auch romanhaft abenteuerlichen Fluchtgeschichten aus dem vom Vichy-Regime verwalteten Süden Frankreichs im zweiten Jahr des Zweiten Weltkrieges schon öfter detailliert und aus vielen Positionen heraus erzählt worden, nämlich von den Protagonisten, den deutschen Emigranten, selbst.
Allerdings sind ihre Erinnerungen, kaum waren sie erschienen, in Vergessenheit geraten. Die geschichtsverdrucksten Nachkriegsdeutschen waren an den Tragödien der Naziopfer nicht sonderlich interessiert. In jüngerer Zeit hat sich das geändert. Erst kürzlich lieferte die Netflixserie „Transatlantic“ eine sentimental-heldenhafte Schmonzettenversion jener Ereignisse, über die der Literaturkritiker Uwe Wittstock nun ein detailreich recherchiertes, komplex gebautes und spannendes Buch geschrieben hat: Marseille 1940.
Ort und Datum markieren einen der dramatischen Höhepunkte in der Geschichte der deutschen Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus. Nachdem die Wehrmacht, flankiert von der Gestapo und den französischen Behörden, Paris besetzt hat, spitzt sich die Lage für jene Deutschen zu, die vor den Nationalsozialisten ins sicher geglaubte Frankreich geflüchtet sind. Große Namen sind dabei: Franz Werfel, der Wiener Jude mit seinem eigentümlichen Fimmel für katholische Themen; Heinrich Mann, der im besten Sinne libertäre Republikaner altfranzösischer Prägung. Mit seinen bissigen Romanen über das deutsche Kaiserreich und die glorreichen Tage des Königs Henri Quatre hat er Weltruhm erlangt.
Lion Feuchtwanger, der vom Ruhm verwöhnte Autor des Erfolgsromans „Erfolg“ und großer biografischer Erzählwerke, hat sich im unbesetzten Süden des Landes eingerichtet, in Sanary-sur-Mer, dem sonnigen Exildorf der deutschen Geisteselite. Mit den Nazis und ihren Strategien beschäftigt Feuchtwanger sich in jenen Tagen besonders intensiv in seinem großen Roman „Exil“.
Feuchtwanger wird harte Zeiten in Frankreich erleben, im Lager Les Milles bei Aix-en-Provence soll er den Abgrund menschlichen Daseins, die Exerzitien der Demütigung und Entmenschlichung, am eigenen Leib kennenlernen. Bis auch er in Marseille zu den scheinbar Ausweglosen gehört, die ihr Schicksal einem einzigen Mann anvertrauten, dem knapp über dreißigjährigen Varian Fry.
Unter den jungen Journalisten im New York jener Zeit ist Fry ein Shootingstar. Bereits Mitte der Dreißigerjahre reist er durch das nationalsozialistische Deutschland, wird in Berlin Zeuge von brutalen Übergriffen auf Juden und bekommt sogar ein Interview mit Ernst „Putzi“ Hanfstaengl, dem Chef des Auslandspressedienstes, einem engen Vertrauten Hitlers, der ihm die perfide Strategie der SS erstaunlich freimütig erläutert. Früh erkennt Fry, von wo aus der Welt Gefahr und Untergang drohen: von Deutschland aus.
Er liebt dieses Land weniger als dessen große Künstler, allen voran die Dichter, aus deren Werken er sein Wissen und seine Herzensbildung gezogen hat. Nun, da sie in Gefahr sind, will er möglichst viele von ihnen retten. Fry sucht sich reiche Sponsoren, gewinnt die Sympathie der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt und wird für sein eigens gegründetes Emergency Rescue Committee (ESC) mit großzügigen Spenden unterstützt, auch von der jungen Millionärin Mary Jane Gold und von Miriam Davenport, die mit nach Marseille kommen. Ausgestattet mit viel Geld und wenig Hoffnung bezieht Fry dort ein Zimmer im Hotel Splendide und empfängt reihenweise Emigranten, die auf seiner Liste stehen, zu Interviews, aus denen er ableitet, für wessen Rettung sein Komitee zuständig sein kann.
Die Waffenstillstandsvereinbarung, welche die Deutschen mit dem Regime des nazifreundlichen Marschalls Pétain geschlossen haben, enthält einen Paragrafen, der die französischen Behörden verpflichtet, alle deutschen Gegner des NS-Regimes aus Frankreich an die Deutschen auszuliefern. In Paris ist die Gruppe um den Dichter Walter Mehring davon betroffen. Mehring ist einer der schärfsten Satiriker der Weimarer Republik gewesen, Goebbels hätte ihn gerne persönlich gehenkt, an seiner Auslieferung haben die Nazis höchstes Interesse.
Mehrings Freundin Hertha Pauli hat später literarisch eindrucksvoll über diesen Kreis geschrieben. Mehring und Herta Pauli begeben sich auf die Flucht durch das von Zerstörung und bestialischen Mordexzessen verwüstete Land. Auch andere Verfolgte sind auf dem Weg nach Marseille: die junge Politologin Hannah Arendt, deren Ex-Mann, der Philosoph Günther Anders, von Amerika aus versucht, Visa für sie und ihren neuen Lebenspartner Heinrich Blücher zu erhalten. André Breton und Max Ernst, die Zugpferde des von den Nazis verhassten Surrealismus, wetteifern in der angemieteten Villa Air Bel um künstlerische Originalität.
Uwe Wittstock greift beherzt in die Schatzkiste mit den vor Jahrzehnten erschienenen Erinnerungen von Lisa Fittko, Lion Feuchtwanger, Hertha Pauli und Varian Fry und arrangiert sie zu einer großen Erzählung der deutschen Exilgeschichte. Marseille 1940 darf man durchaus als Fortsetzung seines vor zwei Jahren erschienenen Buchs über den großen Exodus der deutsche Literaten im Februar 1933 lesen. Hier wie dort stattet Wittstock historische Figuren quasi als Romangestalten aus und entsendet sie in ein durch die überlieferte Wirklichkeit beglaubigtes Geschehen.
Für einen ungeübten Autor wäre dies ein riskantes Verfahren, denn hinter jeder szenischen Ausschmückung liegt ja das Risiko der Realitätsverkitschung durch dekorative Blumigkeit – gerade bei diesem Thema ein eher unerwünschter Effekt. Aber Wittstock entgeht der Gefahr, weil er seine Quellen genau genug studiert hat, um sie zu einer eigenen, die Urheberschaft nie verleugnenden Erzählung zu verknüpfen. Wie ein Regisseur schneidet Wittstock das mit sich und dem verbliebenen Stolz kämpfende Ehepaar Franz und Alma Werfel gegen die verzweifelte Suche der Anna Seghers nach Auswegen aus ihrer hoffnungslosen Lage. Als Stalin-Verehrerin hat sie nämlich kaum Chancen, ins antikommunistische Amerika zu gelangen.
Sie alle versucht Varian Fry gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in die USA zu retten, über Spanien, nach Portugal, nach Martinique oder nach New York. Einige Unternehmen scheitern. Walter Benjamin vergiftet sich in einem elenden Hotelzimmer in Portbou; der große, von den Lagerstrapazen zermarterte Prosapoet Franz Hessel stirbt still in seinem Haus in Sanary.
Frys Komitee besteht aus sehr unterschiedlichen, durchweg schillernden Figuren. Der pragmatische Frank Bohn soll jene Deutschen retten, die als Sozialdemokraten von den Deutschen verfolgt werden: die „beiden Rudolfs“ Breitscheid und Hilferding – ihr Schicksal wird die Auslieferung an die Deutschen sein. Im Laufe der Zeit fällt auch Fry immer mehr in Ungnade, auch weil die Amerikaner keinen Krieg mit Hitler wünschen und sie Frys zusehends stärker in der Illegalität stattfindenden Aktionen misstrauen.
Mit der Figur von Daniel Bénédite, einem der engsten Mitarbeiter Frys, kann Wittstock auf einen noch immer vernachlässigten Aspekt französischer Geschichte leuchten: die Verantwortung der französischen Behörden für die grausamen und tödlichen Lager Gurs und Les Milles. Bénédite hat bereits 1940 einen datengesättigten Bericht über die Todesarten, die medizinische Versorgung und die Haftbedingungen geliefert. „Marseille 1940“ ist, selten genug in der deutschen Historie, eine Tragödie mit einem zum großen Teil glimpflichen Ausgang, eine Erfolgsgeschichte mit einem Helden, Varian Fry nämlich, den Wittstock in seiner ganzen Widersprüchlichkeit schildert. Äußerlich unbewegt und konventionell im Auftreten, entwickelt dieser junge Amerikaner eine große Leidenschaft für die europäische Kultur, die er sogar über die amerikanische stellt – wie sollte man nicht verführt sein, darin eine feine Gegenparabel zu unseren furchtsamen Tagen zu lesen?
Wittstock erzählt in seinem Buch eine Geschichte vom großen Mut einzelner, sehr unterschiedlicher Menschen, sich einem Monstrum aus totalitärer Politik, Bürokratie und Verbrechertum entgegenzustellen. „Marseille 1940“ ist auch ein Lehrstück über die große Kraft der Solidarität zwischen Menschen und Völkern.
„Marseille 1940“ ist
eine Tragödie mit
glimpflichem Ausgang
Uwe Wittstock: Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur. Verlag C.H. Beck 2024, 26 Euro.
Vom großen Mut einzelner Menschenerzählt er eine Geschichte: der Autor Uwe Wittstock.
Foto: Claudio Bresciani / IMAGO/TT
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Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk im März 2024:
"Ein packendes Buch über Schicksalsdramen und Menschlichkeit."
"Ein detailreich recherchiertes, komplex gebautes und spannendes Buch ... Ein Lehrstück über die große Kraft der Solidarität zwischen Menschen und Völkern."
Süddeutsche Zeitung, Hilmar Klute
"Liest sich wie ein historischer Thriller. Was man aus den zahlreich überlieferten literarischen Zeugnissen da und dort aufgeschnappt hat, ist hier zu einem Storyboard gebündelt, das man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen mag."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Joseph Hanimann
"Anschaulich und atemlos ... Im Grunde gibt es kaum ein historisches Thema, das für unsere Gegenwart so relevant sein könnte wie Marseille 1940 ... Hier erfährt man en détail, wie Schweigen, Opportunismus und falsch verstandene Zurückhaltung eine brachiale Gewalt ermöglichen und wie schwer es ist, die Würde zu behalten, wenn die Willkür regiert."
DIE ZEIT, Florian Illies
"Großartig ... Ein sehr wichtiges, ein ganz tolles Buch und ich lege Ihnen das sehr ans Herz."
SPIEGEL Online, Elke Heidenreich
"Elegant, lebendig und mit einer Fülle überraschender Details"
Die Presse, Anne-Catherine Simon
"Ein Buch, das von der Gewalt der Herrschenden, dem Überlebenskampf der Verfolgten und dem Mut der Helfer und Helferinnen erzählt. Es erscheint in einer Zeit, die von weltweiten Flüchtlingsströmen gezeichnet ist. Nicht zuletzt das macht es so wichtig."
Frankfurter Rundschau, Wilhelm von Sternburg
"Um die zweifache Sicht geschichtsgetreu zu vermitteln, hat der Autor zahllose autobiografische und briefliche Dokumente ... mit einer dichterisch-emphatischen Sprachkraft nacherzählt, wie man ihr nur selten in Sachbüchern begegnet."
Tagesspiegel, Paul Michael Lützeler
"Wirklich gut erzählt ist und mit vielen interessanten Details in die Tiefe des Geschehens vordringt."
Kleine Zeitung, Ernst Sittinger
"Uwe Wittstock erzählt ebenso packend wie kenntnisreich."
TAGESSPIEGEL, Denis Scheck
"Wittstock erweist sich in seiner spannend und glänzend geschriebenen szenischen Darstellung als ein Meister des Metiers der 'narrative nonfiction'."
Cicero, René Schlott
"Wittstocks sorgfältig recherchiertes, detailreiches Buch liest sich wie ein Krimi."
WDR 5, Peter Meisenberg
"Ein außergewöhnlich spannend erzähltes Lehrstück über Verzweiflung und Mut in finsteren Zeiten."
mdr Kultur, Stefan Nölke
"Es ist fast makaber, wie spannend es ist und wie gerne man es liest ... Er reiht eine filmreife Szene an die andere."
Bayern 2 Diwan, Julie Metzdorf
"Extrem spannend und meisterhaft arrangiert ... Ein fesselnder Wettlauf gegen den Zugriff der Nazis, dem man gebannt folgt."
Abendzeitung, Volker Isfort
"Es liest sich wie ein spannender Roman, dessen Protagonisten Figuren der Geistesgeschichte sind. Man kann bei der Lektüre nicht umhin, an heutige Gefahren der Demokratie zu denken."
Der siebte Tag, Nils Minkmar
"In diesen Tagen zunehmender Abschottung und eines Kriegs mitten in Europa ist dieses Werk ein wichtiges, eindringliches und beeindruckendes Buch, dem mindestens der Erfolg zu wünschen ist, den Wittstock mit seinem vorherigen erzählenden Sachbuch landen konnte!"
Buch-Haltung, Marius Müller
Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von der literarischen WELT, NZZ, RBB Kultur und Radio Österreich 1 im März 2024
"Derart gut gelungen, dass man es in einem Zug durchlesen möchte."
ORF, Helmut Zechner
"Enorm spannend."
ZEIT ONLINE-Podcast "Was liest du gerade?", Alexander Cammann
"Atemlos, man fliegt da durch."
ZEIT ONLINE-Podcast "Was liest du gerade?", Maja Beckers
"Wittstock hat die Quellen zur Geschichte des ERC in einem spannend erzählten, streng chronologisch geordneten und von Empathie geprägten Buch zusammengeführt."
Welt am Sonntag, Wolf Lepenies
Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von WELT, NZZ, RBB Kultur und Radio Österreich 1 im März 2024
"Geschickt konstruiertes und fesselndes Buch. ... So detailliert, so spannend, umfassend und temporeich wie der Literaturkritiker Uwe Wittstock hat noch niemand diese Geschichte von Bedrohung und Ende des literarischen und intellektuellen Exils in ihren historisch-politischen Rahmen gesetzt."
Neue Zürcher Zeitung, Cord Aschenbrenner
"Extrem spannendes historisches Kaleidoskop. ... Kenntnisreich und kundig collagiert, ein grandioser historischer Bilderbogen, spannend wie ein Thriller."
Denis Scheck
"Kluges, ausgezeichnet lesbares Panorama vielfältiger Geschichten deutscher, jüdischer Literaten und Intellektueller auf der Flucht. Außerdem ein gelungenes Beispiel des Genres der Doku-Erzählung."
Literarische WELT, Mara Delius
"Dass sich das lesend zuweilen anfühlt als sei man dabei, so detailreich sind Wittstocks Berichte, so anschaulich, so farbig, so nah am Fühlen und Denken der Protagonisten, ihren Ängsten, Hoffnungen und Plänen - das, liegt an den Quellen, derer sich Wittstock bedient: Briefen und Tagebüchern, Erinnerungen, Autobiographien und Interviews der Protagonisten."
Das Parlament, Beilage zur LBM24, Michael Schmidt
"Packende Episodendokumentation ... Auf atemberaubende Weise rekonstruiert der Autor und Literaturkritiker die verzweifelten Rettungsaktionen europäischer Dichter, Künstler, Avantgardisten aus Frankreich ... Hat eine Hand dafür, Monate von verdichteter Geschichte so zu erzählen, als wäre das lesende Publikum unmittelbar dabei"
Falter, Robert Misik
"Mit 'Marseille 1940' zeigt Uwe Wittstock wie unmittelbar Geschichtsschreibung sein kann."
OE1, Wolfgang Popp
"Ein Buch über Schicksalsdramen und Menschlichkeit."
ZEIT Newsletter was wir lesen
"Atemberaubend dicht, spannend und bedrückend."
Oberösterreichische Nachrichten, Wolfgang Braun
"Wittstock hält sich an die Fakten. Unterhaltsam ist er aber auch. ... Fesselndes, sehr informativen Buch."
Berliner Zeitung, Sabine Rohlf
Nominiert für den Bayern 2 - Publikumspreis
"Ein packendes Buch über Schicksalsdramen und Menschlichkeit."
"Ein detailreich recherchiertes, komplex gebautes und spannendes Buch ... Ein Lehrstück über die große Kraft der Solidarität zwischen Menschen und Völkern."
Süddeutsche Zeitung, Hilmar Klute
"Liest sich wie ein historischer Thriller. Was man aus den zahlreich überlieferten literarischen Zeugnissen da und dort aufgeschnappt hat, ist hier zu einem Storyboard gebündelt, das man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen mag."
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"Anschaulich und atemlos ... Im Grunde gibt es kaum ein historisches Thema, das für unsere Gegenwart so relevant sein könnte wie Marseille 1940 ... Hier erfährt man en détail, wie Schweigen, Opportunismus und falsch verstandene Zurückhaltung eine brachiale Gewalt ermöglichen und wie schwer es ist, die Würde zu behalten, wenn die Willkür regiert."
DIE ZEIT, Florian Illies
"Großartig ... Ein sehr wichtiges, ein ganz tolles Buch und ich lege Ihnen das sehr ans Herz."
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Die Presse, Anne-Catherine Simon
"Ein Buch, das von der Gewalt der Herrschenden, dem Überlebenskampf der Verfolgten und dem Mut der Helfer und Helferinnen erzählt. Es erscheint in einer Zeit, die von weltweiten Flüchtlingsströmen gezeichnet ist. Nicht zuletzt das macht es so wichtig."
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"Um die zweifache Sicht geschichtsgetreu zu vermitteln, hat der Autor zahllose autobiografische und briefliche Dokumente ... mit einer dichterisch-emphatischen Sprachkraft nacherzählt, wie man ihr nur selten in Sachbüchern begegnet."
Tagesspiegel, Paul Michael Lützeler
"Wirklich gut erzählt ist und mit vielen interessanten Details in die Tiefe des Geschehens vordringt."
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"Uwe Wittstock erzählt ebenso packend wie kenntnisreich."
TAGESSPIEGEL, Denis Scheck
"Wittstock erweist sich in seiner spannend und glänzend geschriebenen szenischen Darstellung als ein Meister des Metiers der 'narrative nonfiction'."
Cicero, René Schlott
"Wittstocks sorgfältig recherchiertes, detailreiches Buch liest sich wie ein Krimi."
WDR 5, Peter Meisenberg
"Ein außergewöhnlich spannend erzähltes Lehrstück über Verzweiflung und Mut in finsteren Zeiten."
mdr Kultur, Stefan Nölke
"Es ist fast makaber, wie spannend es ist und wie gerne man es liest ... Er reiht eine filmreife Szene an die andere."
Bayern 2 Diwan, Julie Metzdorf
"Extrem spannend und meisterhaft arrangiert ... Ein fesselnder Wettlauf gegen den Zugriff der Nazis, dem man gebannt folgt."
Abendzeitung, Volker Isfort
"Es liest sich wie ein spannender Roman, dessen Protagonisten Figuren der Geistesgeschichte sind. Man kann bei der Lektüre nicht umhin, an heutige Gefahren der Demokratie zu denken."
Der siebte Tag, Nils Minkmar
"In diesen Tagen zunehmender Abschottung und eines Kriegs mitten in Europa ist dieses Werk ein wichtiges, eindringliches und beeindruckendes Buch, dem mindestens der Erfolg zu wünschen ist, den Wittstock mit seinem vorherigen erzählenden Sachbuch landen konnte!"
Buch-Haltung, Marius Müller
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"Derart gut gelungen, dass man es in einem Zug durchlesen möchte."
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Welt am Sonntag, Wolf Lepenies
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"Geschickt konstruiertes und fesselndes Buch. ... So detailliert, so spannend, umfassend und temporeich wie der Literaturkritiker Uwe Wittstock hat noch niemand diese Geschichte von Bedrohung und Ende des literarischen und intellektuellen Exils in ihren historisch-politischen Rahmen gesetzt."
Neue Zürcher Zeitung, Cord Aschenbrenner
"Extrem spannendes historisches Kaleidoskop. ... Kenntnisreich und kundig collagiert, ein grandioser historischer Bilderbogen, spannend wie ein Thriller."
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"Kluges, ausgezeichnet lesbares Panorama vielfältiger Geschichten deutscher, jüdischer Literaten und Intellektueller auf der Flucht. Außerdem ein gelungenes Beispiel des Genres der Doku-Erzählung."
Literarische WELT, Mara Delius
"Dass sich das lesend zuweilen anfühlt als sei man dabei, so detailreich sind Wittstocks Berichte, so anschaulich, so farbig, so nah am Fühlen und Denken der Protagonisten, ihren Ängsten, Hoffnungen und Plänen - das, liegt an den Quellen, derer sich Wittstock bedient: Briefen und Tagebüchern, Erinnerungen, Autobiographien und Interviews der Protagonisten."
Das Parlament, Beilage zur LBM24, Michael Schmidt
"Packende Episodendokumentation ... Auf atemberaubende Weise rekonstruiert der Autor und Literaturkritiker die verzweifelten Rettungsaktionen europäischer Dichter, Künstler, Avantgardisten aus Frankreich ... Hat eine Hand dafür, Monate von verdichteter Geschichte so zu erzählen, als wäre das lesende Publikum unmittelbar dabei"
Falter, Robert Misik
"Mit 'Marseille 1940' zeigt Uwe Wittstock wie unmittelbar Geschichtsschreibung sein kann."
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"Atemberaubend dicht, spannend und bedrückend."
Oberösterreichische Nachrichten, Wolfgang Braun
"Wittstock hält sich an die Fakten. Unterhaltsam ist er aber auch. ... Fesselndes, sehr informativen Buch."
Berliner Zeitung, Sabine Rohlf
Nominiert für den Bayern 2 - Publikumspreis