Martha Rosler ist eine der politisch engagiertesten Künstlerinnen ihrer Generation. Die Auseinandersetzungen, die Rosler in ihren Arbeiten führt, finden ihren Ausgangspunkt zumeist in dem, was gewöhnlich und selbstverständlich erscheint: Wohnen, Einkaufen, Nachrichten sehen, Zeitung lesen, Reisen. Sie macht dabei sichtbar, auf welche Art und Weise diese Tätigkeiten gesellschaftlichen Normierungen unterliegen.Die seit den 1980er Jahren entstandenen fotografischen Serien, die der vorliegende Band präsentiert, greifen diese Themen ebenfalls auf: Es sind Studien alltäglich zu bewältigender Wege, Ansichten von Highways, U-Bahnschächten, Flughäfen, Einkaufsmeilen und Parkanlagen. Sie belegen auf verblüffende Weise die fotografische Leidenschaft der Bilderstürmerin Martha Rosler und analysieren zugleich die den alltäglichen Bewegungen eingeschriebenen strukturellen Machtverhältnisse.Ausstellungen: Sprengel Museum Hannover 30.1.-16.5.2005 Neue Gesellschaft für Bildende Kunst in Zusammenarbeit mit dem Haus am Kleistpark, Berlin 9.9.-16.10.2005
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005Der kalte Widerschein der Wirklichkeit
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
str.
"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
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"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
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"Ihre soziologisch imprägnierten, messerscharfen Analysen zur dokumentarischen Fotografie und zum Video sind längst Klassiker. Rosler erweist sich zumindest auf diesem Feld als einer Susan Sontag ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen, was die denkerische Präzision angeht." (Tages-Anzeiger)