Meine Großmütter hießen Marthe und Mathilde. Ihre Vornamen begannen mit derselben Silbe. Sie sind im selben Jahr, 1902, geboren. Mathilde am 20. Februar, Marthe am 20. September. Sie sind beide im Jahr 2001 gestorben. Mit ein paar Wochen Abstand, ganz am Anfang des neuen Jahrhunderts, kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag.
Marthe und Mathilde haben das zwanzigste Jahrhundert Seite an Seite durchwandert. Sie waren Freundinnen, seit sie sechs waren. Auf den Stufen einer Vortreppe, die am Vogesenwall 6 im Viertel Saint Joseph hinter dem Bahnhof von Colmar zu einem winzigen Gärtchen hinunterführt, sind sie sich zum ersten Mal begegnet ...
Marthe und Mathilde haben das zwanzigste Jahrhundert Seite an Seite durchwandert. Sie waren Freundinnen, seit sie sechs waren. Auf den Stufen einer Vortreppe, die am Vogesenwall 6 im Viertel Saint Joseph hinter dem Bahnhof von Colmar zu einem winzigen Gärtchen hinunterführt, sind sie sich zum ersten Mal begegnet ...
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Ruth Fühner begrüßt das anregende Buch der französischen Deutschlandkorrespondentin Pascale Hugues, die anhand der Lebensläufe ihrer miteinander seit Kindertagen befreundeten Großmütter Marthe und Mathilde aufzeigt, wie die politisch wechselvolle Geschichte des Elsass in Familienschicksale hineinreichte. Während Marthe im Zweiten Weltkrieg als Witwe eines französischen Soldaten aus dem von Deutschen besetzten Elsass ausgewiesen wird, erlebte die deutschstämmige Mathilde im Ersten Weltkrieg Demütigungen und Denunziationen von französischer Seite. Die in den Jugendjahren gemachten Erfahrungen hat Mathilde im Lauf ihres Lebens und im Verhältnis zu Marthe nicht überwinden können, resümiert die Rezensentin. Der Autorin geht es weniger um "Alltagsgeschichtsschreibung", als darum Verständnis für die Großmütter zu entwickeln, so Fühner. Bedauerlicherweise spart sie allerdings das Verhalten Mathildes' 1939 aus, als das Elsass wieder unter deutsche Verwaltung gestellt wurde und damit bleibt ein "blinder Fleck" in dem ansonsten wichtige Fragen stellenden Buch zurück, schließt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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