Heideggers Aufzeichnungen in den sogenannten 'Schwarzen Heften' zeigen, dass sein nationalsozialistisches Engagement tiefer war und länger andauerte, als man auf der Grundlage früherer Quellen annehmen musste. Während Heideggers im engeren Sinne philosophische Texte aus den 1930er und frühen 1940er Jahren von ideologischen und politischen Äußerungen so gut wie frei sind, findet man in den 'Schwarzen Heften' jener Jahre ein irritierendes Gemisch aus philosophischen Überlegungen, politischen Überzeugungsbekundungen und aggressiven antisemitischen Äußerungen. Wie das Verhältnis von Philosophie und Ideologie vor diesem Hintergrund einzuschätzen ist, wird die Heidegger-Forschung lange beschäftigen. Die vollständig neu bearbeitete siebte Auflage der Einführung von Günter Figal lädt ein zur kritischen Revision.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die "Schwarzen Hefte" haben deutlich gemacht, wie eng Heideggers Denken mit dem nationalsozialistischen verbunden war. Ihre Veröffentlichung vor zwei Jahren hat auch eine Neuausgabe von Günter Figals Einführung in Martin Heideggers Denken notwendig gemacht. Michael Stallknecht findet sehr interessant, wie Figal die Verknüpfung von Ideologie und Philosophie ausarbeitet, die Heidegger in seiner berüchtigten Rektoratsrede 1933 in Angriff nahm. Dass er 1934 das Amt des Rektors niederlegte, bedeutet für Figal keine Distanzierung vom nationalsozialistischen Denken, höchstens von der Kleinbürgerlichkeit seiner realen Ausformung, wie Stallknecht deutlich macht. Erst habe Heidegger versucht, die Politik auf sein Denken zu verpflichten, nun machte er sich daran, seine Philosophie auf das völkische Denken zu verpflichten, zeichnet er Figals Denkbewegung nach. Dass Figal daran festhält, Heideggers Philosophie von der nationalsozialistischen Ideologie auch weiterhin zu trennen, findet Stallknecht richtig. In einer Einführung hätte sich mitunter nur noch mehr Bezüge zu Heideggers konkreter Lebenswelt gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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