Nach Rom, nach Worms, nach Augsburg. Pendelnd zwischen Wittenberg und Erfurt. Besuche bei den Eltern, bei den Augustinerbrüdern: Luther hasste Reisen. Als Mönch pilgerte man mit gesenkten Augen. Für Sehenswürdigkeiten blieb er blind. Die Schweiz - "nicht mehr denn Berg und Thal", Rom eine Schutthalde, Florenz wenigstens voller guter Hospitäler. Aber die Italiener schneidern elegantere Hosen als die Deutschen! Doch trotz aller Abneigung wurde das Reisen zum Fundament seiner Welterfahrung. Mit scharfem Blick und Mut zur eigenen Perspektive hat Luther auf der Straße und in den Städten beobachtet, was andere nicht sahen. Die produktive Umwandlung des Gesehenen wurde sein Erfolgsgeheimnis. Wie man mit selektiver Wahrnehmung die Welt verändern kann, lässt sich noch heute von ihm lernen.