Am Samahof in Gais im Pustertal war sie das Moidele. Sie wuchs dort als Pflegekind auf, weil der Vater mit einer anderen Frau verheiratet war; die Mutter wollte ihre Karriere als Geigerin nicht an den Nagel hängen. Dass der Vater Ezra Pound hieß, ein berühmter Dichter, spielte damals keine Rolle für sie. Moidele half Tatte, dem Ziehvater, bei der Stallarbeit, sie wollte Schafzüchterin werden. Im Tal dachte man, dass Gott kein Italienisch versteht, also brauchte man diese Sprache nicht. Das änderte sich für Moidile, nun Mary genannt, als sie die Welt ihrer Eltern kennen lernte: klassische Musik, Schriftsteller wie T. S. Eliot, Ernest Hemingway und Samuel Beckett. Im Krieg arbeitete Mary als Schreibkraft der deutschen Armee in einem Lazarett in Cortina. In Rom lernte sie Boris de Rachewiltz kennen, ihren künftigen Mann. Mit dem Ägyptologen errichtete sie auf der Brunnenburg eine Gedächtnisstätte für Ezra Pound. Mary wurde selbst Schriftstellerin und übersetzte Pounds Cantos ins Italienische.Mit ihren Tipps und Erzählungen im Gepäck, fährt Helmut Luther in Städte, wo ihre Eltern und sie selbst Spuren hinterlassen haben. Überall trifft er Zeitzeugen, die sich an Pound, Olga Rudge und die Bohemekreise erinnern, in denen die Beiden verkehrten, an das reiche künstlerische und intellektuelle Leben im Italien jener Zeit. Er besichtigt Orte, die in den Cantos verewigt wurden. Pounds Opus Magnum eignet sich bestens als - allerdings anspruchsvoller - Reiseführer. Der Autor begegnet faszinierenden Persönlichkeiten. Er trifft Kreative, lebenslustige Projektverwirklicher, stößt auf Dinge, an denen er sonst vorübergegangen wäre. Er entdeckt stille Naturlandschaften.