»Masken des Staates« entfaltet Szenarien des wechselseitigen Zusammenspiels von Drama und Diplomatie und macht literarische Schlüsseltexte der Frühen Neuzeit neu lesbar.Repräsentation, Verhandlung, Spionage: Der Diplomat der Frühen Neuzeit erweist sich als zutiefst politische wie theatrale Figur, die - wie der antike Götterbote Merkur - ihre ethische Ambivalenz und komplexe Medialität nicht zu verbergen vermag.Mit dem und nach dem Dreißigjährigen Krieg wird das politisch und konfessionell zerklüftete Heilige Römische Reich Deutscher Nation zum Experimentierfeld der europäischen Diplomatie. Dieses Buch untersucht verschiedene Positionen der deutschen Dramatik in diesem Kontext. Literarische Texte von Martin Opitz über Sigmund v. Birken, Andreas Gryphius und Daniel Casper v. Lohenstein bis zu Christian Weise und Johann Elias Schlegel stehen so im Dialog mit dem Zeremonialwesen, den Friedenskongressen, der Gesandtentheorie und dem Völkerrecht.In einer Epoche, die zur Bekräftigung von Souveränität eine umfassende Theatralisierung politischer und höfischer Kultur vornimmt, werden Trauer- und Schäferspiel, Ordensdrama, Ballett und Oper als privilegierte Medien der Verhandlung sowie als Allegorien internationaler Beziehungen lesbar. Wo Repräsentation und Souveränität in Frage stehen, eröffnen diplomatische Figurationen im Drama die Reflexion theatraler und politischer Medialität.