Sigmund Freud veröffentlichte seinen berühmten Essay über die Beziehung zwischen Individuum und Masse 1921. Im ausdrücklichen Rückgriff auf den französischen Soziologen und Psychologen Gustave Le Bon konstatiert er, dass der Einzelne in der Masse Sicherheit empfindet und deswegen Allmachtsgefühle entwickelt, die jedoch von einem Schwund der bewussten Persönlichkeit und einer Neigung der Menge zu sich selbst aufschaukelnden Affekthandlungen begleitet werden. Auch wenn Freuds Aufsatz unter dem Eindruck der nach dem Ersten Weltkrieg aufkommenden politischen Großbewegungen und Führergestalten entstand, hat seine brillante Analyse angesichts aktueller Ausschreitungen etwa bei Sportveranstaltungen oder Demonstrationen nichts an Aktualität verloren.