" Ich, Massimo, der Große, war abgeschoben worden. Das war ganz klar. Meine ehemaligen
Besitzer konnten mich nicht mehr ernähren. Ihre Firma war pleite gegangen und damit auch ich. Ich wurde für wenig Geld zu einem Bauern verfrachtet. Hier stand ich in einer kleinen, dunklen Box, so, als ob ich von niemandem gesehen werden sollte. Meine lange blonde Mähne, was ja schon sehr außergewöhnlich ist, war zerzaust und kraus und hing bis zu meinen Knien hinab. Mein Fell war zottelig und ungepflegt. Überhaupt sah ich, das Pony, das kein Pony mehr war, weil ich sechs Zentimeter zu groß geworden bin, auch sonst ziemlich heruntergekommen aus. Als Pony gilt nur, wer nicht größer als einen Meter und
achtundvierzig Zentimeter groß ist. Ich war aber eins vierundfünfzig groß. Deshalb nannte man mich auch "Der Große".
Beim Bauern ging es mir nicht besonders gut. Ich hatte zwar eine mit Stroh gefüllte Box, bekam auch genug zu fressen, aber sonst war es nicht so schön. Die Box war sehr klein, hatte kein Fenster, so dass ich oft im Dunkeln stand. Und sie wurde nur selten gesäubert. Deshalb roch ich auch wie ein Stinktier. Hin und wieder kamen Leute, die ein Pferd kaufen wollten, in den Stall und sahen sich um, was an Pferden vorhanden war. Mich beachteten sie kaum. Dabei war ich, bevor ich zum Bauern gekommen war, ein Siegertyp gewesen. Mit mir hatten die Kinder der Vorbesitzer jede Menge Siege errungen. Aber da war ich ja auch fein herausgeputzt und ein besonderer Blickfang, wie die Leute immer wieder sagten. Das Pferd hat eine wunderbare Ausstrahlung,hörte ich fast jeden Tag. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal so enden würde.
Weil ich nun schon viele Wochen in dem Mist in der dunklen Stallbox gestanden hatte, waren meine Hufe innerlich weich geworden. Aber das wusste dieser Mann nicht, der eines Tages mit seiner Frau und seinem Enkelkind in den Stall gekommen war, und sich ein Pferd für das Mädchen aussuchen wollte. Dabei kam er auch an meiner dunklen Box vorbei. Ich sah nach wie vor aus wie ein Zotteltier. Deshalb warf er nur einen kurzen Blick in meine Box, als es mir durch den Kopf schoss: Bleib stehen! Nimm mich!
Und da geschah das Wunder. Er blieb tatsächlich stehen, kam zurück und wir sahen uns in die Augen."Das Pferd hat ein ruhiges Auge." Das sagen die Menschen immer, wenn ihnen die Augen eines Pferdes gefallen. Du hast ruhige Augen, das sagte ich. Nicht laut natürlich. Ich kann ja keine Worte formen, so wie es die Menschen können. Ich sagte es in meinen Gedanken. Und mir schien, als ob er mich verstanden hätte. Seine Frau wollte ihn zu einem anderen,
zugegeben schöner gepflegtem Pferd lotsen, und auch das Mädchen hatte andere Pferde in die engere Auswahl genommen. Jetzt kam es darauf an. Hier war meine Chance, von diesem Bauernhof wegzukommen. Nimm mich! Nimm mich! hämmerte es durchgehend in meinem Kopf. "Ich will den und keinen anderen", sagte der Mann vor mir schließlich...."
Besitzer konnten mich nicht mehr ernähren. Ihre Firma war pleite gegangen und damit auch ich. Ich wurde für wenig Geld zu einem Bauern verfrachtet. Hier stand ich in einer kleinen, dunklen Box, so, als ob ich von niemandem gesehen werden sollte. Meine lange blonde Mähne, was ja schon sehr außergewöhnlich ist, war zerzaust und kraus und hing bis zu meinen Knien hinab. Mein Fell war zottelig und ungepflegt. Überhaupt sah ich, das Pony, das kein Pony mehr war, weil ich sechs Zentimeter zu groß geworden bin, auch sonst ziemlich heruntergekommen aus. Als Pony gilt nur, wer nicht größer als einen Meter und
achtundvierzig Zentimeter groß ist. Ich war aber eins vierundfünfzig groß. Deshalb nannte man mich auch "Der Große".
Beim Bauern ging es mir nicht besonders gut. Ich hatte zwar eine mit Stroh gefüllte Box, bekam auch genug zu fressen, aber sonst war es nicht so schön. Die Box war sehr klein, hatte kein Fenster, so dass ich oft im Dunkeln stand. Und sie wurde nur selten gesäubert. Deshalb roch ich auch wie ein Stinktier. Hin und wieder kamen Leute, die ein Pferd kaufen wollten, in den Stall und sahen sich um, was an Pferden vorhanden war. Mich beachteten sie kaum. Dabei war ich, bevor ich zum Bauern gekommen war, ein Siegertyp gewesen. Mit mir hatten die Kinder der Vorbesitzer jede Menge Siege errungen. Aber da war ich ja auch fein herausgeputzt und ein besonderer Blickfang, wie die Leute immer wieder sagten. Das Pferd hat eine wunderbare Ausstrahlung,hörte ich fast jeden Tag. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal so enden würde.
Weil ich nun schon viele Wochen in dem Mist in der dunklen Stallbox gestanden hatte, waren meine Hufe innerlich weich geworden. Aber das wusste dieser Mann nicht, der eines Tages mit seiner Frau und seinem Enkelkind in den Stall gekommen war, und sich ein Pferd für das Mädchen aussuchen wollte. Dabei kam er auch an meiner dunklen Box vorbei. Ich sah nach wie vor aus wie ein Zotteltier. Deshalb warf er nur einen kurzen Blick in meine Box, als es mir durch den Kopf schoss: Bleib stehen! Nimm mich!
Und da geschah das Wunder. Er blieb tatsächlich stehen, kam zurück und wir sahen uns in die Augen."Das Pferd hat ein ruhiges Auge." Das sagen die Menschen immer, wenn ihnen die Augen eines Pferdes gefallen. Du hast ruhige Augen, das sagte ich. Nicht laut natürlich. Ich kann ja keine Worte formen, so wie es die Menschen können. Ich sagte es in meinen Gedanken. Und mir schien, als ob er mich verstanden hätte. Seine Frau wollte ihn zu einem anderen,
zugegeben schöner gepflegtem Pferd lotsen, und auch das Mädchen hatte andere Pferde in die engere Auswahl genommen. Jetzt kam es darauf an. Hier war meine Chance, von diesem Bauernhof wegzukommen. Nimm mich! Nimm mich! hämmerte es durchgehend in meinem Kopf. "Ich will den und keinen anderen", sagte der Mann vor mir schließlich...."