Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 5,80 €
Produktdetails
  • Verlag: Weltsichten
  • Seitenzahl: 80
  • Deutsch
  • Abmessung: 225mm
  • Gewicht: 520g
  • ISBN-13: 9783934996021
  • ISBN-10: 3934996027
  • Artikelnr.: 11127655
Autorenporträt
Dirk Bleyer wurde 1964 in der Nähe von Heidelberg geboren und lebt nun seit vielen Jahren in Berlin. Schon während seines Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik entwickelte er eine große Leidenschaft zur Fotografie und zum Reisen, woraus schließlich Schritt für Schritt sein Beruf entstand. Seit nunmehr zehn Jahren produziert Dirk Bleyer Diamultivisionen, und arbeitet als freier Fotojournalist und Reiseerzähler für renommierte Veranstalter in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.
1997 wurde Dirk Bleyer in die GBV (Gesellschaft für Bild und Vortrag) berufen, einen Berufsverband, dessen Anliegen die Förderung von qualitativ hochwertigen Diavorträgen ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2004

Licht hinter Nebeln
In Wort und Bild: Das heitere Masuren im Blick
Eine Volksweisheit besagt: „Als der Herrgott Masuren schuf, tat er es mit einem Lächeln; doch es war ein Lächeln durch Tränen.” Mit diesem Spruch hat Burkhard Ollech das Einleitungskapitel seines Bildbandes „Masuren” überschrieben. Und er erklärt ihn auch: Vor allem für Fremde sei Masuren zuallererst Landschaft, eine „harmonische Komposition” aus Feldern und Wäldern, Hügeln und Seen. Eine Gegend, die nicht durch Prachtbauten von sich reden mache und auch nicht durch spektakuläre Naturszenarien. Masuren zeige seine Schönheit und seinen Reichtum vielmehr in „vornehmer Stille”. Es ist eine zurückhaltende, melancholische Landschaft. Mit der es die Geschichte selten besonders gut gemeint hat.
Der Fotograf Dirk Bleyer, mit dem zusammen Ollech das Buch über den Nordosten Polens gestaltet hat, wischt die Tränen allerdings entschlossen fort. Er zeigt Masuren überwiegend von einer heiteren Seite; und immer dann, wenn sich doch Nebel ins Bild schieben oder die Dämmerung hereinbricht, dokumentieren die Fotografien den Hang Bleyers zu dramatischen Szenerien, zum Pathos, der die Melancholie überdeckt. Die Marienburg, vom Beginn des 14. bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts Hauptsitz des Deutschen Ordens und entsprechend umkämpft, hat er bei Nacht aufgenommen, wenn sie von zahllosen Strahlern angeleuchtet wird und diese Lichter sich im Flüsschen Nogat spiegeln. Dessen Wasser und auch die Luft schimmern violett, und über der riesigen Burganlage zuckt ein imposanter Blitz durch den Nachthimmel. Die Grenze zum Kitsch ist auf manchen Aufnahmen fließend, zumal, wenn sie Sonnenuntergänge abbilden.
Am Beispiel der Marienburg lässt sich darlegen, wie schwierig es ist, Masuren überhaupt zu definieren, geographisch ebenso wie kulturell. Was an und in Masuren ist polnisch, was deutsch und was masurisch? Als ethnische Gruppe gibt es „die Masuren” nicht. Am ehesten lassen sich religiös begründete Abgrenzungen treffen, die inzwischen aber auch verwischt sind: Masuren war bis zum Zweiten Weltkrieg protestantisch, das benachbarte Ermland ist seit jeher katholisch. Gleichwohl wird das Ermland und auch das westlich davon gelegene Oberland mit der Marienburg häufig Masuren zugeschlagen, und nach dieser Definition beginnt die Region gleich hinter Gdansk, dem früheren Danzig – der Stadt ist daher nicht zu Unrecht gemeinsam mit Kaliningrad auch das abschließende Kapitel in diesem Buch gewidmet. Andere nennen Olsztyn, das vormalige Allenstein, das Tor zu Masuren.
Von diesen Grenzgebieten her nähert sich Burkhard Ollech Masuren an. Nach einer knappen und doch nicht oberflächlichen Einleitung über die Historie, über Prussen also, Vorläufer der Preußen, sowie den Deutschen Orden, beschreibt er im ersten Kapitel das Erm- und das Oberland. Immer wieder macht er seine Beschreibungen am Wirken berühmter Männer fest, und es gelingt ihm, gleichzeitig etwas zu erklären über diese Menschen, zumeist Künstler, und über Masuren. Das gilt für den Schriftsteller Ernst Wiechert, den Forscher Nikolaus Kopernikus, für Siegfried Lenz und Arno Holz.
Nicht jede Attraktion, nicht jedes Denkmal erscheint dem Autor gleich lobenswert. So kritisiert er den „gigantischen Gedenkstein im ,sozialistisch-realistischen‘ Stil” auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Stutthof: „Er wird dem Leiden der hier internierten Menschen nicht gerecht, nutzt es für bedenkliche propagandistische Zwecke.” Dass das Städtchen Nikolaiken als ostpreußisches Venedig firmiert, ist ihm eine ärgerliche Übertreibung.
Wie schwierig diese Landschaft abzubilden ist, kann man an Dirk Bleyers Fotografien ersehen. Kaum einmal weitet sich der Blick, sehr oft wird er verstellt vom nächsten Hügel, vom nächsten Wald. So muss man sich das Bild dieser durchaus weiten Landschaft zusammensetzen aus vielen Details. Es geht Bleyer aber auch darum zu zeigen, auf welche Weise die Menschen Masuren geprägt haben. Und das lässt sich ganz gut an Einzelheiten darstellen.
STEFAN FISCHER
DIRK BLEYER, BURKHARD OLLECH: Masuren. Bruckmann Verlag. München 2003. 120 Seiten. 24,90 Euro.
Einst Danzig, jetzt Gdansk: Die Langgasse, wiederaufgebaute Haupt- und Geschäftsstraße der Stadt.
Foto: Dirk Bleyer
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr