Tinder Shorts sind ein von der Autorin erfundenes Genre sehr kurzer Texte über die Liebe in Zeiten des Dating, alte und neue Probleme mit Sprache, Nähe, Erwartungen und Projektionen. Es wird dabei zugleich autobiografisch und ästhetisch distanziert geschrieben, was den im Digitalen verschwimmenden Unterscheidungen von Realität oder Fiktion und Autorin oder Figur korrespondiert.
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buecher-magazin.deSarah Bergers Tinder Shorts sind sehr kurze Texte (oft Chat-Dialoge) über die Liebe in Zeiten des Datings, über Begegnung als Konsum, über die Sehnsucht und den Unwillen, die Oberfläche zu durchbrechen. Was an diesen Texten autobiografisch ist und was fiktional, was Experiment und was Erzählung, bleibt unklar, und das ist schlüssig: Auch in den sozialen Netzwerken verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Inszenierung, Autorin und Figur. Sie sind klug, witzig, manche von ihnen bitter, manche poetisch. Was immer wieder auffällt: panische Angst davor, sich festzulegen, und sei es auch nur auf ein Treffen nächste Woche. Verstohlene Sehnsucht danach, sich festzulegen. Oder nach jemandem, der sich auf einen festlegen möchte und dem man dann sagen kann: "Du musst das verstehen, ich kann das eben nicht so mit der Monogamie." Die erschreckende Irritation, wenn die Autorin eine Frage ehrlich beantwortet. Und alle drei Seiten ein Satz, den man dringend an die nächste Mauer sprühen möchte: "Statt ‚Ich liebe dich!' sollten wir ‚Ich ertrage dich!' sagen." Oder mit einem Edding unten neben der Kneipentoilette an die Wand schreiben, damit es jemandem, der es braucht, genau dann auffällt, wenn er es braucht.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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