ALL T AG UND SOZIOLOGIE Von Kurt Hammerich und Michael Klein I Einleitungen zu Aufsatzsammlungen pflegen einem bestimmten Ritual zu fronen: Es wird festgestellt, d~ das in dem betreffenden Samme!band diskutierte Thema in der fachwissenschaftlichen Diskussion bisher weitgehend iibersehen wurde, nicht ge niigend gewiirdigt wird und bisher hochstens rudimentar, unzusammenhangend, kon zeptionslos etc. abgehandelt wurde. Recht gut macht sich hierbei besonders der Hin weis auf bislang fehlende Beriicksichtigung in Lexika und Handbiichern. Auch fiir den vorliegenden Band bote sich eine solche Einleitung sicherlich ani. Wenn dies allerdings letztlich unterbleibt, so geschieht dies vor allem, weil der solchen Einfiihrungsritualen zugrundliegende Anspruch, namlich mit der eigenen Publikation die fragliche oder nur vorgegebene Liicke geschlossen zu haben, hier nicht eingelost werden kann. Dies hangt zunachst einmal damit zusammen, d~ der inhaltliche und theoretische Stellenwert 2 einer Soziologie des Alltags bislang weitgehend ungeklart ist Soziologie des Alltags mag namlich bedeuten, soziologische Kategoriensysteme, die in der Regel auf den Bezugshintergrund von formalisierten und institutionell verfestigten Sozialgebilden projiziert sind, auch auf sogenannte nicht-definierte Situationen zu iibertragen bzw. anzuwenden. Damit wird versucht, die in soziologischen Kategoriensystemen unter 3 stellte Strukturiertheit und Regelhaftigkeit auch fiir diese Bereiche aufzuzeigen oder aber den Allgemeinheitsanspruch der jeweiligen soziologischen Theoriekonzeption 4 nachhaltig zu untermauern . Soziologie des Alltags kann aber auch meinen, einen ge sonderten Sozialbereich bzw. eine besondere gesellschaftliche Sphare jenseits der iibri gen Lebensbereiche, die als institutionell abgesichert gesehen werden, als Resultat gesellschaftlicher Differenzierung zu behaupten.
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