1911 begründete der Rostocker Klassische Philologe Johannes Geffcken (1861-1935) die "Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften". Sie ist die die älteste deutsche, noch bestehende Buchreihe der klassisch-philologischen Altertumswissenschaft und erscheint heute wie vor einhundert Jahren im Universitätsverlag Winter. Aus diesem Anlaß wird der erste Band der "Bibliothek", Edmund Hoppes 1911 erschienene Abhandlung "Mathematik und Astronomie im klassischen Altertum", hier noch einmal nachgedruckt (1. Teil). Der Experimentalphysiker und Wissenschaftshistoriker Edmund Hoppe (1854-1928) unterrichtete vierzig Jahre lang als Gymnasialprofessor in Hamburg und lehrte nach seiner Emeritierung Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Göttingen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2012Als die Griechen noch
rechnen konnten
Kürzlich ist die „Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften“ hundert Jahre alt geworden. Es handelt sich damit um „die älteste noch bestehende klassisch-philologische Buchreihe in den deutschsprachigen Ländern“. Na, wenn das kein Superlativ ist!
Es spricht für den unerschütterlichen Mut zur Vielfalt bei den deutschen Wissenschaftsverlagen, dass zum Jubiläum nun der Band 1 dieser Reihe aus dem Jahre 1911 in handlicher Taschenbuchform neu herausgegeben wurde. Denn die Geschichte der antiken Mathematik und Astronomie, die der Hamburger und Göttinger Physiker und Philologe Edmund Hoppe damals beigesteuert hat, ist nicht unbedingt ein Pageturner. Aber wissenschaftsgeschichtlich interessant ist das Dokument allemal.
Wer vom Problem der Quadratur des Kreises, vom Satz des Thales, vom Archimedischen Prinzip oder vom Satz des Pythagoras auch nur vage, womöglich quälende Erinnerungen aus der Schulzeit hat, der weiß, dass die Mathematik und Physik der Neuzeit und damit die moderne wissenschaftlich-technische Zivilisation auf Pionierleistungen der alten Griechen zurückgeht. Bei Pythagoras und Platon wurde die Mathematik auch zur philosophischen Grundlagenwissenschaft. Wenn Griechen von heute sich in den Bilanzen ihrer Staatsfinanzen verrechnen – an ihren Vorfahren liegt es nicht. Die Vermittlung griechischer Forschung in Europa verlief allerdings großteils nur indirekt, weil über viele Jahrhunderte, wie Edmund Hoppe es ausdrückte, „der Faden der Entwicklung durch die rauhe Hand römischer Legionäre zerrissen war“.
Originell an Hoppes Darstellung war, dass er Mathematik und Astronomie in engem Zusammenhang behandelte, und dass er deutlich machte, wie viel die Griechen ihrerseits der vorangegangen Rechenkunst der Babylonier und Ägypter verdankten. Beigefügt ist ein origineller Essay des Herausgebers Jürgen Paul Schwindt über das Jahr 1911 sowie ein instruktives Nachwort von Markus Asper.
Johan Schloemann
Edmund Hoppe: Mathematik und Astronomie im klassischen Altertum. Universitätsverlag Winter,
Heidelberg 2011.
314 S., 24 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
rechnen konnten
Kürzlich ist die „Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften“ hundert Jahre alt geworden. Es handelt sich damit um „die älteste noch bestehende klassisch-philologische Buchreihe in den deutschsprachigen Ländern“. Na, wenn das kein Superlativ ist!
Es spricht für den unerschütterlichen Mut zur Vielfalt bei den deutschen Wissenschaftsverlagen, dass zum Jubiläum nun der Band 1 dieser Reihe aus dem Jahre 1911 in handlicher Taschenbuchform neu herausgegeben wurde. Denn die Geschichte der antiken Mathematik und Astronomie, die der Hamburger und Göttinger Physiker und Philologe Edmund Hoppe damals beigesteuert hat, ist nicht unbedingt ein Pageturner. Aber wissenschaftsgeschichtlich interessant ist das Dokument allemal.
Wer vom Problem der Quadratur des Kreises, vom Satz des Thales, vom Archimedischen Prinzip oder vom Satz des Pythagoras auch nur vage, womöglich quälende Erinnerungen aus der Schulzeit hat, der weiß, dass die Mathematik und Physik der Neuzeit und damit die moderne wissenschaftlich-technische Zivilisation auf Pionierleistungen der alten Griechen zurückgeht. Bei Pythagoras und Platon wurde die Mathematik auch zur philosophischen Grundlagenwissenschaft. Wenn Griechen von heute sich in den Bilanzen ihrer Staatsfinanzen verrechnen – an ihren Vorfahren liegt es nicht. Die Vermittlung griechischer Forschung in Europa verlief allerdings großteils nur indirekt, weil über viele Jahrhunderte, wie Edmund Hoppe es ausdrückte, „der Faden der Entwicklung durch die rauhe Hand römischer Legionäre zerrissen war“.
Originell an Hoppes Darstellung war, dass er Mathematik und Astronomie in engem Zusammenhang behandelte, und dass er deutlich machte, wie viel die Griechen ihrerseits der vorangegangen Rechenkunst der Babylonier und Ägypter verdankten. Beigefügt ist ein origineller Essay des Herausgebers Jürgen Paul Schwindt über das Jahr 1911 sowie ein instruktives Nachwort von Markus Asper.
Johan Schloemann
Edmund Hoppe: Mathematik und Astronomie im klassischen Altertum. Universitätsverlag Winter,
Heidelberg 2011.
314 S., 24 Euro.
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