Von Henri Matisse (1869 - 1954) wurde die Legende des langweiligen Spießers über Jahrzehnte kolportiert. Angesichts seiner kraftvollen Bilder, ihrer Farbenfreude und Originalität glaubte die Autorin Hilary Spurling nicht an dieses Klischee. Detailliert rekonstruiert sie ein Künstlerleben, das zu den einflussreichsten des 20. Jahrhunderts zählt. Bislang unbekanntes Quellenmaterial und Zeitzeugen-Interviews machen dieses Buch zu einem Muss für jeden Matisse-Interessierten. Hilary Spurling versteht es meisterhaft, mit einer reichen Sprache, akribischer Genauigkeit und lebhaften Schilderungen ein authentisches Bild zu zeichnen. Sie nimmt den Leser mit auf eine Entdeckungsreise ungeahnter Zusammenhänge im Leben des Künstlers und Malers, Ehemannes, Familienvaters, Freundes und Menschen Henri Matisse.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bärbel Küster zeigt sich begeistert von dieser "hervorragend" übersetzten und "verlockend" ausgestatteten zweibändigen Künstlermonografie. Über kleinere Mängel, "milieutheoretische Klischees" im ersten, Längen und "falsche Gewichtungen" im zweiten Band etwa, kann sie gut hinwegsehen. Mit entscheidend für das Gelingen eines differenzierten Gesamtbildes des Künstlers Henri Matisse ist für sie der Umstand, dass die Autorin Hilary Spurling nicht so sehr kunsthistorisch vorgeht, sondern unter für Küster erstaunlicher archivalischer Leistung den Blick auf die Zusammenhänge von Leben und Werk lenkt. Das von kulturhistorischen Daten gestützte Schmökern in Korrespondenzen und Interviews mit Zeitgenossen hat Küster als äußerst spannend empfunden. Erkenntnisse, die der erste Band vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen der Dritten Republik vorbereitet, sucht Küster im zweiten Band zwar vergebens, weil ab 1908 (wo der zweite Band chronologisch einsetzt) die Reflexe darauf in Matisses Werk und Biografie eher schwach sind, wie sie anmerkt. Dafür erscheint ihr dieser Teil richtungsweisend durch neue Perspektiven und das sachliche Aufzeigen von Widersprüchen im Leben des Künstlers, fern von bekannten Klischees.
© Perlentaucher Medien GmbH
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