Die Malerei von Matisse ist Ausdruck von Lebenslust und Daseinsfreude. Er war nicht nur der Schöpfer von farbenfrohen Interieurs und Stillleben, sondern auch von ausdrucksstarken Porträts. Bereits am Anfang seiner Karriere, im Kreis der Maler des Fauvismus, widmete sich Matisse ausgiebigen Porträtstudien, und auch später blieben Porträts eine wichtige Facette in seinem Werk. Jetzt wird erstmals die Porträtkunst des Künstlers in einer Ausstellung thematisiert. Es geht dabei um die faszinierende Frage, auf welche Weise Matisse, dem es keineswegs um »exactitude« ging, ein ähnliches Abbild eines Gegenübers darstellte. Wie gelang es ihm, den »wahren Charakter« eines Gesichts zu erfassen und damit das zu schaffen, was man ein »wirkliches Porträt« nennen kann? Worin bestand die gesuchte Ähnlichkeit oder die vom Künstler beschriebene emotionale Beziehung zum Modell?Bei jeder Sitzung hat der Maler die Analyse neu begonnen, die vom Modell ausgehenden Impulse neu sondiert bis ein Bildnis von ikonenhafter Gültigkeit entstand. Nicht selten bestand diese Synthese auch aus einer Serie von Schnellzeichnungen, die fürMatisse ebenso »Offenbarungen« darstellten wie die gemalten Porträts oder die Skulpturen. Bei diesem Interpretationsansatz werden neueste Erkenntnisse zu Matisses Familie, seinen Beziehungen zu Künstlerfreunden und Sammlerinnen einbezogen. Ebenso im Blick sind die durch Matisses langjährige Modelle inspirierten Bilder, denen eine besondere formale Überzeugungskraft eignet.