Niemand hat es bislang unternommen, das Matterhorn als Gesamtphänomen, als die Kultur und Geschichte eines Felsens zu sehen, der mit magischer Kraft Jahr für Jahr Tausende von geübten oder ungeübten Bergsteigerinnen und Bergsteigern und Millionen von Touristen aus aller Welt anzieht. Diese Kraft wirkt auf zahllose Werbeleute und Wirtschaftsstrategen zurück, die das 'Hore' auf jede nur erdenkliche Weise vermarkten wollen. Die Texte und Bilder dieses Buches 'besichtigen' das Matterhorn von allen Seiten - als alpinistisches, als nationales und als werbewirksames Wahrzeichen. Sie erzählen von seinem Werdegang, vom Leben am und mit dem Berg, von den Helden- und Wahnsinnstaten oben und unten.
Nicht in Ursula Andress, wie es bisweilen behauptet wird, hat die Schweizer Architektur ihre Vollendung gefunden, sondern im Matterhorn. Kein anderer Berg sieht zugleich so einladend und so furchterregend aus, kein anderer Berg verkörpert das Prinzip Berg vollkommener. Und mehr. Das gleichmäßige Dreieck seiner Silhouette taugt ebensogut als Symbol für Schweizer Schokoladenstückchen wie als Ornament für Schweizer Streichkäseecken; so belegt in dem Band "Matterhorn - Eine Besichtigung". Es ist ein phänomenales Buch, das aus allen erdenklichen Perspektiven zum Gipfel hinaufschaut. Und bisweilen von oben hinab, etwa im Sturzflug der Gefährten Edward Whympers, des Erstbesteigers, 1865. Die Ansätze sind alpinistisch, kritisch und kurios - und reichen so tief in die geologischen Schichten, wie man es gar nicht wissen will: Das Matterhorn, so erfährt man da, ist der "klägliche Rest afrikanischen Gesteins". - Unsere Abbildung zeigt eine Werbung für asiatischen Dosenkaffee.
F.L.
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"Matterhorn - Eine Besichtigung" von Michael T. Ganz, Marc Valance und Heinz Dieter Finck. Werd Verlag, Zürich 2001. 160 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 39 Euro. ISBN 3-85932-345-8.
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