Produktdetails
- Verlag: UTB
- ISBN-13: 9783772017216
- ISBN-10: 3772017215
- Artikelnr.: 25139789
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.05.2011Das Ende der Gemütlichkeit
Zum hundertsten Geburtstag von Max Frisch: In seiner Biographie erforscht Julian Schütt die Schweizer Wurzeln des Kritikers der Schweiz
Hat man nicht schon alles über ihn gehört? Zuerst durch ihn selbst, dank seinem Hang zum autobiographisch grundierten Schreiben, und jetzt durch die sich häufenden Biographien zu seinem 100. Geburtstag am 15. Mai? Man erinnert sich beim Wort „Geburtstag“: war da nicht die Stelle in „Montauk“, in der Max Frisch kühl anmerkt: „die schlichte Nachricht, dass ein Kind gezeugt wurde, hat mich gefreut, der Frau zuliebe“. Der Satz hat, neben vielen braven Leserinnen und Lesern, auch Frischs erste Tochter Ursula schockiert.
Jetzt liest man in einem Brief, den der junge Frisch an seinen Freund und Mäzen Werner Coninx schreibt, der ihm von der „Belastung“ geklagt hatte, Vater zu werden: „Für uns ist es eine wirkliche Freude, und wenn ich nicht annehmen müsste, dass ich Dich an eine Last erinnere, würde ich am liebsten davon erzählen! Trudy geht es immer gut, der Kleinen auch, und ich könnte sie, obschon sie noch wenig und nur ganz bescheiden in meinen Alltag eingreift, nicht mehr vermissen.“
Wer war Max Frisch? Wen diese Frage interessiert, der wird an der nun erschienen Lebensbeschreibung von Julian Schütt, die seit Jahren ein Versprechen war, nicht vorbeikommen. Noch ist es „nur“ die „Biographie eines Aufstiegs“ geworden. Sie reicht bis ins Jahr 1955, bis zum Erscheinen von „Stiller“, Frischs erstem Welterfolg. Doch das Warten hat sich gelohnt. Man kann jede der bislang erschienenen Biographien aus dem einen oder anderen Grund empfehlen, aber durch seine umfassenden Kenntnisse setzt Schütt ganz neue Maßstäbe.
Zeiten und Menschen, die bisher gern global abgehandelt wurden, werden genauer ausgeleuchtet. Etwa Frischs Vater, der es vom Bauzeichner zum Architekten brachte – er baute in genau jenem opulenten Historismus, den Frisch später kritisierte. Schütt zeigt, dass dieser dicke Mann, dem Frischs Mutter im Alter die Schuhe binden musste, durchaus Karriere machte, bis er durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Wirtschaftskrise zu einer ärmlichen Makler-Existenz gezwungen war, in der die münzgefütterte Stromuhr bestimmte, wie warm das Essen auf den Tisch kam. Noch heute jedoch stehen, so Schütt, vom Vater mehr Bauten als vom Sohn. Etwa das prunkvolle Schattenbad einer Fabrikanten-Villa – nicht weit von Max Frischs einziger architektonischer Großtat, dem Schwimmbad Letzigraben.
Schütt informiert detailliert, formuliert zügig und sehr gut lesbar. Seine Spannung zieht das Buch aus der Anzahl neuer Erkenntnisse, die es bietet. Auch was Frischs schillernde politische Position in den dreißiger Jahren betrifft. Schütt führt überzeugend vor, dass der junge Frisch weniger durch die nationalsozialistische Ideologie gefährdet war, als in den letzten Jahren angenommen – dass jedoch seine, dem nationalistischen Zeitgeist in ganz Europa entsprechende, betont „schweizerische“ Haltung, ihn oft mit Blindheit schlug. Seine intensive Beziehung zur jüdischen Berlinerin Käte Rubensohn, die Schütt in allen Facetten darstellt, bewahrte Frisch seltsamerweise nicht davor, der polnisch-jüdischen Frau seines Chemiker-Bruders Franz mit Unverständnis zu begegnen, wenn sie, mit Nachrichten aus Polen, zunehmend „schwierig“ wurde.
Bleibend skandalös ist auch Frischs seit einigen Jahren bekannter Brief an den jüdischen Karikaturisten Gregor Rabinovitch. Nach einem Cartoon Rabinovitchs in der Satirezeitschrift Nebelspalter teilt Frisch ihm am 4. August 1938 brieflich mit, Rabinovitchs Spott über Nazi-Deutschland und die anpassungsfreundliche Schweiz sei „Ressentiment“, „nicht das, was unser schweizerisches Wollen ist“. Geradezu karikaturhaft widmete sich der junge Frisch der „geistigen Landesverteidigung“: eine Überidentifikation, die eine „Teufelsaustreibung“ nach sich zog und Frisch zu einem der wirkungsmächtigsten und meistangefeindeten Schweiz-Kritiker des zwanzigsten Jahrhunderts werden ließ. Wie vor ihm kein Frisch-Forscher, zeigt Schütt jedoch auch den Hintergrund der politischen Stimmung.
Man konnte noch nicht vom vergleichsweise gemütlichen Schweizer Überdauern von nationalsozialistischer Bedrohung und Krieg ausgehen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war klar, dass Grenzen nicht respektiert würden. Als Frisch Hitlers Berliner Sportpalast-Rede vom 26. September im Radio hört und 20 000 Zuhörer skandieren: „Führer befiehl, wir folgen“, schreibt er seinem Bruder: „Für uns, die wir als letzte Deutschstämmige noch über ein gewisses Denkvermögen verfügen, gibt es dazu keinen Kommentar. Ich war sehr niedergeschlagen, dass der Mensch, wenn er in der Masse ist, so bedingungslos im Tierischen aufgeht.“ Frisch erwartete Krieg „Als Tscheche würde ich auf jeden Fall kämpfen. Auch dann, wenn es aussichtslos ist, wie man meint.“
Erst als die Bomben der Alliierten Teile Deutschlands zerstören, bemüht sich Frisch um „Objektivität“. Bei einer Reise ins Nachkriegsdeutschland sieht er einen amerikanischen Gefangenentransport, und konstatiert die Beschämung: „wenn man ‚Menschen umzäunt sieht, gepfercht, verfrachtet wie Vieh“. Schütt lässt das kommentarlos stehen, aber man muss wohl anmerken, dass es einen Unterschied macht, wohin man transportiert wird und was dort geschieht.
Die Beschränkung auf die Zeit vor der Beziehung zu Ingeborg Bachmann, zu der Unterlagen gesperrt sind, führt auch dazu, dass Constanze (Trudi) von Meyenburg zum ersten Mal wichtig genommen wird: Frischs erste Frau, eine Architektin. Auch mit ihr hat Schütt noch geredet. Die Tochter eines vermögenden Zürcher Pathologie-Professors gebar Frisch drei Kinder, aber eine glückliche Ehe war es nicht. Zuerst hatte er Affären, dann wohl auch sie, worauf er im Notizheft gegen „Frigide“ loszog, die es „mit jedem“, aber eigentlich „mit keinem“ können. Er liebe Frauen, die sich nicht „wie eine Puppe“ berühren lassen, einem Begehren nicht nur „freundschaftlich entgegenkommen“.
Frisch hatte vor der Heirat eine leidenschaftliche Affäre mit der Westschweizer Sprachlehrerin Madelon Robert, die den freien Journalisten, der kaum eine Flasche Wein mitbringen konnte, schließlich für einen Fabrikanten verließ. Die anschließende Aufnahme in die Familie von Meyenburg (der Schwiegervater wurde „Paps“ genannt) war für Frisch nicht mit dem Ende aller Finanzsorgen verbunden, aber man bezog eine standesgemäße Wohnung in der Zollikerstraße, wo auch der prominente Germanist Emil Staiger und der Waffenfabrikant Emil Bührle lebten.
Doch die Zivilisierung der Liebe schlug fehl. Frisch bewegte sich zwischen dem Untreue-Pathos, das er schon Käte Rubensohn brieflich mitgeteilt hatte („Ich glaube an die Gewalt der Liebe und der Untreue . . .“) und intensiver Eifersucht, nicht erst bei Ingeborg Bachmann. Und nicht nur bei Madelon Robert stand er unten am Fenster, um Nachfolger auszuspähen. Einmal nahmen in zwei Polizisten in ihre Mitte.
Nein, Max Frisch war kein einfacher, ruhiger Bürger, auch wenn er es manchmal gern gewesen wäre. Einerseits wollte er sich bei seiner Hochzeit nicht blamieren, terrorisierte den Bruder, dessen Frau und seine Mutter mit Garderobevorschriften, drängte darauf, dass der Bruder, gerade im Wehrdienst, in Galauniform erscheine. Andererseits stand dieser in sich zerrissene Kleinbürgersohn für dauernden Aufbruch. Versteinerung war mit diesem Ungeduldigen nicht drin.
Sein Werk, so dachte mancher in den letzten Jahren, die spätexistentialistische Auseinandersetzung mit den Zwängen, denen ein Ich ausgesetzt ist, sei durch die zunehmende Liberalisierung und Individualisierung überholt. Heute kann man ohne großes Risiko prophezeien, dass in einer Zeit, in der im lesenden Teil der Gesellschaft von „neuer Bürgerlichkeit“ die Rede ist und Debatten über alte Werte neu geführt werden, die Werke von Max Frisch wieder Bestandteil der Gegenwart werden können.
HANS-PETER KUNISCH
JULIAN SCHÜTT: Max Frisch. Biographie eines Aufstiegs. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 592 Seiten, 24,90 Euro.
Der junge Max Frisch war ein
rabiater Befürworter der
„geistigen Landesverteidigung“
Frisch bewegte sich zwischen
früh bekundetem Untreue-Pathos
und intensiver Eifersucht
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Zum hundertsten Geburtstag von Max Frisch: In seiner Biographie erforscht Julian Schütt die Schweizer Wurzeln des Kritikers der Schweiz
Hat man nicht schon alles über ihn gehört? Zuerst durch ihn selbst, dank seinem Hang zum autobiographisch grundierten Schreiben, und jetzt durch die sich häufenden Biographien zu seinem 100. Geburtstag am 15. Mai? Man erinnert sich beim Wort „Geburtstag“: war da nicht die Stelle in „Montauk“, in der Max Frisch kühl anmerkt: „die schlichte Nachricht, dass ein Kind gezeugt wurde, hat mich gefreut, der Frau zuliebe“. Der Satz hat, neben vielen braven Leserinnen und Lesern, auch Frischs erste Tochter Ursula schockiert.
Jetzt liest man in einem Brief, den der junge Frisch an seinen Freund und Mäzen Werner Coninx schreibt, der ihm von der „Belastung“ geklagt hatte, Vater zu werden: „Für uns ist es eine wirkliche Freude, und wenn ich nicht annehmen müsste, dass ich Dich an eine Last erinnere, würde ich am liebsten davon erzählen! Trudy geht es immer gut, der Kleinen auch, und ich könnte sie, obschon sie noch wenig und nur ganz bescheiden in meinen Alltag eingreift, nicht mehr vermissen.“
Wer war Max Frisch? Wen diese Frage interessiert, der wird an der nun erschienen Lebensbeschreibung von Julian Schütt, die seit Jahren ein Versprechen war, nicht vorbeikommen. Noch ist es „nur“ die „Biographie eines Aufstiegs“ geworden. Sie reicht bis ins Jahr 1955, bis zum Erscheinen von „Stiller“, Frischs erstem Welterfolg. Doch das Warten hat sich gelohnt. Man kann jede der bislang erschienenen Biographien aus dem einen oder anderen Grund empfehlen, aber durch seine umfassenden Kenntnisse setzt Schütt ganz neue Maßstäbe.
Zeiten und Menschen, die bisher gern global abgehandelt wurden, werden genauer ausgeleuchtet. Etwa Frischs Vater, der es vom Bauzeichner zum Architekten brachte – er baute in genau jenem opulenten Historismus, den Frisch später kritisierte. Schütt zeigt, dass dieser dicke Mann, dem Frischs Mutter im Alter die Schuhe binden musste, durchaus Karriere machte, bis er durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Wirtschaftskrise zu einer ärmlichen Makler-Existenz gezwungen war, in der die münzgefütterte Stromuhr bestimmte, wie warm das Essen auf den Tisch kam. Noch heute jedoch stehen, so Schütt, vom Vater mehr Bauten als vom Sohn. Etwa das prunkvolle Schattenbad einer Fabrikanten-Villa – nicht weit von Max Frischs einziger architektonischer Großtat, dem Schwimmbad Letzigraben.
Schütt informiert detailliert, formuliert zügig und sehr gut lesbar. Seine Spannung zieht das Buch aus der Anzahl neuer Erkenntnisse, die es bietet. Auch was Frischs schillernde politische Position in den dreißiger Jahren betrifft. Schütt führt überzeugend vor, dass der junge Frisch weniger durch die nationalsozialistische Ideologie gefährdet war, als in den letzten Jahren angenommen – dass jedoch seine, dem nationalistischen Zeitgeist in ganz Europa entsprechende, betont „schweizerische“ Haltung, ihn oft mit Blindheit schlug. Seine intensive Beziehung zur jüdischen Berlinerin Käte Rubensohn, die Schütt in allen Facetten darstellt, bewahrte Frisch seltsamerweise nicht davor, der polnisch-jüdischen Frau seines Chemiker-Bruders Franz mit Unverständnis zu begegnen, wenn sie, mit Nachrichten aus Polen, zunehmend „schwierig“ wurde.
Bleibend skandalös ist auch Frischs seit einigen Jahren bekannter Brief an den jüdischen Karikaturisten Gregor Rabinovitch. Nach einem Cartoon Rabinovitchs in der Satirezeitschrift Nebelspalter teilt Frisch ihm am 4. August 1938 brieflich mit, Rabinovitchs Spott über Nazi-Deutschland und die anpassungsfreundliche Schweiz sei „Ressentiment“, „nicht das, was unser schweizerisches Wollen ist“. Geradezu karikaturhaft widmete sich der junge Frisch der „geistigen Landesverteidigung“: eine Überidentifikation, die eine „Teufelsaustreibung“ nach sich zog und Frisch zu einem der wirkungsmächtigsten und meistangefeindeten Schweiz-Kritiker des zwanzigsten Jahrhunderts werden ließ. Wie vor ihm kein Frisch-Forscher, zeigt Schütt jedoch auch den Hintergrund der politischen Stimmung.
Man konnte noch nicht vom vergleichsweise gemütlichen Schweizer Überdauern von nationalsozialistischer Bedrohung und Krieg ausgehen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war klar, dass Grenzen nicht respektiert würden. Als Frisch Hitlers Berliner Sportpalast-Rede vom 26. September im Radio hört und 20 000 Zuhörer skandieren: „Führer befiehl, wir folgen“, schreibt er seinem Bruder: „Für uns, die wir als letzte Deutschstämmige noch über ein gewisses Denkvermögen verfügen, gibt es dazu keinen Kommentar. Ich war sehr niedergeschlagen, dass der Mensch, wenn er in der Masse ist, so bedingungslos im Tierischen aufgeht.“ Frisch erwartete Krieg „Als Tscheche würde ich auf jeden Fall kämpfen. Auch dann, wenn es aussichtslos ist, wie man meint.“
Erst als die Bomben der Alliierten Teile Deutschlands zerstören, bemüht sich Frisch um „Objektivität“. Bei einer Reise ins Nachkriegsdeutschland sieht er einen amerikanischen Gefangenentransport, und konstatiert die Beschämung: „wenn man ‚Menschen umzäunt sieht, gepfercht, verfrachtet wie Vieh“. Schütt lässt das kommentarlos stehen, aber man muss wohl anmerken, dass es einen Unterschied macht, wohin man transportiert wird und was dort geschieht.
Die Beschränkung auf die Zeit vor der Beziehung zu Ingeborg Bachmann, zu der Unterlagen gesperrt sind, führt auch dazu, dass Constanze (Trudi) von Meyenburg zum ersten Mal wichtig genommen wird: Frischs erste Frau, eine Architektin. Auch mit ihr hat Schütt noch geredet. Die Tochter eines vermögenden Zürcher Pathologie-Professors gebar Frisch drei Kinder, aber eine glückliche Ehe war es nicht. Zuerst hatte er Affären, dann wohl auch sie, worauf er im Notizheft gegen „Frigide“ loszog, die es „mit jedem“, aber eigentlich „mit keinem“ können. Er liebe Frauen, die sich nicht „wie eine Puppe“ berühren lassen, einem Begehren nicht nur „freundschaftlich entgegenkommen“.
Frisch hatte vor der Heirat eine leidenschaftliche Affäre mit der Westschweizer Sprachlehrerin Madelon Robert, die den freien Journalisten, der kaum eine Flasche Wein mitbringen konnte, schließlich für einen Fabrikanten verließ. Die anschließende Aufnahme in die Familie von Meyenburg (der Schwiegervater wurde „Paps“ genannt) war für Frisch nicht mit dem Ende aller Finanzsorgen verbunden, aber man bezog eine standesgemäße Wohnung in der Zollikerstraße, wo auch der prominente Germanist Emil Staiger und der Waffenfabrikant Emil Bührle lebten.
Doch die Zivilisierung der Liebe schlug fehl. Frisch bewegte sich zwischen dem Untreue-Pathos, das er schon Käte Rubensohn brieflich mitgeteilt hatte („Ich glaube an die Gewalt der Liebe und der Untreue . . .“) und intensiver Eifersucht, nicht erst bei Ingeborg Bachmann. Und nicht nur bei Madelon Robert stand er unten am Fenster, um Nachfolger auszuspähen. Einmal nahmen in zwei Polizisten in ihre Mitte.
Nein, Max Frisch war kein einfacher, ruhiger Bürger, auch wenn er es manchmal gern gewesen wäre. Einerseits wollte er sich bei seiner Hochzeit nicht blamieren, terrorisierte den Bruder, dessen Frau und seine Mutter mit Garderobevorschriften, drängte darauf, dass der Bruder, gerade im Wehrdienst, in Galauniform erscheine. Andererseits stand dieser in sich zerrissene Kleinbürgersohn für dauernden Aufbruch. Versteinerung war mit diesem Ungeduldigen nicht drin.
Sein Werk, so dachte mancher in den letzten Jahren, die spätexistentialistische Auseinandersetzung mit den Zwängen, denen ein Ich ausgesetzt ist, sei durch die zunehmende Liberalisierung und Individualisierung überholt. Heute kann man ohne großes Risiko prophezeien, dass in einer Zeit, in der im lesenden Teil der Gesellschaft von „neuer Bürgerlichkeit“ die Rede ist und Debatten über alte Werte neu geführt werden, die Werke von Max Frisch wieder Bestandteil der Gegenwart werden können.
HANS-PETER KUNISCH
JULIAN SCHÜTT: Max Frisch. Biographie eines Aufstiegs. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 592 Seiten, 24,90 Euro.
Der junge Max Frisch war ein
rabiater Befürworter der
„geistigen Landesverteidigung“
Frisch bewegte sich zwischen
früh bekundetem Untreue-Pathos
und intensiver Eifersucht
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